Was hat die Zwischenbuchhändler zum Umdenken bewogen?
Im Spitzengespräch am vergangenen Donnerstag wurde deutlich, dass libreka! als Branchenlösung unbedingt gewünscht und notwendig ist und nur dann erfolgreich sein kann, wenn die ganze Branche geschlossen dahinter steht und mitzieht. Die Zwischenbuchhändler haben auch weiterhin Vorbehalte, allerdings sehen wir uns als Innovationsträger innerhalb der Branche und wollen libreka! zukünftig mit unseren Möglichkeiten fördern. In Verbandsprojekten sollte die Kooperation vor die Konfrontation gestellt werden.
Stehen die Zwischenbuchhändler geschlossen zu libreka! oder gibt es noch einige »Abweichler«?
Das Wort Abweichler missfällt mir, das besitzt den Charakter der Destruktivität. In keiner Sparte besteht zu Verbandsprojekten immer zwingend Einigkeit unter den Mitgliedern. Wenn die Diskussion sachlich ausgetragen wird, kann Dissens zu zielführenden und wegweisenden Lösungen beitragen. Wenn Oliver Voerster und ich am vergangenen Donnerstag die Interessen unserer Sparte vertreten haben, so dürfen Sie versichert sein, dass wir uns vorher über die Positionen unserer Ausschussmitglieder informiert haben, um deren Haltungen bestmöglich zu repräsentieren.
Könnte libreka! auch ohne den Zwischenbuchhandel funktionieren?
libreka! hätte auch ohne den Zwischenbuchhandel funktionieren müssen, die Anspruchsgruppen in der Gesellschaft hätten einen Stopp zum jetzigen Zeitpunkt als Kapitulation einer ganzen Branche verstanden wissen wollen. Wenn der Zwischenbuchhandel allerdings seine Marktrelevanz, seine Erfahrungen und Kenntnisse zum Beispiel. bei der Entwicklung der Software im Front- und Backend konstruktiv einbringt, dann macht dies libreka! mit Sicherheit schlagkräftiger, als wenn zukünftig libreka! isoliert am Markt agieren müsste.
Ist das eine Zusage auf Dauer oder wird sie immer wieder auf den Prüfstand gestellt, je weiter die Entwicklung von libreka! voranschreitet?
In der freien Wirtschaft steht jedes Projekt ständig betreffend Wirtschaftlichkeit und Verträglichkeit auf dem Prüfstand, das darf bei einem Verbandsprojekt, das zudem bei der Wirtschaftstochter MVB angesiedelt ist, nicht anders sein. Das kritische Hinterfragen darf aber nicht die Aufgabe des Zwischenbuchhandels sein. Wie bei anderen Projekten und Firmen innerhalb der Börsenvereinsgruppe sind es alle Mitglieder, die Dinge auf den Prüfstand stellen sollten. Wenn Quersubventionierungen stattfinden und Dinge aus dem Ruder laufen, dann müssen die Stellschrauben neu justiert werden. Dies kann auch in Zukunft bei libreka! der Fall sein.
Haben Sie Ihr eigenes Sparteninteresse im Interesse des Konsenses zwischen den Sparten zurückgestellt?
In manchen Bereichen ja, da libreka! mit bestimmten Leistungen die Geschäftsbereiche von Zwischenbuchhändlern konkurrenziert und deren ureigenes Geschäftfeld besetzt. Dies gilt vor allem für die Shopfunktion. Von den Vertretern des Sortimenter- und Verlegerausschusses wurde uns in Anwesenheit des Vorstehers des Börsenvereins versichert, dass man keine Wettbewerbspositionierung von libreka! zum Zwischenbuchhandel sucht, sondern dass alle Sparten gleichermaßen von libreka! profitieren sollen. Auf Basis dieser Ansage haben wir versucht, gemeinsam nach vorne zu blicken und den besten Konsens zu finden. Dieser hängt allerdings auch von der Ausgestaltung, der praktischen Umsetzung und des gemeinsamen Profitierens bei libreka! ab.
Wie kann der Zwischenbuchhandel an libreka! partizipieren?
Der Zwischenbuchhandel kann libreka! in seine eigenen Plattformen integrieren und somit maßgeblich zur Durchsetzungsfähigkeit des Produkts und der Marke beitragen. Libreka! tritt als Suchmaschine und Auftrags- beziehungsweise Bestellungsmakler auf; eine Vermittlungstätigkeit ist immer nur so gut, wie der Multiplikatorenpool, der sich dafür ausspricht und einsetzt. Wird E-Content innerhalb und nicht außerhalb der Branche gehandelt, so ist das für alle Sparten von Vorteil und der Verband hat eine wichtige Aufgabe erfüllt.
Das Commitment aller drei Sparten - wie viel neuen Schub wird es libreka! bringen?
Es entstand der Eindruck, vor allem im und nach dem letzten Branchenparlament, dass Mitgliedsfirmen libreka! wegen eigener Partikularinteressen ausbremsen wollten. Das war nie der Fall, libreka! wurde nie als Ganzes in Frage gestellt, sondern nur einzelne Positionierungen wie der Markenaufbau und die Shopfunktion. Wenn zwischen libreka! und den Zwischenbuchhändlern eine kooperative Zusammenarbeit aufgebaut wird, kann dies zu einer deutlich breiteren Wirkung führen und die Branche im Aufbau einen zukunftsfähigen digitalen Handelsgeschäfts fördern. Um das Bild des Ausbremsens wieder aufzunehmen: Aufgrund der Dissonanzen der letzten Wochen konnte libreka! die (Daten-)Autobahn nur mit angezogener Handbremse befahren. Diese Bremse scheint jetzt gelöst und libreka! kann Gas geben, ohne dabei jedoch die Geschwindigkeitsbegrenzung überschreiten zu dürfen.