Zwischenbuchhandel

Schweizer Verlagsvertreter: Mehr Aufwand, weniger Provision

16. November 2009
von Börsenblatt
In einem Grundsatzpapier beklagt die Erfa-Gruppe Verlagsvertreter Schweiz "verheerende Umsatzrückgänge in der Schweiz". Die zunehmende Konzentration im Schweizer Sortiment – geschätzt wird ein Markanteil von 60 Prozent, der sich auf die Ketten Orell Füssli, Thalia Schweiz und die Buchhandlungen der Buchhaus-Gruppe verteilt – habe zu veränderten Bezugswegen geführt, heißt es in dem Schreiben.

Orell Füssli besorge einen großen Teil der Bücher aus dem Hugendubel-Zentrallager. Die Bücher deutscher Verlage kämen zum Teil über die Kooperation mit Libri ins Barsortiment des Schweizer Buchzentrums und würden kaum noch von Schweizer Auslieferungen dort angeliefert.

Im Sommer hat Thalia Schweiz den Pilotbetrieb für das neue Warenwirtschaftssystem aufgenommen – mit Folgen für den Einkauf: Durch das prioritär eingestufte Bezugskriterium Preis sind die Umsätze bei Schweizer Auslieferungen bis zu 70 Prozent eingebrochen. Die Bezüge werden über KNV getätigt. Aber auch mittelgroße Buchhandlungen haben auf Grund der aktuellen Währungssituation die Bezugswege neu organisiert und lassen sich von den täglich in die Schweiz fahrenden Lieferwagen von KNV bedienen.

Umrechnungskurse, Direktbezüge

Dass der Umrechnungskurs der letzten Monate (schwacher Euro gegenüber dem Franken) und der Bezug zu Nettopreisen (ohne deutsche Mehrwertsteuer) derzeit zum Bestellen von Büchern bei KNV animiert, steht außerhalb des Einflusses der Vertreter. Mehr zu schaffen macht die von den Verlagen festgesetzte starke Überhöhung der Frankenpreise gegenüber dem Euro-Ladenpreis, die dem Handel viel Spielraum läßt, über deutsche Barsortimente und Zentrallager einzukaufen: "Wir sehen uns nur noch in der Rolle der Bittsteller bei unseren deutschen Verlagen, für die wir nach wie vor eine wichtige Scharnierfunktion wahrnehmen", heisst es in dem Papier. Denn – dies ist auch die direkteste Folge der Aufhebung der Buchpreisbindung im Mai 2007 – die Buchhandlungen müssen die Rabatte an die Endkunden mit niedrigeren Bezugskosten kompensieren. "Wenn diese Entwicklung so weitergeht, können wir nicht mehr existenzsichernd arbeiten", so das Fazit der Vertreter.

Mehr Aufwand, weniger Provision

Das dritte Problem stellt sich auf einer Wahrnehmungsebene, sind die in der Erfa-Gruppe organisierten 20 Verlagsvertreter überzeugt: "Es geht um die Wahrnehmung unserer Arbeit: Wenn der Schweizer Umsatzanteil weiterhin so gering bleibt, dann fürchten wir, dass auf die Verlagsvertretung verzichtet werden kann." Die Bemühungen der Vertretung würden aber erst sichtbar, wenn alle Zahlen vorliegen. Der Schweizer Markt sei mehr als das, was zu sehen sei in den Abrechnungen der Schweizer Auslieferungen, schreiben die VertreterInnen abschliessend. In die Betrachtung müssten auch die Zahlen von KNV, Zentrallager und Libri einbezogen werden.