Dem Vernehmen nach bleibt Rumberg, Vater von vier Kindern zwischen drei und 13 Jahren, in München, verlässt jedoch die Buchbranche. Offenbar ist ein Einstieg ins Internet-Geschäft geplant. Zugleich wird Rumberg aber wohl als Berater für Buch- und Zeitschriftenverlage auch in Zukunft seiner Lieblingsfrage treu bleiben, auf welchen Wegen Häuser neben ihrem traditionellen Mediengeschäft Zusatzerlöse generieren können.
Bei der Süddeutschen heißt es, man trenne sich in gegenseitigem Einvernehmen wobei das Einvernehmen insbesondere darin bestehen dürfte, sich einig über den offenkundigen strategischen Dissens geworden zu sein. Rumberg hatte zuletzt immer stärker unter der operativen Lähmung seines Bereichs gelitten: Die geplante DVD-Edition aller bisherigen Fernseh-Tatorte war von der Geschäftsleitung gestoppt worden, das Weingeschäft soll eingestellt werden.
Da ist es der Mannschaft um Rumberg nur ein schwacher Trost, dass zwei Eigengewächse des Hauses Ein Mann Ein Buch sowie Eine Frau Ein Buch im Begriff sind, zum Weihnachtsgeschäft die Sachbuch-Charts der Bestseller-Listen zu stürmen. Dem Erfinder der SZ-Bibliothek wäre im eigenen Hause nicht viel mehr als der Abverkauf des Bestehenden geblieben. Ob es in absehbarer Zeit für weitere Produktentwicklungen grünes Licht gegeben hätte, schien mehr als fraglich. Äußerungen der Geschäftsleitung den Mitarbeitern gegenüber fielen, wie man hört, zuletzt eher vage aus.
Seit nun abermals eine große Zeitungskrise tagaus, tagein Abbau-Meldungen produziert, beobachtet man unterschiedliche Strategien der Kostenreduktion. Dass der Personalabbau bei der Süddeutschen jetzt den Bereich Neue Produkte besonders hart trifft, mag auch mit einer Besonderheit dieses Hauses zu tun haben: Die Redaktion ist organisatorisch nicht unmittelbar der Geschäftsführung unterstellt, sondern den Gesellschaftern. Dort sind daher Kündigungen nicht direkt durchsetzbar anders als in anderen Abteilungen des Verlags der GmbH.
Kolportierten Zahlen zufolge steht das Münchner Zeitungshaus vor einem massiven Sparprogramm. Für das Jahr 2009 werden demnach gegenüber dem laufenden, bereits krisenhaften Jahr noch einmal Rückgänge im Bereich der Anzeigenerlöse von 30 Millionen Euro erwartet. 15 Millionen Euro sollen, so heißt es, per Cost-Cutting herausgeholt werden, je fünf Millionen in den Bereichen Vertrieb/Logistik, Verlag und Redaktion. In einer Betriebsversammlung, erzählt man sich in der Branche, kam es unlängst zu einem Schlagabtausch zwischen Geschäftsleitung und Chefredaktion. Während jene offenbar davon ausgeht, man werde die Einsparungen ohne Qualitätsverlust hinbekommen, läuft es für skeptische Redakteure eher darauf hinaus, dass man künftig für weniger Geld mit weniger Leuten weniger Zeitung machen muss.
Die Verdienste Rumbergs und seines Teams lagen in erster Linie darin, zur Imagebildung und Markenerweiterung der SZ beigetragen zu haben. Er und seine Leute rechnen es sich mit an, dass die Zeitung deutlich gegen den bundesweiten Trend in der Auflage erheblich zulegen konnte. Die große wirtschaftliche Krise, bereits die zweite in diesem noch jungen Jahrhundert, haben die Nebengeschäfte freilich nicht verhindert. Diese Krise trifft eine Reihe großer deutscher Zeitungshäuser, in denen seit dem Herbst der Rotstift regiert.