Das habe ein Sprecher des Logistikunternehmen Zeitfracht gegenüber der "FAZ" bestätigt, schreibt die Zeitung. Der Zeitfracht-Sprecher hätte zudem gesagt, sein Unternehmen tätige keine Investitionen, die es nicht ohne fremde Hilfe bewältigen könnte. Der Insolvenzverwalter wollte sich nicht äußern.
Update 1: Statement Insolvenzverwalters
"Wir haben die Meldung der FAZ zur Kenntnis genommen", teilt Insolvenzverwalter Tobias Wahl über seinen Sprecher gegenüber Börsenblatt Online mit. "Da der Investorenprozess strikt vertraulich ist und wir uns an die Verschwiegenheit halten, äußern wir uns nicht zu Spekulationen in den Medien. Tatsache ist, dass der Investorenprozess unter Beteiligung mehrerer Interessenten bereits weit fortgeschritten ist. Es wird auch mit mehreren Interessenten über die ganze Unternehmensgruppe verhandelt. Die Verhandlungen sind noch nicht abgeschlossen. Erst wenn es ein konkretes Ergebnis gibt, werden wir dieses zunächst an die Mitarbeiter und dann an die Medien kommunizieren." Bis dahin werde man sich nicht über "Namen, die in den Medien kolportiert werden, noch zu der Zahl der Interessenten oder zu Details über den Investorenprozess äußern", bittet Wahl um Verständnis.
Update 2: Statement von Zeitfracht
Auf die Anfrage von Börsenblatt Online erklärt ein Zeitfracht-Sprecher, dass Fragen bezüglich der KNV etwa durch Pietro Nuvoloni von dictum media beantwortet würden. Die Agentur sei Ansprechpartner für Medienanfragen an den Insolvenzverwalter Tobias Wahl. Die Formulierung deutet zumindest darauf hin, dass es einen Kontakt zwischen Zeitfracht und dem Insolvenzverwalter gibt.
Hintergrund
Das Amtsgericht Stuttgart hatte am 1. Mai die Insolvenzverfahren über das Vermögen von sechs der sieben insolventen Gesellschaften von KNV eröffnet. Für diese wurde Rechtsanwalt Tobias Wahl von anchor Rechtsanwälte zum Insolvenzverwalter bestellt. Wahl formulierte das Ziel, die KNV-Gruppe komplett an einen Investor zu verkaufen (siehe Archiv).
Zeitfracht: auf ExpansionskursDie Zeitfracht Unternehmensgruppe mit Sitz in Berlin ist nach eigenen Angaben ein mittelständisches Familienunternehmen mit nationalem und internationalem Tätigkeitsschwerpunkt. Zeitfracht hat sechs Geschäftsbereiche: Logistik, Aviation, Marine, Immobilien, Technik und Consulting.
Unternehmensgeschichte
Das Unternehmen führt sich auf die Spedition Schröter zurück, die 1927 von Walter Schröter in Stendal gegründet wurde. Dessen Sohn Horst Walter Schröter baute ab 1952 ein neues Schröter-Fuhrunternehmen in West-Berlin auf, ab 1962 wurde daraus "Zeitfracht". Nach der Wende kaufte er 1991 das vor mehr als 35 Jahren enteignete Unternehmen seines Vaters in Stendal von der Treuhand zurück, verlegte den Sitz der Speditionssparte der Zeitfracht-Gruppe dorthin (dieser ist seit 2018 wieder in Berlin).
Horst Walter Schröter, der auch Vorstand des Bundesverbands des Deutschen Fernverkehrs war, hatte Anfang der 1970er Jahre die Idee für einen privaten Paketdienst − schließlich entstand daraus als Kooperation mit anderen Speditionen 1976 die DPD (Deutscher Paket Dienst; heute: Dynamic Parcel Distribution). Seit 2000 ist die französische La Poste der Haupteigner (83,32 Prozent der Anteile). Die britische Royal Mail erwarb 10,47 Prozent − von den DPD-Gründungsmitgliedern war seit 2000 nur noch Zeitfracht mit 6,21 Prozent der Anteile dabei. Diese Anteile verkaufte Zeitfracht 2016 an La Poste.
Seit dem Tod von Horst Walter Schröter (2013) wird die Zeifracht-Gruppe in dritter Generation durch dessen Großnichte Jasmin Schröter und ihrem Ehemann Wolfram Simon-Schröter geführt.
Zeitfracht Logistik
Zeitfracht Logistik, ein Systemlogistik-Anbieter in Deutschland und Europa, hat nach eigenen Angaben 538 Mitarbeiter mit 305 LKWs und 700 Wechselbrücken an fünf Standorten in Deutschland. 2017 hatte Zeitfracht zudem das Unternehmen Döpke Transportlogistik übernommen. Dessen Fuhrpark besteht zur Zeit aus 95 Fahrzeugen. Weiter hatte die Zeitfracht Gruppe 2017 die TLM Transport & Logistik GmbH erworben.
Weitere Zukäufe
Mit der Übernahme von WDL-Aviation, ebenfalls 2017, ist Zeitfracht in das neue Geschäftsfeld der Luftfahrt eingestiegen. Zum 1. April 2019 kaufte Zeitfracht die LGW (Luftfahrtgesellschaft Walter) von der Lufthansa.
Ein Jahr später, 2018, hat Zeitfracht die SPESA Spedition aus der Insolvenz heraus erworben, führt diese als SPESA Zeitfracht Logistik GmbH weiter.
Bilanzzahlen
Im Geschäftsjahr 2017 (1. Januar bis 31. Dezember) hatte die Zeitfracht Logistik GmbH laut Meldung an den "Bundesanzeiger" einen Umsatz von 21,8 Millionen Euro (2016: 20,3 Mio. Euro) erzielt, das Jahresergebnis fiel mit 1,31 Millionen Euro geringer aus als 2016 (1,77 Mio. Euro). Als Grund für Letzteres wurden gestiegene Personalkosten und Aufwand für bezogene Leistungen genannt.
Die Zeitfracht-Gruppe erzielte mit mehr als 1.200 Mitarbeitern (aktuelle Zahl auf der Website: 1.451 Mitarbeiter) nach eigenen Angaben zuletzt einen Jahresumsatz von über 350 Millionen Euro, berichtet die FAZ.
Zuerst müsste auch hier alles geklärt werden und der Insolvenzverwalter hält sich da sehr zurück.