Berliner Verlagspreis

Wagenbach gewinnt

12. November 2018
Redaktion Börsenblatt
Die Jury zeichnet im Deutschen Theater mit dem Wagenbach Verlag ein "Wahrzeichen der Berliner Verlagsszene" aus. Die Förderpreise gehen an den Verlag Reprodukt und das Verlagshaus Berlin.

"Manchmal lachen wir zusammen. Manchmal zittern wir zusammen, so wie heute. Jetzt haben wir gewonnen." Die vorherige Anspannung war Susanne Schüssler am Sonntagmittag im Deutschen Theater in Berlin durchaus noch ein wenig anzumerken. Die Chefin des Wagenbach Verlags war die letzte Rednerin einer kurzweiligen, rund anderthalbstündigen Premierenfeier, bei der erstmals der Berliner Verlagspreis vergeben wurde. Mit der Auszeichnung sollen unabhängige Verlage aus der Hauptstadt gefördert und der Verlagsstandort Berlin gestärkt werden.

65.000 Euro Preissumme (das ist Rekord für eine solche Auszeichnung in Deutschland) wurden auf drei Preise, den Hauptpreis und zwei Förderpreise, verteilt. Der Wagenbach erhielt – tatsächlich nicht wirklich überraschend – als ein "Wahrzeichen der Berliner Verlags- und Kulturszene" also den mit 35.000 Euro dotierten Hauptpreis. Die Laudatorin Barbara Schneider-Kempf, Generaldirektorin der Staatsbibliothek zu Berlin, rühmte die keineswegs selbstverständliche "Konstanz und Qualität in zweiter Generation" des 1964 von Klaus Wagenbach gegründeten und seit 2002 von seiner Frau Susanne Schüssler geführten Verlags sowie eine "nie nachlassende Liebe zu haptischen Freundlichkeiten".

Die zwei jeweils mit 15.000 Euro dotierten Förderpreise gingen an den Verlag Reprodukt und das Verlagshaus Berlin. Reprodukt, spezialisiert auf Graphic Novels, stehe für ein innovatives und überzeugendes Programm, befand die Jury "Für die Leser sind die Bücher eine Freude, für den Buchhandel ein großes Glück", sagte die Buchhändlerin und Laudatorin Christiane Fritsch-Weith.

Das Verlagshaus Berlin verbindet in seinen Büchern moderne Lyrik und Illustration zu einem Gesamtkunstwerk. Mit der Auszeichnung werde ein Verlag gewürdigt, der Haltung zeige, lobte Gunnar Cynybulk. Der Ullstein-Verleger, ebenfalls Mitglied der Jury, flocht in seiner Rede indes einen größeren Kranz – für alle unabhängigen Verlage. Bücher unter eigenem Namen zu verlegen, mit eigener Scheckkarte zu bezahlen und gegen alle Widerstände durchzusetzen, das sei eine große Leistung.

Für den Berliner Verlagspreis hatten sich 75 Verlage beworben. Acht von ihnen schafften es in die Endauswahl. Neben den drei Prämierten waren das: Verlag das Kulturelle GedächtnisGuggolz VerlagVerlagshaus Jacoby & StuartKorbinian Verlag und Pulp Master. Zur Jury gehörten neben Cynybulk, Fritsch-Weith und Schneider-Kempf der Literaturkritiker Dirk Knipphals und Katharina Hesse von der Stiftung Buchkunst. Die Initiatoren des Preises, der Börsenverein Landesverband Berlin-Brandenburg und die Berliner Senatsverwaltungen für Wirtschaft und für Kultur, sehen die Auszeichnung als wichtigen Beitrag für ein lebendiges kulturelles Leben in der Hauptstadt. 

Zwar wurden nur drei Verlage prämiert, als Verlierer sollte sich an diesem Sonntag trotzdem niemand fühlen. "Nächstes Jahr ist auch noch ein Jahr. Wir wollen eine Tradition begründen", sagte der Berliner Kultursenator Klaus Lederer. Ganz in diesem Sinne kündigte der Verleger Edmund Jacoby bereits an: "Dann bewerben wir uns nächstes Jahr eben wieder."