Personalia

Nachruf auf Gerd W. Ludwig

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Der langjährige Vertriebsleiter des W. Kohlhammer Verlags in Stuttgart ist im Alter von 80 Jahren gestorben. Ludwig hatte sich gründlich in der Branche umgesehen, bevor er zu Kohlhammer kam: Stationen auf seinem Weg waren Thieme, Goverts und Metzler in Stuttgart, Ensslin & Laiblin in Reutlingen und der Nymphenburger Verlagsanstalt in München. Klaus Sigmund erinnert an seinen früheren Mentor Gerd W. Ludwig:
Als Gerd W. Ludwig im Jahre 1968 von der Nymphenburger Verlagsanstalt, München, kommend, den "Feuerstuhl" als Vertriebsleiter des W. Kohlhammer Verlags, Stuttgart einnahm, war die Position nach vorausgegangenen ständigen Wechseln für fast zwei Jahrzehnte souverän besetzt. Mit seinem Eintritt bei Kohlhammer veränderte sich auch mein Leben. Gerade mal 24 Jahre alt verfügte ich zwar über ein gutes Insiderwissen des in allen Produktionsbereichen aktiven wissenschaftlich orientierten Kohlhammer Verlags, doch über das vielfältige Know-how sowie über den Erfahrungsschatz meines neuen Chefs konnte ich nur staunen und, wie es sich später zeigte, enorm viel von ihm profitieren. Unsere Freundschaft wurde bereits am ersten Tag besiegelt: Wir schauten uns in die Augen, ein mehrerer sekundenlanger Handschlag – und blieben ein Leben lang miteinander verbunden. In dieser Zeit wurde er für mich zum Vorbild und zum zweiten Vater. Bei Kohlhammer waren wir ein unschlagbares Team und nach meinem Weggang blieb er mein Berater in allen Lebenssituationen. Besonders hat es mich gefreut, dass ich seinen Sohn, Martin Ludwig, bei Kohlhammer noch mit ausbilden durfte. Er ist in die Fußstapfen seines Vaters gestiegen und nimmt wie er eine leitende Stelle im Verlagswesen ein. Mit ihm verbindet mich eine ebenso herzliche Freundschaft. Gerd W. Ludwig verkörperte und erfüllte die Idealvorstellung der in dieser Generation gewohnten Erwartungshaltung der Branche gegenüber einem Verlags-Vertriebsleiter. Eine heute übliche englischsprachige Bezeichnung oder Abkürzung für seine Schlüsselfunktion im Verlag habe ich nicht gefunden. Er kannte fast alle für ihn relevanten Buchhändler-, Verleger- sowie Branchenpersönlichkeiten nicht nur vom Namen her, sondern tiefergehend. Seine persönlichen Kenntnisse über Hintergründe, welche diese vergleichsweise kleine Branche betraf, nutzte er positiv und vermittelte stets im Gedanken zu helfen, zu unterstützen, wo er es für sinnvoll hielt. So erwarb er sich viele gute Freunde und gewann hohe Anerkennung. Im Verlag selbst schätzte man seine fundierten Literatur-, Musik- sowie Autorenkenntnisse. So mancher Lektor war dankbar, wenn er bei Gesprächen mit Autoren Herrn Gerd W. Ludwig dazu bitten durfte. Man sprach von ihm auch von der "grauen Eminenz" des Verlegers. Gerd W. Ludwigs Stimme zählte. Die Vielseitigkeit seines Berufes ließen ihm wenig Zeit für seine von ihm über alles geliebte Frau, für seine beiden Töchter und beiden Söhne. Doch er verstand es, trotz größtem Einsatz im Berufsleben, seiner Familie den höchsten Rang einzuräumen. Ich kenne kaum einen Menschen, der sich so intensiv bis zuletzt um seine Familie gekümmert und diese zusammengehalten hat. Gerd W. Ludwig hat ein erfülltes Leben hinter sich gelassen. Er durfte seinen 80. Geburtstag am 15. Juni dieses Jahres im Bewusstsein des nahenden Ablebens noch mit seiner Familie feiern. Ich bin dankbar, dass auch ich ihm an seinem Ehrentag gratulieren konnte. Meine Frau und ich werden ihn nie vergessen. Klaus Sigmund Ehemaliger Assistent und Auslieferungsleiter von Gerd W. Ludwig bei Kohlhammer und von 1974 bis 2006 Geschäftsführender Gesellschafter der Schweitzer Buchhandelsgruppe München