Der massive Käuferrückgang im deutschen Buchmarkt ist kein isoliertes Phänomen. Auch andere europäische Länder beobachten einen signifikanten Leser- und Käuferschwund. "In Spanien ist der Buchmarkt nach der Finanzkrise von 2008 um ein Drittel geschrumpft. Im Vergleich dazu befindet sich Deutschland ganz klar in einer Komfortzone", sagt Rüdiger Wischenbart, Organisator des Publishers' Forum in Berlin (26. und 27. April). Norwegen hingegen, wo es Förderprogramme mit breiter gesellschaftlicher Deckung gibt, sei weniger vom Käufer- und Leserrückzug betroffen.
Die Berliner Konferenz soll den Startschuss für eine länderübergreifende Analyse der Entwicklung und des Käuferverlusts im Buchmarkt geben. Wischenbart möchte vor allem zwei Punkte in den Mittelpunkt der Debatte rücken:
- "Wir können diese tiefgreifenden Marktverschiebungen nur analysieren, wenn wir diese im europäischen Vergleich und im Kontext mit Marktentwicklungen anderer Medien und Formate betrachten."
- "Wir müssen Anreize und Plattformen für den Austausch von Daten und Analysen zwischen unterschiedlichsten Marktforschungsorganisationen und Marktteilnehmern schaffen."
Auf der Berliner Konferenz werden Daten, Analysen und Gesprächsbeiträge unter anderem von Nielsen BookScan, Enders' Analysis, der Federation of European Publishers, der International Publishers' Association, vom Centraal Bookhuis der Niederlande sowie von der IG Digital des Börsenvereins zusammenfließen.
Um das Nutzungsverhalten von Buchkäufern im Kontext ihrer Alltagsgewohnheiten zu betrachten, hat der Verlag Random House in Großbritannien eine eigene Consumer-Community aufgebaut, die bereits bei einem früheren Publishers' Forum vorgestellt wurde. Zur diesjährigen Ausgabe hat Wischenbart die argentinisch-britische Designerin und Konsumforscherin Paula Zuccotti eingeladen, die mit ethnografischem Blick alle Dinge katalogisiert hat, die Menschen in ihrem Alltagsleben benutzen. "Die so entstandenen Bilder von Menschen aus allen Kontinenten gehören zum besten Material, das ich in diesem Zusammenhang kenne, und ist zugleich intuitiv erfassbar", sagt Wischenbart.
Zweifelhaft erscheint es ihm, die Nutzung digitaler Medien für den Verlust an Käufern verantwortlich zu machen: "Ich verfolge es mit Skepsis, wenn Social Media oder Streamingdienste als wohlfeile Sündenböcke vorgeführt werden. Seit mindestens zehn Jahren zeichnet sich doch ab, dass sich Filme, Musik, Blogs und Bücher im digitalen Raum zu einem großen integrierten Angebot an Inhalten entwickeln. Das Smartphone und Facebook haben diesen Transformationsprozess noch mal massiv beschleunigt."
- Das Publishers' Forum findet am 26. und 27. April im dbb forum Berlin, Friedrichstr. 169/170 statt.
- Keynote-Sprecher sind Klaus Driever (Allianz), Laura Nevanlinna (Kaiken Publishing, Finnland), Michiel Kolman (Präsident IPA) und Felim McGrath, GlobalWebIndex (UK).
Träger ist The Publishers' Forum GmbH, ein Unternehmen von Klopotek. - Organisator und Ansprechpartner: Rüdiger Wischenbart
- Website: www.publishersforum.de