Umfrage zu Spielwaren im Buchhandel

Knete, Puzzles und Tonies

10. August 2017
Sabine Schmidt
Lust auf Spielwaren? Viele Buchhändler sagen ja – sie würden gut in ihr Sortiment passen. Wie sie das Geschäft angehen und wo sie Schwerpunkte setzen: boersenblatt.net hat sich umgehört.

Marktüberblick

Das Geschäft floriert. Mehr als drei Milliarden Euro wurden 2016 in Deutschland für Spielwaren ausgegeben – knapp 16 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Am meisten Umsatz erwirtschafteten – mit einem Anteil von 20 Prozent – Artikel für Klein- und Vorschulkinder, die im Buchhandel beliebten Spiele und Puzzles lagen im vergangenen Jahr bei zwölf Prozent. Am häufigsten wurden Spielwaren im stationären Fachhandel gekauft – er erreichte einen Marktanteil von 35 Prozent, dicht gefolgt vom Internethandel (34 Prozent). Buchhandlungen sind gemeinsam mit Kaffeeröstern, Bekleidungsgeschäften und Baumärkten mit sechs Prozent am Spielwarenumsatz beteiligt (Quelle: Handelspanel der npdgroup deutschland/Handelsverband Spielwaren). Für diejenigen Buchhändler, die Spielwaren ins Sortiment nehmen, spielt es eine wichtige Rolle, wie die boersenblatt.net-Umfrage zeigt: nicht nur als Umsatzbringer, sondern auch, weil Spielwaren Spaß machen und den Lesenachwuchs anziehen.

Umfrage im Sortiment

Marlene Breunig, Buchkabinett in Obernburg:

Hochwertige Produkte spielen bei uns die Hauptrolle, Markenartikel wie Lego und Duplo oder Haba. Holzspielzeug und Plüschtiere, robustes Sandspielzeug oder Ravensburger Ministeps haben wir vorrätig. Die "Tonies" verkaufen wir ebenfalls sehr gut: die Hörspielbox mit Spielfiguren für Kinder ab drei. Auch Kleinigkeiten sind wichtig, die Spaß machen und eine lebendige Atmosphäre schaffen. "Wolkenschleim" zum Beispiel, eine Art Knetmasse, mit der man basteln und Geschenke dekorieren kann. Sie steht bei uns nicht nur im Regal – Kinder und Eltern probieren sie auch aus.

Größere Kinder kommen oft schon allein vorbei, kaufen sich Kleinigkeiten vom Taschengeld oder schauen, was sie in ihre "Wunschkörbe" legen können. Sie werden mit Büchern und Spielwaren gefüllt, und die Kinder hoffen, dass ihre Freunde diese Geschenke tatsächlich zur Geburtstagsparty mitbringen werden. Die "Wunschkörbe" sind sehr beliebt und locken Kleine wie Große ins Geschäft.

Georg Engelen, Der Rabe in Bensberg und Köln:

Bei uns ist oft viel los, vor allem, wenn wir zum Beispiel Bewegungsspiele vorführen. Anregungen für unser Spielwarenangebot finden wir auf Messen, Events und beim Arbeitskreis Richtiges Spielzeug, einer eingetragenen Genossenschaft von rund 80 Spielwarenhändlern. Uns verbindet, dass wir das Besondere suchen, auf Individualität und gute Qualität setzen. Holzspielzeuge sind neben Büchern einer unserer Schwerpunkte. Plüschtiere ebenfalls – "Glubschis" zum Beispiel dagegen nicht, auch nicht Pokémons oder manch andere Zeichentrickfigur. Wir meinen das nicht als pädagogische Bevormundung, haben für unsere Geschäfte aber ein klares Leitbild und konzentrieren uns darauf als Auswahlkriterium. Die Kunden verlassen sich auf unsere Auswahl, und von diesem Vertrauen leben wir.

Petra Sperlich, Buchhandlung Am Bodetal in Thale:

Sehr gern habe ich buchaffine Artikel im Geschäft wie Fernsehfiguren, die in Büchern und CDs auftreten. "Jan & Henry" zum Beispiel oder auch andere Figuren aus dem "Sandmännchen". Spiegelburg- und Moses-Artikel gehen gut, und Spiele: Alles, was nah am Buchhandel ist.

Anregungen finde ich unter anderem auf der Leipziger Messe Cadeaux. Ich suche zudem regelmäßig bei Aktionen den direkten Kontakt zu Kindern, auch von meinen Enkeln erfahre ich, was angesagt ist. Ich versuche immer, die Augen offen zu halten – gute Ideen fürs Sortiment können von überall her kommen.

Clemens Giering, Sortimentsleitung bei Hugendubel:

Bei den Nonbooks haben wir eher Spiele im Blick. Spielwaren wie Playmobil oder Lego sind bei uns nur in geringen Mengen im Weihnachtsgeschäft präsent. Sie nehmen ansonsten zu viel Fläche ein, die wir lieber für Buch-Titel nutzen. Unser Sortiment weicht entsprechend eindeutig vom Spielwarenfachhandel ab. Wir konzentrieren uns eher auf buchaffine Anbieter wie Kosmos oder Moses. Beliebt bei unseren Kunden sind etwa das witzige Känguru-Kartenspiel "Halt mal kurz" oder "Exit", das als "Kennerspiel des Jahres 2017" ausgezeichnet wurde, oder seit langem bereits die "Black Stories" mit ihren Rätsel-Krimis.

Sarah Malke, Unternehmenskommunikation von Thalia:

Edukatives Spielzeug, das zur frühkindlichen Förderung beiträgt, ist zum Beispiel beliebt bei unseren Kunden. In den letzten Jahren haben zudem insbesondere Spiele einen noch höheren Stellenwert bekommen, sodass wir diesem Sortimentsbereich mehr Fläche gegeben haben. Klassiker wie "Mensch ärgere dich nicht", "Tabu", "Monopoly", "Catan" oder "Uno" kommen sehr gut an.

Auch der Anteil an elektronischem Spielzeug ist in den letzten Jahren gestiegen. Insbesondere online beobachten wir eine verstärkte Nachfrage, zum Beispiel nach Lego Technic oder den Tiptoi- und Ting-Stiften. Aktuell stark nachgefragt sind ebenfalls die "Tonies".

Andrea Weiß, Einkaufsleiterin der Mayerschen:

Wir konzentrieren uns vor allem auf Produkte aus den Bereichen Baby und Kleinkind, Kinderbeschäftigung und Gesellschaftsspiele. Auch elektronisches Spielzeug wie den Tiptoi-Stift haben wir im Sortiment. Besonders beliebt sind aktuell Finger Spinner und "Intelligente Knete", aber auch Kartenspiele und die Playmobil-Figur von Martin Luther. 

Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Spezial Non-Books, PBS & Spiele, das heute, am 10. August erscheint.