Die Frühjahrsbuchauktion von Ketterer, angesetzt auf den 22. Mai, findet erstmals an einem statt an zwei Tagen statt; wie viele Nummern bringen Sie in der Auktion unter?
Christoph Calaminus: Wir rechnen mit etwa 400 bis 600 Losnummern insgesamt, davon wie bisher 100 in der Abendauktion. Die Akquise für die Frühjahrsauktion ist weit vorangeschritten, aber noch nicht abgeschlossen, oft tut sich da auf den letzten Metern noch viel Spannendes …
Das ist gegenüber den letzten Ketterer-Buchauktionen mit jeweils mehr als 1.000 Nummern praktisch eine Halbierung der Losanzahl. Fallen einzelne Sachgebiete weg oder wird proportional durch alle Abteilungen gekürzt?
Nein, es fallen keine Gebiete weg; klar ist aber, dass Handschriften, Inkunabeln, Alte Drucke, Naturwissenschaften und moderne Literatur, um nur einige Bespiele zu nennen, für ein Buchauktionshaus heute attraktivere Handelsgebiete sind als etwa Geschichte, Theologie oder die ältere Literatur, die früher stärker nachgefragt waren. Der Ansatz läuft auf eine qualitative Fokussierung hinaus und nur teilweise auf eine inhaltliche. Gleichzeitig laufen Überlegungen, mit einem Teil des Angebots in den Bereich der Internetauktionen hineinzugehen, parallel zu den klassischen Auktionen, mit denen wir natürlich auch auf den einschlägigen Online-Portalen vertreten sind.
Wird es trotz der Konzentration weiter zwei getrennte Versteigerungskataloge geben, einen für die Hauptauktion und einen für die Abendauktion?
Ja, es gibt wie bisher zwei Kataloge; geplant ist allerdings eine Umstellung und Aufwertung des Kataloglayouts – die Präsentation soll noch umfassender und visueller werden, etwa durch mehr Abbildungen. Wir möchten auf diese Weise auch eine neue Klientel ansprechen. Auf der anderen Seite ändert sich nichts an der Art der ausführlichen und sorgfältigen Buchbeschreibung, auf die sich unsere angestammte Kundschaft seit jeher verlässt.
Das Konzept, das Ketterer verfolgt, klingt durchaus radikal; welche Überlegungen stehen im Hintergrund?
Die Ketterer-Buchabteilung blickt auf wirtschaftlich sehr gute Jahre zurück, in denen wir uns kontinuierlich gesteigert haben – so erzielten wir mit der November-Auktion 2016 das beste Ergebnis in unserer Firmengeschichte. Uns liegt daran, die jetzigen Veränderungen, deren Reichweite auf der Hand liegt, aus einer Position der Stärke heraus anzugehen. Wir agieren offensiv und nutzen die hervorragende Marktstellung, die wir uns erarbeitet haben. Wir sind überzeugt davon, dass die Neukonzeption unserer Buchauktion, die wir seit Ende letzten Jahres intensiv diskutiert haben, erfolgreich wird. In Gesprächen mit Kunden, die wir in den letzten Wochen geführt haben, war die Resonanz auf die Umstellungen überwiegend äußerst positiv.
Wie beurteilen Sie die Entwicklung speziell des Standorts Hamburg?
Bisher gab es in Hamburg mit Ketterer, Hauswedell & Nolte und Christian Hesse drei Auktionshäuser, nach der Schließung von Hauswedell & Nolte sind es nur noch zwei; einige frühere Stammkunden von Hauswedell & Nolte sind nun bei uns. Der Umbruch bei den Lagerantiquariaten dürfte gravierender gewesen sein, und statt der internationalen Antiquariatsmesse quod libet gibt es einen regionalen Antiquariatstag. Ich persönlich bedauere diese Entwicklung, aber geschäftlich spielt sie für Ketterer keine besondere Rolle und mir wachsen deshalb keine grauen Haare; es ist vor allem eine atmosphärische Angelegenheit.
Fragen: Björn Biester
Vorschau auf die Frühjahrsauktion am 22. Mai hier.