Verleger und Journalist gestorben

Lord Weidenfeld ist tot

20. Januar 2016
von Börsenblatt
Der britische Verleger und Diplomat Lord George Weidenfeld ist tot. Er verstarb im Alter von 96 Jahren am heutigen Mittwoch in den frühen Morgenstunden, wie die Tageszeitung "Die Welt" meldet. Der gebürtige Wiener war zur Zeit der NS-Diktatur nach England geflohen, gründete später einen Verlag und erhielt höchste Auszeichnungen.

"Mit Weidenfeld verliert die europäische und transatlantische Szene einen unverwechselbaren Brückenbauer zwischen Gesellschaften und Staaten, einen kulturgesättigten Menschenfreund, der rastlos bis zum Ende für die Zukunft plante mit nimmermüdem Elan und Einsatz", schreibt "Die Welt" über den Tod ihres langjährigen Korrespondenten.

Weidenfeld, geboren am 13. September 1919 in Wien in ein jüdisches Elternhaus. 1938 floh er vor den Nationalsozialisten 19-jährig nach London, holte seine Familie nach und begann für die British Broadcasting Company (BBC) zu arbeiten.

1945 gründete Weidenfeld den Verlag "Weidenfeld & Nicolson", in dem nicht nur Vladimir Nabokovs Roman "Lolita", sondern auch bedeutende Biografien und Memoiren erschienen sind. Bis zuletzt war Weidenfeld Ehrendirektor des Verlags, der nach mehreren Inhaberwechseln inzwischen unter dem Dach von Hachette angesiedelt ist.

1991, nach dem Verkauf des Verlags an die Onion Group, begann Weidenfeld eine beachtliche Karriere als Diplomat, die ihm zahlreihe Ehrungen einbrachte: Er wurde 1969 durch die Queen in den Adelsstand erhoben, seit 1976 durfte er sich sogar zum Hochadel zählen. 2011 erhielt er den Verdienstorden "Order of the British Empire". Seit 1994 war er auch wieder zusätzlich österreichischer Staatsbürger.