Michel Tournier, geboren am 19. Dezember 1924 in Paris, zählte zu den bedeutendsten Autoren Frankreichs in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Für "Le Roi des Aulnes" (dt. "Der Erlkönig"), erschienen 1970, erhielt er im gleichen Jahr den bedeutendsten französischen Literaturpreis, den Prix Goncourt. Im Mittelpunkt des Romans steht ein französischer Kriegsgefangener, der während des Zweiten Weltkriegs in einer NS-Eliteschule in Ostpreußen der Ideologie des Nationalsozialismus erliegt. Unter dem Titel "Der Unhold" wurde er 1996 von Volker Schlöndorff verfilmt.
Tournier studierte nach dem Zweiten Weltkrieg in Tübingen vier Jahre Philosophie, arbeitete nach seiner Rückkehr nach Frankreich bei Verlagen und für den Rundfunk sowie als literarischer Übersetzer. Sein erster Roman kam 1967 heraus: Die Ronbinsonade "Vendredi ou les Limbes du Pacifique" (dt. Freitag oder Im Schoß des Pazifik). Dafür erhielt gleich er den Grand Prix du Roman der Academie franςaise. "In seinen Romanen verwendete Tournier Mythen und Märchen, die er mit Ironie in Geschichten unserer Zeit verwandelte", schreibt Deutschlandradio Kultur. Tournier veröffentlichte neben Romanen zahlreiche Essaybände, Kinderbücher und Hörspiele. Seine Bücher wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Bis 2010 war Tournier war Mitglied der Académie Goncourt. Zudem war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und der Sächsischen Akademie der Künste. 1993 wurde er mit der Goethe-Medaille ausgezeichnet. Mehrfach zählte er zu den Anwärtern auf den Literaturnobelpreis.