Alt-Bundeskanzler gestorben

Helmut Schmidt lebt nicht mehr

10. November 2015
von Börsenblatt
Der Staatsmann, frühere Bundeskanzler, Autor und Herausgeber Helmut Schmidt ist heute in seinem Haus in Hamburg-Langenhorn im Alter von 96 Jahren gestorben.

Der 1918 geborene SPD-Politiker machte früh von sich reden, als er bei der großen Hamburger Sturmflut im Februar 1962 die Rettungsaktion der Behörden in die eigenen Hände nahm – weshalb er später als Held gefeiert wurde. 1974 bis 1982 war er als Nachfolger Willy Brandts Kanzler der sozialliberalen Koalition, bis er 1982 von Helmut Kohl auf dem Wege eines konstruktiven Misstrauensvotums gestürzt wurde.

Nach seiner Kanzlerschaft war Helmut Schmidt ein in aller Welt gefragter Vortragsreisender und Autor zahlreicher Bücher. Zudem war er Herausgeber der Wochenzeitung "Die Zeit".

Für den Verlag Hoffmann und Campe, in dem Schmidt einige Bücher veröffentlicht hat, erklärte Verleger Daniel Kampa: "Es war für den Hoffmann und Campe Verlag eine große Ehre, einige der so bedeutenden Bücher von Helmut Schmidt veröffentlichen zu dürfen. Die Verbindung zwischen Schmidt und Hoffmann und Campe war eine besondere, waren doch sowohl seine Frau Loki als auch sein enger Freund Siegfried Lenz ebenfalls Autoren des Hauses. So trifft dieser Verlust den Verlag sehr persönlich."

Thomas Rathnow, als verlegerischer Geschäftsführer der Verlagsgruppe Random House auch für den Siedler Verlag verantwortlich, in dem zahlreiche Bücher Helmut Schmidts erschienen sind, sagte: "Eine Persönlichkeit wie Helmut Schmidt ist nicht zu ersetzen: historisch und musisch umfassend gebildet, sprachgewandt, von großer analytischer Kraft, trocken in der Wahrnehmung der politischen Wirklichkeit, mit großem Sinn für globale politische und ökonomische Zusammenhänge, klar im Denken und Schreiben und mit dem notwendigen Gespür für die Möglichkeiten und Grenzen politischer Gestaltungsmacht. Wir werden ihn vermissen.“

Zuletzt sind von Helmut Schmidt als Autor unter anderen die Titel erschienen:

  • Dann wäre ich Hafendirektor geworden. Hamburger Ansichten. Hoffmann und Campe, 256 S., 22 Euro
  • Ein letzter Besuch. Begegnungen mit der Weltmacht China. Pantheon, 192 S., 14,99 Euro
  • Was ich noch sagen wollte. C. H. Beck, 239 S., 18,95 Euro
  • Auf eine Zigarette mit Helmut Schmidt. (Gemeinsam mit Giovanni di Lorenzo.) Kiepenheuer & Witsch, 352 S., 12 Euro
Folgende Biografien und biografische Annäherungen der jüngsten Zeit sind (demnächst) lieferbar:
  • Sabine Pamperrien: Helmut Schmidt und der Scheißkrieg. Die Biografie 1918 bis 1945. Piper, 352 S., 19,99 Euro
  • Jörg Magenau: Schmidt – Lenz. Geschichte einer Freundschaft. dtv, 20. November 2015, 272 S., 22 Euro
  • Jost Kaiser: Ein echter Helmut Schmidt: Alle kleinen Geschichten über einen großen Mann. Heyne, 272 S., 9,99 Euro
  • Uwe Bahnsen: Mit Hamburg im Herzen. Helmut Schmidt und seine Vaterstadt. Wachholtz Verlag, 215 S., 19,90 Euro
  • Meik Woyke (Herausgeber): Willy Brandt – Helmut Schmidt. Partner und Rivalen: Der Briefwechsel (1958−1992). J H Dietz, 1.104 S., 39,90 Euro
  • Martin Rupps: Der Lotse: Helmut Schmidt und die Deutschen. Orell Füssli, 368 S., 21,95 Euro