Frankfurt nimmt verfolgte Lyrikerin auf

Polonskaja kommt in die Stadt der Zuflucht

22. September 2015
von Börsenblatt
Die Stadt Frankfurt am Main hat die in Russland mit Publikationsverbot belegte Moskauer Lyrikerin Angelina Polonskaja (46) aufgenommen. Mit Unterstützung von Stadt, Frankfurter Buchmesse und dem internationalen Netzwerk "Städte der Zuflucht" darf die verfolgte Autorin seit 14. September für zunächst ein Jahr in Frankfurt leben.

Die mit einer Reihe von Literaturpreisen und Stipendien ausgezeichnete Autorin, die Mitglied des Moskauer Schrift­stellerverbands und des russischen PEN-Zentrums ist, hatte sich den öffentlichen Unmut von Politikern zugezogen, als sie ein Libretto für ein Oratorium des australischen Komponisten David Chisholm geschrieben hatte. Es ist ein Requiem für die 118 Marinesoldaten, die im Jahr 2000 beim Untergang des russischen Atom-U-Boots "Kursk" starben. Die Erwähnung des U-Boot-Untergangs ist in Russland ein Tabu; Polonskaja gilt seitdem als Dissidentin. In Deutschland ist von Polonskaja im März 2015 im Leipziger Literaturverlag der Gedichtband "Schwärzer als Weiß" erschienen.