Wim Wenders über Fotografie als Akt des Friedens
Die Laudatio hielt der Regisseur und Autor Wim Wenders, der Salgado und sein Wiederaufforstungsprojekt im Amazonasgebiet bereits 2014 in seinem Dokumentarfilm "Das Salz der Erde" porträtiert und sich schon immer intensiv mit Fotografie beschäftigt hat. Wenders' warme, kluge Rede, die auch an die Anfänge des Friedenspreises und die tiefe Friedenssehnsucht nach dem Krieg erinnerte, zeigte die enge Verbundenheit zwischen dem Fotografen und dem Filmemacher.
Ein Akt der Empathie oder der Distazierung? Unter welcher dieser beiden Vorzeichen ein Foto entstehe, lasse sich aus einem Bild herauslesen wie ein Wasserzeichen, so Wenders. "Uns an der Schönheit und Erhabenheit der Erde so teilhaben zu lassen, das kann nur einer, der vorher in ihre Abgründe gesehen hat, der die Hölle und das Fegefeuer durchquert hat, und der dem Horror selbst ins Auge geschaut hat, zu dem Menschen fähig sind."
Zwei Bilder von Salgado waren in der Paulskirche zu sehen und rahmten das Podium ein: Eine Landschaftsaufnahme aus dem Norden Alaskas (aus der Reihe "Genesis") und ein fast apokalyptisches Bild mit Arbeitern in einer Goldmine (aus "Workers").
Mit seinen drei monumentalen Arbeiten "Workers", "Exodus" und "Genesis" führe Salgado den Menschen die Bedingungen von Frieden vor Augen, betonte Wenders: "Es kann keinen Frieden ohne soziale Gerechtigkeit, ohne Arbeit, geben, es kann keinen Frieden ohne Anerkennung der Menschenwürde geben, und ohne die Beendigung der unnötigen Zustände von Armut und Hunger, und es kann keinen Frieden geben, ohne dass wir die Schönheit und Heiligkeit unserer Erde achten."
"Macht Euch die Erde untertan", heiße es in der landläufigen Übersetzung der Bibel, so Wenders weiter - "was von einem Hochmut zeugt, der sich in Überheblichkeit und schließlich in Rücksichtslosigkeit verwandelt hat". Eigentlich, so der Laudator, hätte die Übersetzung der Genesis von Anfang an lauten müssen: "Ich vertraue Euch die Erde Eurer Fürsorge an, Ihr seid für sie verantwortlich."
Mit freundlichen Grüßen
F. Jacob