Deutscher Buchhandlungspreis

„Die Jury beurteilt die Qualität und nicht den Standort“

30. Juli 2019
Redaktion Börsenblatt
Große Freude auf der einen Seite, Enttäuschung auf der anderen: Auch in diesem Jahr folgt auf die Bekanntgabe der Nominierungen beim Deutschen Buchhandlungspreis eine Debatte über die Vergabekriterien. Börsenblatt Online hat mit Jury-Mitglied Regina Vogel gesprochen.

Dieses Jahr wurden viele Buchhandlungen aus ländlichen Regionen ausgezeichnet. Haben sich die Vergabekriterien geändert?
Frau Grütters hatte bei der diesjährigen Ausschreibung auf die besondere Bedeutung der Buchhandlungen im ländlichen Bereich hingewiesen und die Buchhandlungen ermutigt sich zu bewerben - diesem Aufruf sind erfreulich viele Buchhandlungen gefolgt.

Insbesondere Buchhandlungen in den neuen Bundesländer, ausgenommen vielleicht Sachsen, wurden hingegen mit nur wenigen Auszeichnungen prämiert. Warum?
Die Jury beurteilt bei der Auswahl der Bewerber in erster Linie die Qualität der Buchhandlung und nicht den Standort. Wir versuchen dabei eine möglichst gerechte Verteilung über das gesamte Bundesgebiet im Blick zu halten.

Buchhändlerin Sabine Kahl hat in einem Interview mit „Buchmarkt“ gesagt, dass sie von der Vergabepraxis frustriert sei. Solange ihr nicht klar sei, wie die Bewertungen zustande kämen, sei der Preis nicht mehr motivierend für sie. Sind die Bewertungskriterien tatsächlich zu vage?
Meines Wissens wurden bislang alle Anfragen bezüglich der Preisvergabe, die schriftlich an das Bundesministerium für Kultur und Medien gerichtet wurden, auch entsprechend schriftlich beantwortet. Das Ministerium und die Jury sind jederzeit offen für sachliche Kritik und Anregungen. Die Festlegung der Kriterien obliegt dem Bundesministerium und nicht der Jury - aber es besteht ein konstruktiver Austausch.

Sehen Sie die Möglichkeit, die Kriterien in Zukunft zu präzisieren oder nicht ausgezeichneten Buchhandlungen beispielsweise ein Feedback zu geben?
Bei der Entscheidungsfindung versucht die Jury im Austausch untereinander allen Kriterien gerecht zu werden. Da es aber weitaus mehr gute Buchhandlungen als Preise gibt, wird es immer wieder zu Diskussionen über Gerechtigkeit kommen. In diesem Jahr wurden 62 von 118 Buchhandlungen erstmalig  nominiert - das sollte allen bisher nicht nominierten Buchhandlungen Mut machen, sich weiter zu bewerben!