Umfrage zur KNV-Übernahme

Die große Erleichterung

26. Juni 2019
Redaktion Börsenblatt
Wie reagiert die Buchbranche auf die KNV-Rettung? Börsenblatt Online hat sich umgehört.

Clemens Birk, Geschäftsführer von Umbreit:

„Ich bin völlig entspannt und froh, dass eine Lösung gefunden worden ist und endlich wieder Ruhe in der Branche eingekehrt. Die Übernahme durch Zeitfracht scheint Sinn zu machen. Es hätte auch eine andere Lösung geben können, die mir nicht so gut gefallen hätte.“

Stephan Schierke, Geschäftsführer VVA:

„In meiner Funktion als Chef der VVA äußere ich mich grundsätzlich nicht zu Vorgängen bei Wettbewerbern. In meiner Rolle als Vorsitzender des Ausschusses für den Zwischenbuchhandel bin ich sehr froh, dass mit dieser Transaktion die Unsicherheit im Markt beseitigt wird und die Verlage in der KNO-Verlagsauslieferung sich perspektivisch wieder voll auf Ihr Kerngeschäft konzentrieren können. Die Übernahme der gesamten KNV Gruppe durch den Logistikdienstleister Zeitfracht ist aber insbesondere für die rund 1600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von KNV und KNO eine sehr gute Nachricht, denn ihr Arbeitsplätze bleiben erhalten.“

Matthias Heinrich, Brocom-Geschäftsführer:
„Zum Investor Zeitfracht kann ich nichts sagen. Dazu und zu dem zu verkraftenden Zusatzgeschäft nehmen besser die 'Vollblutlogistiker' Stellung, die Einblick in die Zeitfracht-Geschäfte und -Geschicke haben. Da es sich um einen branchenfremden Investor handelt, bleibt für einen Unternehmer im Zwischenbuchhandel zu wünschen, dass man sich bei Zeitfracht in der Leitungsebene erst einmal einen Einblick in die Logik der Branche und die ökonomischen und lieferkettenspezifischen Besonderheiten verschafft, bevor Aktionismus womöglich den Wettbewerb neu und mit nachteiligen Folgen ordnen will. Die Professionalität der Abwicklung des Einstiegs/Investments beruhigt mich diesbezüglich aber.

Als Branchenmitglied bin ich froh, wenn mit mehr Klarheit jetzt auch wieder mehr Ruhe einkehrt. Und die Mitarbeiter*innen bei KNV können sicher auch wieder ruhiger schlafen.

Herrn Wahl als Insolvenzverwalter habe ich persönlich als sehr umsichtig, besonnen und gewissenhaft kennen gelernt. Deshalb glaube ich, dass er die Abwicklung der Geschehnisse vor dem 14. Februar weiterhin fest im Blick hat, wenn auch die Investorensuche beendet ist. Ein Kraftakt der Branche hat dem Insolvenzverwalter bei seiner Tätigkeit richtig unter die Arme gegriffen, jetzt gilt es, den Kollateralschaden der Insolvenz möglichst klein zu halten.

Dann schlägt zwar nur noch vier Monate das Schatzmeisterherz des Börsenvereins in mir, die aktuellen Zeichen stehen zum Glück beitragsmäßig bei der KNV-Gruppe nicht bei rot, sondern eher bei einem hellen gelb. Mit der Aussicht auf eine grüne Welle, auch für meinen Nachfolger, wenn der Investor KNV als Teil der Branche begreift und dem Verband und dem Brancheninteresse treu bleibt.“ 

Britta Jürgs, AviVa-Verlegerin:

„Ich bin sehr glücklich, dass die Übernahme gelungen ist! Es ist ein positives Signal für die gesamte Branche. Zeitfracht gehört zwar bislang noch nicht zur Buchbranche – aber das Bekenntnis zum Kulturgut Buch und der Wunsch ein langfristiges Geschäftsmodell aufzubauen, nehme ich als positives Statement! Alles klingt erst mal vielversprechend. Dass die KNV-Gruppe als Ganzes zusammengehalten wird und alle Standorte erhalten bleiben, begrüße ich sehr – auch für meinen Verlag, der über die nicht insolvente Auslieferung LKG ausliefert.“

Sebastian Wolter, Verleger Voland & Quist:

„Es ist natürlich eine gute Nachricht, dass KNV-Gruppe nicht zerschlagen wird und das Barsortiment erhalten bleibt. Wir hoffen jetzt, dass das auch für Kontinuität gilt. Mich freut besonders, dass alle Mitarbeiter übernommen werden.“

Eckhard Südmersen, Geschäftsführer von Libri:

„Libri selbst ist nicht unter den Bietern gewesen. Ich gehe davon aus, dass KNV – gemäß Pressemitteilung - in der Folge als Ganzes erhalten bleibt, so dass die Sorge, die Branche könnte durch den Ausfall eines systemrelevanten Unternehmens Schaden erleiden, ausgeräumt ist. Zeitfracht ist ein solides Unternehmen mit einer bodenständigen Unternehmerfamilie. Die Zahlen der letzten Jahre zeigen, dass der deutsche Zwischenbuchhandel (Verlagsauslieferungen und Barsortimente) in Summe keine positiven Ergebnisse erwirtschaftet. Wie sich Zeitfracht zukünftig als neuer Eigentümer von KNV im Markt verhalten wird, können wir nicht einschätzen.“

Katharina Bünger, Vertrieb Edition Nautilus:

„Wir freuen uns über die Nachricht der Übernahme KNVs durch Zeitfracht. Das ist ein wichtiger Schritt, der uns Verlagen und den Buchhandlungen längerfristige Planungssicherheit zurückgibt. Insbesondere begrüßen wir, dass sich Zeitfracht ausdrücklich zum Kulturgut Buch bekennt und dass alle Mitarbeiter*innen im Unternehmen bleiben können. Wir hoffen nun auf eine Fortführung des Unternehmens im Sinne der gesamten Buchbranche.“

Katharina Eleonore Meyer, Verlegerin Merlin Verlag:

„Es ist sehr zu begrüßen, dass ein erfahrener Logistiker mit innovativen Ideen einsteigt. Mit diesem Investor habe ich ein gutes Gefühl, dass die momentan spürbare Verunsicherung in den vertrieblichen Abläufen schon bald der Vergangenheit angehört und wir zu unserer normalen Arbeitsweise zurückkehren können. KNV steht in der Branche insbesondere für die Segmente Transport, Verteilung und auch die Sicherung der Übernachtlieferung – die Einschätzung in Teilen der Branche, dass das eh nicht reibungslos läuft, teile ich nicht. Als Verlag sind wir sehr daran interessiert, dass das für die Branche so wertvolle logistische System der Übernachtlieferung perfektioniert wird und vor allem erhalten bleibt! Ich hoffe für die von der Insolvenz besonders betroffenen Kollegen, dass nun auch für sie alles bestmöglich ausgeht.“

Julia Eisele, Verlegerin Eisele Verlag:

„Natürlich ist die Nachricht, dass KNV einen neuen Eigentümer gefunden hat, das noch dazu ein familiengeführtes Unternehmen ist und alle Mitarbeiter übernehmen will, eine positive für die gesamte Buchbranche. Es zeigt, dass das solidarische Verhalten vieler Verlage und Buchhändler sich gelohnt hat und richtig war. Und dass man die Flinte nie zu früh ins Korn werfen sollte. Wir Buchmenschen sind Krisen gewöhnt und können hier erneut lernen, dass es sich lohnen kann, durchzuhalten.“

 

Irene Nehen, Inhaberin der Buchhandlung Melchers und Mitglied im Sprecherkreis der IG Unabhängiges Sortiment:

„Seit meinem 1. Ausbildungstag arbeite ich mit KNV zusammen, also seit knapp 50 Jahren – ich habe mich richtig gefreut und sofort meinen Kundenbetreuer angerufen. Tobias Wahl hat einen guten Job gemacht und in der Kürze der Zeit einen vertrauenswürdigen Interessenten zu finden, der etwas von Logistik versteht. Da schwingt natürlich auch viel Hoffnung mit, dass es gelingen möge.“