Buchtage Berlin

Lennart Schaefer ist neuer Nachwuchssprecher

18. Juni 2019
Redaktion Börsenblatt
In Berlin haben heute Morgen die rund 100 Teilnehmer des Nachwuchsparlaments gewählt: Neuer Nachwuchssprecher ist Lennart Schaefer, auszubildender Medienkaufmann bei Bastei Lübbe.

Ab diesem Jahr gibt es ein neues, rotierendes Wahlverfahren für das Amt des Nachwuchssprechers: Jedes Jahr wird nun eine Nachwuchssprecherin zugewählt, die zwei Jahre amtiert. „Damit sollen die Erfahrungen, die sich bislang die Nachwuchssprecher während ihrer Amtszeit erworben haben, weitergegeben werden und nicht die beiden Sprecher immer wieder bei Null anfangen“, erläuterte der noch amtierende Sprecher Philipp Nawroth die Idee dahinter. 

Er hört auf, seine Mit-Nachwuchssprecherin Cleo Ciba wird noch ein weiteres Jahr im Amt bleiben und mit Lennart Schaefer die Interessen des Nachwuchses vertreten. Insgesamt sieben Kandidaten hatten sich für das Amt der Nachwuchssprecherin bereit erklärt.

Die Kandidaten und ihre spontanen Statements:

  • Tami Fischer (Droemer Knaur): „Das Thema Nachhaltigkeit muss voran gebracht werden, Verpackungsmüll, LED, Papierverbrauch … Und Leseförderung ist ein großes Thema, das wir angehen müssen.“
  • Johanna Frey (Auszubildende bei Osiander in Konstanz): „Die Kommunikation untereinander können wir verbessern. Gerade mit Blick auf Endverbraucher können wir unter Umweltaspekten noch einiges tun.“
  • Tanja Grimm (Medienkauffrau, Gräfe und Unzer): „Jeder lebt in seiner eigenen Blase – da tut Austausch not.“
  • Lennart Schaefer (Auszubildender Medienkaufmann bei Bastei Lübbe): „Über die Buchtage hinaus sich miteinander zu vernetzen, Azubi-Austausch – und vor allem die tollen Ideen, die wir gefunden haben, dann umsetzen, das finde ich am wichtigsten.“
  • Philip Szykulla (Thalia): „Mehr Transparenz einzubringen finde ich wichtig.“
  • Ianthe Vlieghe (Schweitzer Fachinformation): „Ich möchte gern für alle Ansprechpartnerin sein und uns stärker vernetzen.“
  • Jaqueline Wagner (Lektorat bei S. Fischer): „Kommunikation ist eines der Haupthemen, innerhalb des Nachwuchsparlaments und in unsere Unternehmen hinein.“

Geld und Image

Ein wichtiger Punkt im Nachwuchsparlament war das Image der Buchbranche. Daran müsse man dringend arbeiten, letztlich sei es doch auch eine junge Branche, was aber in der Öffentlichkeit nicht so wahrgenommen werde. „Woran liegt das? Und wie können wir das Image verbessern?“ – an diese Fragen müsse man heran. Hierbei wollten die anwesenden Buchhändlerinnen gerne die Arbeit der Unabhängigen propagiert wissen, die viel kulturelle Arbeit leisteten. „Und immer noch wissen Leute draußen nichts davon, sie wissen nichts von der reduzierten Mehrwertsteuer oder der Über-Nacht-Lieferung – wir verkaufen uns noch nicht gut genug“. Auch was die Branche bereits in punkto Nachhaltigkeit bislang tue, müsse mehr bekannt gemacht werden: „Da engagieren sich ganz viele Verlage und Buchhandlungen – aber kriegen Kunden und Käufer das alles mit?“ „Könnten wir Flyer für die Buchhandlungen machen, die erläutern, warum zum Beispiel Bücher keine Folien brauchen?“

Auch die Ausbildungs- und Volontariatsvergütung war ein ganz wichtiges Thema. „Wir müssen irgendwo wohnen, die meisten Verlage sind in teuren Großstädten“, schilderten die Parlamentarier ihre Erfahrungen. Wiederholt wurde darauf hingewiesen, sich gewerkschaftlich stärker zu engagieren, um hier Verbesserungen zu erreichen. Auch über die Qualität der Ausbildung wurde diskutiert, bei Verbesserungsvorschlägen sind Auszubildende „gegen viele Wände gerannt bei den IHKs.“  

Sich besser vernetzen

Was die Vernetzung und den Austausch untereinander betreffe, gebe es schon viele regionale Treffen, erläuterte Sprecher Philipp Nawroth. Die könnten noch viel mehr genutzt werden. Wie man denn davon erfährt – das war einer der Knackpunkte: Bringschuld oder Holschuld? Sich Veranstaltungen zusammenzusuchen, gestalte sich oft als mühsames Unterfangen, worauf Nawroth meinte, dass seine Newsletter (anzufordern unter nachwuchssprecher@posteo.de) allerdings auch nicht so oft angeklickt würden: „Einfach mal den Newsletter öffnen, das wäre schon mal ein Anfang …“ Die Aktivitäten und Angebote seien auch regional unterschiedlich, stellten die rund 100 Parlamentarier fest: Gerade in den östlichen Bundesländern seien sie oft dünn gestreut, ebenso in anderen ländlichen Räumen. „Gibt es da im digitalen Zeitalter nicht andere Möglichkeiten?“

Nachwuchssprecherin Cleo Ciba arbeitet mit einer Gruppe bereits an einem Azubi-Austausch, wo sich Auszubildende aus Verlagen und Buchhandlungen besuchen und etwas vom Arbeitsalltag des anderen mitkriegen. „Könnte man sich bei den IGs wie IGUS und IGUV nicht „einklinken“ und Ihnen sagen: Ihr habt doch junge Leute, warum nutzt Ihr die denn nicht??“

Wertschätzung der Jüngeren

Interessieren sich die Teilnehmer der Hauptversammlung wirklich für uns? Die Nachwuchssprecher kämen im Ablauf der Hauptversammlung immer erst relativ spät dran: Wertschätzung sei das nicht unbedingt, fanden die Parlamentarier. Ein gutes Viertel von ihnen war übrigens vom Arbeitgeber nicht freigestellt worden und hatte sich für das Nachwuchsparlament Urlaub genommen, wofür sie von den anderen mit Applaus bedacht wurden. Auch wenn in einer Runde alle gesiezt werden und der Volontär oder die Auszubildende geduzt, so genannte Erfahrungen, zeige, wie man den Nachwuchs einstufe. 

Geschätzt werde hingegen oft die digitale Erfahrung der Jüngeren, aber sie werde nicht ernst genommen. Wenn beispielsweise der Instagram-Account für das Unternehmen bespielt werden soll – und dann die Auszubildende ein uraltes Tablet bekommt, mit dem man schlechte Bilder und kaum etwas ausrichten kann und auf Nachfrage gesagt bekommt, das gehe doch irgendwie schon: „Da wird die Arbeit einfach nicht ernst genommen.“ Ebenso solle das Bespielen von Social-Media-Kanälen häufig zeitlich „mal so irgendwie nebenbei halt“ erfolgen: „Das zeigt die Unkenntnis der Vorgesetzten. Wir sollen agieren und wir würden das gerne auch richtig gut machen – aber die Voraussetzungen werden nicht gegeben.“