Neue Serie: KulturPass im Buchhandel (1)

Buchhandlung Graff: "Fast stündlich erreicht uns eine Reservierung"

14. August 2023
von Sabine Cronau

Was bieten Buchhandlungen den jungen KulturPass-Besitzer:innen? Und welche Erfahrungen machen sie mit der App? Eine neue Börsenblatt-Serie sammelt Best-Practice-Beispiele. Den Anfang macht die Buchhandlung Graff in Braunschweig.

Logo zur KulturPass-Serie

„Auch bei uns funktioniert der Kulturpass - fast stündlich erreicht uns eine Reservierung“: Das postete die Braunschweiger Buchhandlung Graff am 24. Juli auf Facebook. Fast stündlich eine Reservierung: Hinter dieser bemerkenswerten Taktzahl verbergen sich im Schnitt zehn verkaufte Titel pro Tag, die bei Graff auf das KulturPass-Konto gehen: „Gefragt sind dabei ganz unterschiedliche Genres“, berichtet Geschäftsführer Frederick Wrensch: „Natürlich New Adult und Manga, aber auch andere Belletristik und englischsprachige Literatur.“

Romance-Büchertisch bei Graff

Romance-Büchertisch bei Graff

Sechs Regalmeter Romance

Die Braunschweiger Buchhandlung wirbt mit Plakaten an der Tür um die KulturPass-Community. Doch vermutlich wäre dieser Hinweis gar nicht nötig. Denn junge Braunschweiger:innen dürften ohnehin wissen, dass sie bei Graff an der richtigen Adresse ist, wenn es um ihre Lesevorlieben geht. Dafür sorgen vier Regalmeter mit Manga-Titeln und allein sechs Regalmeter mit Romance-Bänden, plus weiterer New-Adult-Lektüre im Jugendbuch- und Fantasybereich.

Ihr junges Profil stärkt die Buchhandlung auch mit vielen Veranstaltungen, darunter beispielsweise:

  • die Übernachtungsparty „Snowmance Booknight“ im Januar - mit deutschen Romance-Autorinnen auf der Bühne und 50 Fans, die nach Lesung und Gespräch im Laden stöbern, schlafen und von den schönsten Geschichten träumen konnten.
  • ein „Meet & Greet“ mit sechs Young-Adult-Autorinnen, die im Mai mit einem Tourbus nach Braunschweig kamen – im Rahmen des neuen Formats „Lit.Love on Tour“, das die Penguin Random House Verlagsgruppe aus dem gleichnamigen Lesefestival entwickelt hat.
  • der kombinierte Manga und Batman Day am 16. September, bei dem pro Kopf bis zu fünf Gratis-Comics verschenkt werden.
Frederick Wrensch, Maria Meibohm und Joachim Wrensch

Buchhandel als Familiensache: Frederick Wrensch (links) mit seiner Cousine Maria Meibohm und seinem Onkel Joachim Wrensch

Wir reden hier über eine superrelevante Zielgruppe. Denn durch den Manga- und New-Adult-Boom kommen die jungen Menschen wieder in die Buchhandlung. Das war vor fünf, sechs Jahren noch anders.

Frederick Wrensch, Geschäftsführer der Buchhandlung Graff

Dass die Buchhandlung Graff bei ihrem Angebot für Teens und Twens so in die Vollen geht, hat einen guten Grund: „Durch den Manga- und New-Adult-Boom kommen die jungen Menschen wieder in den Laden“, so Frederick Wrensch: „Das war vor fünf, sechs Jahren noch anders.“  Genau deshalb ist der KulturPass für ihn auch „eine Supersache“, von der jede Buchhandlung nur profitieren könne: „Denn wir reden hier über eine superrelevante Zielgruppe.“

Wie relevant die junge Kundengruppe ist, zeigt sich bei Graff im Laden, aber auch im Webshop. In der Corona-Krise hat die Buchhandlung das Geschäft mit signierten, besonders gestalteten New-Adult-Ausgaben für sich entdeckt (mehr dazu hier).

Geworben wird für die einzelnen Signieraktionen vor allem via Instagram, gekauft werden die Bände mittlerweile bundesweit. 25 Prozent ihres Umsatzes macht die Buchhandlung Graff aktuell online – nicht nur, aber auch wegen der signierten Romance-Bände.

Dass der KulturPass nur im Laden eingelöst werden kann, ist für Graff so gesehen fast ein Nachteil, auch wenn Frederick Wrensch die Beschränkung auf den stationären Handel für richtig hält.

Social-Media-Post der Buchhandlung Graff

Let's Fall in Love

Ihre exklusiven Romance-Ausgaben bewirbt die Buchhandlung in der KulturPass-App nicht gezielt: „Weil die limitierten Farbschnitt-Bände keine eigene ISBN haben, wäre das schwierig“, so Frederick Wrensch: „Zudem fehlt uns die Anbindung an die Warenwirtschaft“.

Doch dafür hat das Graff-Team jüngst die erste Veranstaltung in der App hochgeladen, damit die jungen Erwachsenen mit dem KulturPass-Guthaben auch Tickets kaufen können: „Let's Fall in Love“ heißt die Lesung am 24. September, die sich natürlich ebenfalls um Romance-Bücher dreht und am verkaufsoffenen Sonntag stattfindet.

Veranstaltungsplakat zu "Let's fall in love"

Plakat zur Veranstaltung

Im KulturPass steckt noch viel Potenzial

Zum Ticketpreis von 25 Euro kann das Publikum eine „cozy Herbstlesung“ mit den fünf Autorinnen Anya Omah, Bianca Iosivoni, Lilly Lucas, Kathinka Engel und Kyra Groh erleben. Inzwischen ist der Termin ausverkauft, immerhin vier Tickets wurden über den KulturPass gebucht. Kein schlechter Anfang.

Für Frederick Wrensch bietet der KulturPass in jedem Fall noch „sehr, sehr viel Potenzial“. Klar sei aber auch: „Wir müssen immer wieder neu dafür werben, denn ausgezahlt wird das Guthaben ja erst, wenn man 18 wird. Es rücken also immer neue Kundinnen und Kunden nach, die darauf aufmerksam gemacht werden müssen.“

Ab 2024 könnte sich die Zielgruppe sogar noch deutlich vergrößern: Kulturstaatsministerin Claudia Roth denkt darüber nach, den Pass dann für alle Jugendlichen zwischen 15 und 18 anzubieten. 

Ich kann nur allen raten, sich als Anbieter zu registrieren, die Anmeldung ist einfach und wir alle haben dabei nichts zu verlieren.

Frederick Wrensch, Buchhandlung Graff

Mittlerweile geht es flotter

Die Startphase der App im Juni verlief bei Graff etwas holprig: „Am Anfang standen Kund:innen mit Bestätigungscodes bei uns im Laden, ohne dass uns die entsprechenden Bestellungen überhaupt erreicht hatten“, berichtet Wrensch. Auch bei Bestellungen direkt vor Ort habe es oft stundenlang gedauert, bis der Auftrag abrufbar gewesen sei: „Aber inzwischen geht das deutlich flotter“.

Seine Empfehlung an Kolleg:innen aus dem Buchhandel: „Ich kann nur allen raten, sich als Anbieter zu registrieren, die Anmeldung ist einfach und wir alle haben dabei nichts zu verlieren.“

Ganz im Gegenteil: Die Erfahrungen aus den ersten KulturPass-Wochen 2023 zeigen, dass Bücher das Ranking der meistgekauften Produkte anführen. 90.000 Exemplare sind schon verkauft worden, mit Büchern wurden über den KulturPass bereits 1,2 Millionen Euro umgesetzt.