Widerstand gegen Filialisten in Bad Honnef

300 Unterschriften gegen die Mayersche

9. Mai 2017
von Börsenblatt
Ende vergangener Woche hatte die Buchhandlung Werber in Bad Honnef eine Unterschriftenaktion gegen die mögliche Ansiedlung einer Filiale der Mayerschen in ihrer Stadt initiiert. Bisher haben 300 Bad Honnefer unterschrieben.

Die Unterschriftenlisten wurden am vergangenen Freitag an rund ein Dutzend Einzelshandelsgeschäfte in Bad Honnef verteilt, erläuterte Ursula Gilbert gegenüber boersenblatt.net. Gilbert ist Mitinhaberin der Buchhandlung Werber. Neben Werber und Der kleine Buchladen Helma Mies beteiligen sich an der Aktion auch die beiden örtlichen Zeitschriftengeschäfte, der Schreibwarenladen, aber auch ein Fotogeschäft, ein Blumenladen und ein Möbelhaus. Am Samstag wurde die Aktion gestartet, bis zum heutigen 9. Mai sind rund 300 Unterschriften zusammengekommen, schätzt Gilbert.

Die Unterschriftenliste, die unserer Redaktion vorliegt, beginnt mit den Sätzen: "Individuelle und inhabergeführte Geschäfte und Gaststätten machen unsere Innenstadt lebendig, unverwechselbar und attraktiv für Einwohner und Gäste. Sie sind vor Ort verankert und garantieren faire Arbeitsbedingungen. Deshalb wehren wir uns gegen eine Entwicklung hin zu weiteren großen Filialunternehmen in der Innenstadt." Durch einen Verdrängungswettbewerb würden diese Arbeitsplätze gefähren. "Die Folge: Leerstand und das Ende regionaler Vielfalt und der Einzigartigkeit Bad Honnefs", heißt es weiter. Der Name Mayersche wird dabei nicht direkt genannt.

"Gefühl von Solidarität"

Die Unterschriftenaktion vermittle ein "Gefühl von Solidarität", sagt Ursula Gilbert. Sie soll noch rund zwei Wochen laufen, dann bei der Stadtverwaltung vorgelegt werden − als "Ausdruck des Bürgerwillens". Allerdings: Die Immobilie an der die Mayersche womöglich interessiert sei, ein ehemaliger Kaiser's Markt, befinde sich im Besitz eines Immobilienfonds. Gilbert, die nicht gegen die Mayersche wettern will, wie sie betont, schränkt ein: "Wir wissen, dass wir keinen großen Einfluss auf die Vermietung nehmen können." Eine Vertreterin der Mayersche habe vor zwei Wochen angerufen, hatte dabei die Übernahme der Mitarbeiter angeboten sowie die Filialleitung in Aussicht gestellt, bestätigt Gilbert. Ein Termin wurde nicht genannt. Die Buchhändlerinnen hätten zurückrufen sollen, aber: "Wir haben gar nicht mehr reagiert", sagt Gilbert.

Die Buchhandlung Werber (Hauptstraße 40; in einem denkmalgeschützten Haus), die vor mehr als 125 Jahren gegründet wurde, ist rund 120-130 Quadratmeter groß. Die beiden Inhaberinnen Ursula Gilbert und Ulrike Helmling (aus der Familie Werber) führen das allgemeine Sortiment seit 2013. Unterstützt werden sie von fünf Mitarbeiterinnen und einem Mitarbeiter.


"Die Vielfalt in Bad Honnef soll erhalten bleiben"

Helma Mies betreibt ihren rund 40 Quadratmeter großen "Der kleine Buchladen" (Bahnhofstraße 8) seit 48 Jahren − ein allgemeines Sortiment. Eine Mitarbeiterin arbeitet im Laden. "Natürlich mache sie bei der Unterschriftenaktion mit", sagte sie gegenüber boersenblatt.net. Denn: "Die Vielfalt in Bad Honnef soll erhalten bleiben". In der Kleinstadt (rund 25.000 Einwohner) seien die innenstädtischen Einzelhandelsgeschäfte noch überwiegend personen- und inhabergeführt. Sie befürchtet, dass nach der Ansiedlung eines Filialisten die kleinen Geschäften gehen müssten − es Leerstände in der Innenstadt geben werde. Von ihrer Buchhandlung wären es nicht einmal 50 Schritte bis zur potenziellen Filiale der Mayerschen im ehemaligen Kaiser's. Bei ihr hat es keinen Anruf der Mayerschen gegeben.

Bei Helma Mies im Laden haben bisher 30 Leute ihren Namen auf die Unterschriftenliste gesetzt. Was würde sie tun, falls die Mayersche eine Filiale eröffnen würde? "Dann muss ich mir etwas einfallen lassen", so die Buchhändlerin. Sie habe nicht unbedingt Angst vor der Mayerschen, aber ein Filialist passe einfach nicht in die Innenstadt von Bad Honnef ("eine hübsche, kleine Stadt"). So würden auch ihre Kunden denken.

Wie berichtet, ist für die Immobilie des ehemaligen Kaiser's aber bislang noch kein neuer Mietvertrag unterzeichnet (siehe Archiv: "Einzelhändler wehren sich gegen Filialisten").

Der Gewerbeverein Centrum Bad Honnef favorisiert die Vermietung an einen Lebensmittelmarkt, wie der "General-Anzeiger" schreibt. Das würde sich auch Helma Mies wünschen, die erzählt, dass es in der Innenstadt derzeit keinen Supermarkt gibt.