Web-Plattform Book Affairs

"Aktuelle literarische Illustrierte mit Bestellfunktion"

3. März 2015
von Börsenblatt
Walter Mayer, früher Chefredakteur der Zeitung "Bild am Sonntag" und ausgebildeter Buchhändler, hat sich eine neue Berufung gesucht: Mit seinem Portal Book Affairs will er eine Website mit journalistischen Inhalten und Blog-Elementen aufbauen, die Bücher zu tagesaktuellen Themen sichtbar macht. Über die Bestellfunktion soll das lokale Sortiment eingebunden werden. boersenblatt.net hat nachgefragt.

Sie wollen mit Book Affair eine weitere Plattform für Bücher etablieren. Dabei gibt es bereits eine Reihe von Adressen im Netz. Wozu also Book Affair?

Book Affair verbindet die Vorteile des Internets mit den Vorzügen der klassischen Buchhandlung. Wir entwickeln eine Online-Plattform, die auf drei Säulen steht. Erstens: Tagesaktuelle Stories über Bücher und Autoren, die wir mögen. Besprechungen, Interviews, Features. Die zweite  Säule: der Buchhändler-Blog mit persönlichen Empfehlungen von Buchhändlern, die wir herzlich einladen auf Book Affair über Titel, die ihnen am Herzen liegen, zu schreiben. Und die dritte Säule: das Shopsystem, das wir aufbauen. Wir vernetzen Leser mit guten Buchhandlungen in ihrer Nähe. Book Affair wird also nicht einfach einen Katalog ins Netz stellen, sondern eine aktuelle literarische Illustrierte mit Bestellfunktion sein. Denn es gibt jeden Tag Anlässe, um nach einem Buch zu greifen.

Wie organisieren Sie den Verkauf konkret?

Wie gesagt: Jedes Buch, das wir  bei Book Affair vorstellen, wird man über uns kaufen können. Jede Bestellung geht direkt und sofort an den Buchhändler, der dem Besteller geografisch am nächsten liegt. Dieser Buchhändler macht das Geschäft und liefert die Ware aus. Im Idealfall am selben Tag – wie das ja auch viele Apotheker tun. Book Affair hilft Buchhändlern beim Verkaufen. Und wir organisieren Online-Bequemlichkeit für Kunden, die Buchhandlungen lieben.

Wollen Sie sich auf bestimmte Themen konzentrieren?

Ich finde, man kann jedes Thema spannend erzählen – wenn man neugierig ist und die richtigen Fragen stellt. Hohe Literatur, Schnulzen, Ratgeber –  wir werden jeden Stoff  anfassen, wenn er interessant und relevant ist oder einfach das Leben schöner macht. Und die Mischung ist wichtig. Die Homepage von Book Affair, die jetzt in einer ersten Dummy-Version fertig ist, soll schlicht zum Klicken verführen. Wir wollen aufklärerisch, schlau, populär und sinnlich sein. Und jeden Tag überraschen – mit opulenter Optik und packender Sprache.

Sehen Sie sich als Alternative zu Amazon?

Amazon steht für Milliardenpower, unfassbare Effizienz, perfekte Logistik und entfremdete Arbeitsbedingungen. Book Affair wird gerade von der Idee zum Projekt. Ich bin nicht so größenwahnsinnig, mich mit diesem Multi zu vergleichen. Aber ich glaube, dass es immer und zu allem Alternativen gibt. Und ich glaube, dass es einen Unterschied macht, ob man seine Bücher bei jemandem kauft, der sie gelesen und das Gelesene gemocht hat oder ob diese Bücher anonym aus einem Silo kommen.

Wann wollen Sie starten und mit wie vielen Titeln?

Zur Leipziger Buchmesse, Ende März, soll die Seite online gehen. Da wird sicher noch nicht alles perfekt sein, aber wir wollen das Feuer entzünden. Ich strebe für den Start 200 bis 300 ausführlich besprochene, aktuelle Titel an. Plus Zugriff auf alle lieferbaren Titel im VLB. Und dann wächst die Plattform mit jedem Tag und mit jeder Erfahrung, die wir machen.

Amazon kennt jeder. Wie wollen Sie Book Affair bekannt machen?

Wir werden für Gesprächsstoff sorgen. Ich bin fest davon überzeugt, dass sich interessante Inhalte durchsetzen und wir wollen das interessanteste und schnellste Medium für den deutschen Buchmarkt werden. Je wichtiger die Seite wird – etwa  auch für Journalisten, weil sie bei der Recherche hilft –, desto bekannter wird sie werden. Je größer die Reichweite, desto mehr Bücher können über Book Affair verkauft werden.

Gut möglich aber auch, dass die Leute bei Ihnen nur lesen und dann bei Amazon kaufen.

Ja, das ist natürlich möglich. Aber es wird nicht oft passieren. Wer holt sich schon Appetit in der Trattoria und bestellt dann beim Pizzaservice.