VVA-Sortimentertagung

Von fünf starren Webseiten zu acht lebendigen Communities

5. März 2012
von Börsenblatt
Die Egmont Verlagsgruppe hat die Kommunikation mit ihren Lesern und Fans innerhalb eines guten Jahres auf neue Füße gestellt. Bei der VVA-Sortimentertagung in Nürnberg ließ Carsten Schulte, bei Egmont zuständig für Online-Marketing und das Digitalgeschäft, hinter die Kulissen blicken.

Fünf starre Websites für die verschiedenen Labels, wenig Flexibilität und kaum Freiräume: So sahen die Internetaktivitäten von Egmont im Jahr 2010 aus. Das aber sollte nicht so bleiben. „Wir wollten Teil der Kommunikation werden, Inhalte schaffen, die einen Mehrwert darstellen sowie Plattformgemeinschaften generieren, auf denen die Inhalte geteilt werden", berichtete Schulte. Mittlerweile verfüge das Unternehmen über acht Communities mit 42.000 Fans, die allein 2011 zehn Millionen Kontakte hervorgerufen hätten. 14 Mitarbeiter seien damit befasst, in den verschiedenen Foren zu moderieren.

„Wir probieren Neues aus und sammeln damit wichtige Erfahrungen", so Schulte. Beispielweise spreche die Pressestelle gezielt Blogger an. Das Ergebnis: Mittlerweile gebe es mehr als 100 Lyx- und Ink-Bloggerinnen, „die ihre ehrlichen Meinungen weitergeben." Das führe zu mehreren hunderten Rezensionen in Blogs und auf Youtube, verbunden mit einer enormen Reichweite.

Auch eine Aktion, bei der Leser aufgefordert wurden, Bilder ihrer Bücherregale zu schicken, sei auf große Resonanz gestoßen – gut 100 Leser hätten mitgemacht, „obwohl es als Preis lediglich ein Bücherregal gegeben habe". Wichtig sei es, mit den Usern „auf Augenhöhe" zu kommunizieren.

Derzeit arbeite man an dem Projekt „We bring stories to life". Damit sollten Geschichten über das Buch hinaus erzählt werden. „Dies bringt einen Wechsel vom E-Commerce zum Content Marketing mit sich", sagte Schulte.

Die Lehren, die er beim Ausbau der Aktivitäten gezogen hat: Evolution statt Revolution – lieber einen Schritt vor und zwei Schritte zurück als voraus zu stürmen. Die größte Hürde sei die Unwissenheit, nicht die Technologie. Und wer ein Wissensmonopol aufbaue, solle dies nicht beibehalten, sondern seine Erfahrungen mit anderen teilen.

Schulte appellierte an die Buchhändler, auf diesem Gebiet aktiver zu werden – und sah die Sortimenter in vielerlei Hinsicht klar im Vorteil. „Sie stehen im Dialog mit den Kunden, Sie können Geschichten erzählen, Sie bieten Service und haben die Möglichkeit, lokal und online zu verkaufen."

Als Verlagsgruppe wolle Egmont unterstützend mitwirken: „Wir wollen gerne enger mit dem Buchhandel zusammenarbeiten", unterstrich Schulte. Denkbar seien etwa exklusive Vorab-Leseproben oder handsignierte Bücher, die dem Handel zur Verfügung gestellt werden könnten.

Die Sortimenter in Nürnberg standen in der abschließenden Diskussionen den Internetaktivitäten offen gegenüber – betonten aber gleichwohl, dass es mit der Meßbarkeit schwierig sei. „Wir investieren bereits seit längerem Zeit und Geld und können nicht feststellen, wie genau die Aktivitäten sich rechnen." Dennoch herrschte Einigkeit darüber, „dass wir diese Präsenz zeigen müssen."