Umfrage im Buchhandel zum Umgang mit Plastiktüten

Trend zur eigenen Tasche

25. März 2015
von Börsenblatt
Was gekauft wird, kommt in die Tüte. Ungefragt. Viele Buchhändler möchten damit jetzt Schluss machen. Und ihre Kunden? Machen mit.

Im US-Staat Kalifornien sind Einweg-Plastiktüten ab Juli verboten, auch die EU befasst sich verschärft mit der Eindämmung von Plastikmüll. Etwa 100 Milliarden Kunststofftüten solllen in Europa jährlich verbraucht werden. In Deutschland sind Plastiktüten nur in Supermärkten grundsätzlich kostenpflichtig, alle anderen Geschäfte inklusive Buchhandel geben sie kostenlos ab. Warum eigentlich? Und muss es immer eine Plastiktüte sein? Geht es auch mal ohne Tüte? Wir haben im Buchhandel nachgefragt.

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Lucia Bornhofen, Buchhandlung Bornhofen, Gernsheim:

"Ich habe im vergangenen Jahr versucht, in unerer Stadt über den Gewerbeverein ein System mit Pfandtüten zu etablieren, was leider daran gescheitert ist, dass Kollegen der Meinung waren, dass sie das nicht brauchen. Die Kunden bei uns finden die Idee dagegen klasse, da gibt es noch Handlungsbedarf. Ansonsten habe ich aus den Kalenderresten Tüten genäht, was ebenfalls bei den Kunden auch dank der tollen Bilder und Sprüche sehr gut ankam. Allerdings sind auch Kalenderreste endlich. Jetzt versuchen wir den Kunden vorwiegend Papiertüten anzubieten. Außerdem stellen wir fest, dass immer mehr Kunden ihre eigenen Taschen mitbringen, wir loben das ganz offensiv und verstärken so die Bereitschaft zu eigenen, mehrfach verwendeten Tasche."

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Ulrich Klinger, Buchhandlung Klinger, Köln:

„Wir haben seit zwei Jahren keine Plastiktüten mehr für unsere Kunden. Darauf haben die Kunden sehr positiv reagiert, es gab nur vereinzelt Widerspruch, weil unsere Papiertüten bei Regenwetter nicht ganz optimal waren. Aber die Entscheidung im Sinne des Umweltschutzes haben wir nicht bereut, und dass und uns die Plastiktüte als Werbeträger fehlt, kann ich nicht bestätigen. Wir werben damit auch auf unserer Website. Was sich verändert hat, ist, dass Kunden verstärkt nun eigene Tüten und Taschen mitbringen. Da konnten wir ein Umdenken feststellen.“ 

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Ingrid Röder, Rote Zora, Merzig:

„Für uns sind Papiertüten keine Alternative zu Plastiktüten, da sie in ihrer stabilen Ausführung auch Ressourcen wie Wasser sowie Chemikalien verbrauchen. Kleine Papiertüten für Karten oder Taschenbücher sind dagegen in Ordnung. Aber wir setzen darauf, dass die Kunden ihre Taschen von zu Hause mitbringen. Sicher gibt es auch bei der Herstellung von Stoffbeuteln einen hohen Energieverbrauch, aber sie sind oft nutzbar. Und manchmal braucht es doch gar keine Tüte, so wenn das Auto nicht weit entfernt geparkt wird. Wir haben, wenn Kunden es klar wollen, auch nach wie vor Plastiktüten, denn wir wollen niemanden ein schlechtes Gewissen einreden. Aber wir setzen auf das Bewusstsein, dass weniger genutzte Tüten positiv sind und die Resonanz der Kunden ist sehr gut. Was die Tüten als Werbeträger angeht, haben wir keine Probleme, dafür steigen die Likes für unsere Aktion auf Facebook. Gut ist außerdem, dass es bei uns eine große Aktion des Handels für Pfandtaschen gibt.“

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Gerlinde Droste, Buchhandlung Droste, Herten:

„Der Auslöser war bei mir eine Frau, die trotz Papiertüte für eine Karte auf eine Plastiktüte bestanden hat, nur um diese mit zwei Tüten in ihren Rucksack zu stecken. Da kam bei mir die Frage auf, warum wir Plastiktüten umsonst abgeben, auch wenn das sonst kaum noch einer macht. Außerdem gingen die kleinen Tüten gerade zur Neige und so kam der Entschluss, diese nicht mehr nachzubestellen. Schnell kam die Idee einer grünen Stoffpfandtasche für einen Euro auf, bedruckt mit unserem Logo und dem Schriftzug 'Lieblingskunde'. Ebenso schnell waren auch die vorhandenen großen Plastiktüten im Keller verstaut. Die Kunden waren zunächst erstaunt, sind dann aber schnell darauf angesprungen und immer häufiger geben sie die Tüten gar nicht mehr zurück, sondern nutzen sie stetig, was als Werbeträger durchaus positiv ist. Dabei ist die Akzeptanz bei älteren Kunden größer als bei den ganz jungen. Für Menschen, die eine Stofftüte der großen Filialisten mit in den Laden bringen, gibt es noch ein besonderes Angebot, sie bekommen unsere Tüte umsonst.“

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Olaf Bachmann, Bücher Bachmann, Schwerte:

„Wir sehen die Plastiktüte grundsätzlich als Kundenservice und Instrument zur Kundenbindung an, die wir dem Kunden deshalb auch kostenlosanbieten - auch wenn wir mit weniger Tüten Kosten einsparen könnten. Wenn ein Kunde ein Buch für 26 Euro bei uns kauft, ist es nachvollziehbar, dass er dieses sicher und schonend nach Hause bringen und das Buch nicht in der Hand tragen möchte. Das gilt auch für den Trend, dass Kunden bei Marktbesorgungen häufiger auf ihre Körbe zurückgreifen und dann nicht ihr Buch zusammen mit den Lebensmitteln transportieren wollen. Wir haben zudem mit den Buchstabentaschen der MVB besonders schöne Taschen, die von den Kunden auch häufiger verwendet werden. Der Anteil der Kunden, die mit eigenen Taschen in den Laden kommen und auch darauf verweist, wenn es ums Verpacken des Buchs geht, liegt bei uns bei etwa 20 Prozent.“

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Norka Palomino, Arche Buchladen, Kaarst:

„Wir brauchen gerade die Plastiktüten auf, die wir noch haben. Danach wird es bei uns keine Plastiktüten mehr geben, weil wir auf Pfandtaschen aus Stoff oder Recyclingmaterial umstellen werden. Dazu holen wir gerade entsprechende Angebote ein. Ein Grund für die Umstellung ist, dass unsere Kunden keine Plastiktüten wollen; sie bringen ihre eigenen Taschen mit. Was den Werbefaktor Plastiktüte angeht, sehen wir kein Problem, da man ja auch die Pfandtaschen mit dem eigenen Logo bedrucken kann.“

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Simone Thelen, Mayersche:

"Mit diesem wichtigen Thema setzen wir uns schon seit einiger Zeit sehr intensiv auseinander und betreiben seit fast zwei Jahren erfolgreich das Projekt (M) Greenline. Dabei geht es allerdings nicht vordergründig um die Frage des Materials (z.B. sind Papiertüten in der Ökobilanz keinesfalls besser als Plastiktüten), sondern in erster Linie um eine Sensibilisierung pro Mehrweg-Nutzung. Mit unserer (M) Greenline-Tasche, die sehr stabil und aus einem hohen Anteil an recyceltem PET gefertigt wurde, haben wir zur Einführung im September 2013 einen Städtewettbewerb ausgeschrieben: je mehr Einweg-Plastiktüten am jeweiligen Standort durch die Nutzung unserer neuen Mehrweg-Tasche eingespart wurden, desto höher lag die Stadt in unserem (M) Greenline-Ranking. Die drei Standorte mit der höchsten Einsparung erhielten am Ende ein Preisgeld über 10.000,-, 5.000,- und 2.500,- Euro zur Unterstützung eines regionalen Umweltprojekts. Die durchschnittliche Einsparung des Einweg-Plastiktütenverbrauchs lag nach nur einem Jahr bei 24 Prozent; an einigen Standorten (z.B. Köln) sogar bei über 40. Inzwischen ist das System bei unseren Kunden bereits absolut etabliert und wir spenden für jeden neuen Mehrweg-Nutzer je 10 Cent an die „BUND-Naturschutzstiftung NRW“ sowie 10 Cent an „Ab in die Mitte! Die City-Offensive NRW“.