Rüdiger Wenk bekommt Zuschlag

67 Weltbild-Filialen verkauft

3. März 2015
Redaktion Börsenblatt
Rückwirkend zum 1. Februar hat Weltbild 67 Filialen an die Buchhandlung Lesensart Rüdiger Wenk in Ahaus verkauft. Weltbild-Sprecherin Eva Großkinsky bestätigte heute die Unterzeichnung des Kaufvertrags, nachdem der Gesamtbetriebsrat des Weltbild plus-Medienvertriebs am vergangenen Donnerstag nach einem Treffen mit Wenk einen Interessensausgleich abgeschlossen hat.

"Die rund 400 Mitarbeiter, die von dem Verkauf betroffen sind, werden vom neuen Eigentümer im Rahmen eines Betriebsübergangs unter Fortführung ihrer bestehenden Arbeitsverträge nach § 613a BGB übernommen", teilt Eva Großkinsky soeben mit.

"Unter anderem wurde sichergestellt, dass die Gesamtbetriebsvereinbarungen auf den Erwerber mit übergehen, die Betriebsratsmandate erhalten bleiben und die Modalitäten für Neuwahlen festgelegt sind, so dass es hier zu keinen Grauzonen kommt und die Arbeitnehmer sofort wieder durch einen neu konstituierten Gesamtbetriebsrat vertreten sind", sagt die Gesamtbetriebsratsvorsitzende der Weltbild Plus Medienvertriebs GmbH, Julia Käding, über den Interessenausgleich. Sie sieht den Verkauf zwar als "harten Einschnitt", betrachtet ihn aber auch "als Chance für die defizitären Filialen". Nach Rücksprache mit einigen nun ehemaligen Kolleginnen "beginnen diese nun auch schon aktiv mit den Planungen für den Sortimentsaufbau und erhalten diesbezüglich auch viel Eigenverantwortlichkeit", so Käding gegenüber boersenblatt.net.

Andererseits sei es fraglich, so der Augsburger ver.di-Betriebsgruppensprecher Timm Boßmann, "wie viele Mitarbeiter jetzt tatsächlich dem Übergang in das neue Unternehmen Lesensart zustimmen". Seine pessimistische Einschätzung: "Viele haben offenbar die aus unserer Sicht berechtigte Angst, dass es sich bei dem Verkauf um eine kalte Abwicklung der Filialen handelt."

In einem Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" hat auch Rüdiger Wenk den Kauf bestätigt und angekündigt, jede Filiale neu aufzubauen.

Bei Weltbild selbst verbleiben nur noch 85 Läden: 68 Weltbild-Filialen und 17 Jokers-Filialen. "Wir investieren in das bestehende Filialnetz und planen einen weiteren Ausbau", sagt Weltbild Geschäftsführer Patrick Hofmann. So sollen jährlich rund zehn neue Filialen "an interessanten Standorten" eröffnen. Eine zentrale Stoßrichtung in der Neuaufstellung soll die Verzahnung von Online-, Filialen- und Katalog-Kanälen zu einer Multichanel-Anstoßkette sein. Ziel sei, die bestehenden Kunden in  ihrem unterschiedlichen Kaufverhalten zu erhalten und neue zu gewinnen. "Unsere Kunden wollen nicht nur im Internet kaufen, sondern schätzen nach wie vor die Beratung und das Einkaufserlebnis in unseren Buchhandlungen vor Ort."

Für das Einkauferlebnis will Hofmann in den kommenden Monaten besonders das Segment Home & Living stärken, das das Buch- und Medienangebot ergänzen soll. Die eigenen Buchsonderausgaben, digitales Lesen und der Tolino sollen in den Filialen stärker in den Fokus rücken. Sämtliche Maßnahmen sollen in enger Abstimmung mit den Filialen umgesetzt werden, die "die Markt- und Kundenbedürfnisse vor Ort am besten einschätzen".

Die Standorte der 68 verbleibenden Weltbild-Filialen sind:

Leipzig (Höfe am Brühl)
Jena (Burgaupark)
Weimar (Atrium)
Halberstadt (Rathauspassage)
Riesa
Nordhausen (Echte Nordhäuser Marktpassage)
Zwickau (Arcaden)
Erfurt (Thüringer Park)
Wernigerode
Suhl (Shopping Center)
Plauen
Hoyerswerda (Lausitz Center)
Mühlhausen
Riesa

Neumünster
Wismar
Stendal
Schwerin
Neubrandenburg (Marktplatz Center)
Dresden (Altmarkt-Galerie)
Berlin (Das Schloss)
Berlin (Märkische Zeile)
Berlin (Spree Center)

Schleswig
Leer
Osnabrück
Braunschweig (Schloss Arkaden)
Ahaus
Euskirchen
Warendorf
Ratingen
Unna
Peine
Höxter
Wunstorf
Menden
Olpe

Fulda
Forchheim
Lüneburg
Detmold
Nürnberg (Mercado)
Fürth
Nördlingen
Deggendorf
Erding
Fürstenfeldbruck
Landsberg
Augsburg (City Galerie)
Mühldorf
Landau
Lindau (Lindau Park)
Garmisch-Partenkirchen
Weilheim
Weißenburg
Aschaffenburg

Bad Kreuznach
Bensheim
Schwetzingen
Winnenden
Ludwigsburg
Karlsruhe
Baden-Baden
Kehl
Göppingen
Stuttgart
Sindelfingen (Breunigerland)
Singen
Freiburg

 

Die Standorte der 17 verbleibenden Jokers-Filialen sind:

Hamburg, Grindelallee
Hamburg-Altona, Bahrenfelder Straße
Oldenburg
Lüneburg
Düsseldorf
Köln
Gießen
Frankfurt, Neue Kräme
Mainz, Seppel-Glückert-Passage
Heidelberg
Freiburg
Nürnberg
München
Berlin, Teltower Damm
Berlin, Schönhauser Allee
Potsdam
Leipzig