Presseschau

Verkaufsoffener Sonntag, Astrid Lindgren, Edition Nautilus

14. November 2007
von Börsenblatt
In der "Frankfurter Rundschau" kommentiert Arno Widmann die Klage der Kirchen gegen verkaufsoffene Sonntage. Weitere Themen: Astrid Lindgren und die Edition Nautilus.
"Warum sollen Muslime und Juden nicht das gleiche Recht auf "Arbeitsruhe und seelische Erhebung" - dann aber Freitag und Samstag - haben wie die Christen?", schreibt Arno Widmann in der "FR": "Die Verfassungsklage der beiden Kirchen wird, wenn Karlsruhe alle Sinne beisammen hat, sicher dazu führen, dass die Richter den Gesetzgeber darauf hinweisen werden, dass die Verhältnisse der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 2007 nicht mehr die sind von 1919, und schon gar nicht bringen die Deutschen von 2007 es fertig, über die nicht-christlichen Bewohner des Landes so hinwegzugehen, wie die Deutschen von 1919 das konnten." "Das war nicht vielen Schriftstellern des 20. Jahrhunderts gelungen: das kollektive Gedächtnis mit den eigenen Figuren zu bevölkern", schreibt Wieland Freund in der "Welt": ""Bei Pippi weiß man eigentlich nie was", sagt Thomas, ihr Freund, und vielleicht ist das Geheimnis von Astrid Lindgrens Erfolg schlicht das Geheimnis, das sie verbarg: die Intensität der Gefühle, über die sie schreiben musste, aber nicht sprechen wollte. Grässliche Einsamkeit und Sterbensangst, Allmachtfantasie und totale Geborgenheit, strahlend helles Glück und tiefschwarzes Unglück, das alles hat sie mit den Mitteln der Literatur gefasst und in verlässlichen Trostbüchern gleich nebeneinander ausgestellt, dem Erleben gemäß." Andreas Fanizadeh stellt in der "taz" die Edition Nautilus und ihren Verleger Lutz Schulenburg vor: "Wie historischen Fotografien zu entnehmen, trägt Schulenburg noch die gleiche Mähne wie vor dreißig Jahren. Etwas grauer sind sie geworden, aber genauso lang. Der hagere Typ aus dem Norden zählt mit Partnerin Mittelstädt wohl zu den ausdauernsten Anarchoiden des gegenwärtigen deutschsprachigen Literaturbetriebs. Sie repräsentieren eine inzwischen vom Aussterben bedrohte undogmatisch-existenzialistische Verlagsszene, deren Werke im Zuge der außerparlamentarischen Bewegung einmal für die Revolution gedacht waren, heute im Minimum für eine radikal bessere Welt stehen sollen."