Im Foyer des Frankfurter Museums Angewandte Kunst sagte Laudator Oliver Maria Schmitt, Schriftsteller und "Titanic"-Herausgeber: "Gewonnen hat auch diesmal wieder nicht das teuerste oder das dickste oder das opulenteste Buch – sondern das gestalterisch und insgesamt allerschönste. Dass dieses prächtige Siegerbuch zusätzlich auch noch opulent, dick und sogar ein bisschen teuer ist, macht die Juryentscheidung aber erst richtig rund." Zuvor hatte der ausgewiesene Satiriker und Ehrenvorsitzende der Partei "DIE PARTEI" in seiner Laudatio ein Kalauer-Feuerwerk abgebrannt, bei dem kaum ein Buch-Witz ausgelassen wurde. Nur ein Beispiel: In der Kategorie "Die dünnsten Bücher" sei unter anderem Lothar Matthäus' Buch "Was ich niemandem erzählt habe" und Recep Tayyip Erdogans Buch "Freiheit" ausgezeichnet worden.
Der Ausstellungskatalog "A.R. Penck − Rites de passage", eines der 25 "Schönsten deutschen Bücher" 2017, wurde vom Pariser Designbüro "SpMillot" (Sophie und Philippe Millot) gestaltet und ist im Verlag der Buchhandlung Walther König in Köln erschienen. Die Ausstellung lief vom 18. März bis 18. Juni 2017 in der Fondation Maeght in Saint-Paul-de-Vence in Frankreich. Der Verlag hatte auch im Vorjahr die höchste Auszeichnung der Stiftung Buchkunst erhalten: für den "Architekturführer Köln".
Verleger Walther König, der persönlich angereist war, ließ es sich nicht nehmen, noch einige Worte zum Buch und zur über 50-jährigen Zusammenarbeit mit A. R. Penck zu äußern, die den Verlag sehr geprägt habe. Penck habe im Laufe seines Künstlerlebens neben seinem malerischen Werk rund 100 Zeichnungsbücher geschaffen, die als eigenständige Künstlerbücher erschienen seien. Der nun erschienene Band enthalte auch Texte und Interviews Pencks, die verstreut, meist in wenig verbreiteten Publikationen erschienen und nun für ein breiteres Publikum zugänglich seien. Penck sei ein lebenskluger, intelligenter Künstler gewesen, der sich sehr präzise äußern konnte.
Schönste deutsche Bücher 2017 gefeiert
Im Rahmen der Preisverleihung wurden auch die Buchgestalter, Hersteller und Verleger der 25 "Schönsten deutschen Bücher" 2017 gewürdigt. Katharina Hesse, Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst, stellte die prämierten Titel kurzweilig und pointiert vor. Joachim Unseld, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Buchkunst und Verleger der Frankfurter Verlagsanstalt, sagte: "Die Stiftung Buchkunst prämiert seit über 50 Jahren die schönsten Bücher des jeweiligen Jahres. Ziel ist es bei diesem Wettbewerb auch, innerhalb des großen Konzerts massenhaft hergestellter Bücher, Aufmerksamkeit für das einzelne, sorgfältig hergestellte Buch zu schaffen und damit Verlagen Anregungen zu geben, ja: Mut zu machen, mehr Wert auf gutgemachte und originelle Bücher zu legen. Denn auf solche Bücher, so unsere Überzeugung, wartet das lesende Publikum."
2017 hatten 727 Titel darum konkurriert, eines der 25 "Schönsten deutschen Bücher" zu werden. Die Anfang Juli prämierten Bücher finden sich hier.
Förderpreise
Um die Zukunft des Buches zu sichern, brauche es besonders innovative und zukunftsweisende Ideen, so die Stiftung. Diese Konzepte, die das Medium Buch weiterdenken und fortentwickeln, werden von der Stiftung Buchkunst in einem zweiten Wettbewerb ausgezeichnet. 2017 konkurrierten 139 kreative Buchideen um einen der drei "Förderpreise für junge Buchgestaltung". Mit je 2.000 Euro Preisgeld ausgezeichnet wurden Dona Abboud ("Out of Syria, inside Facebook"), Sarah Käsmayr ("Kleine Satelliten") und Stefan Gunnesch ("dazwischen").
Zudem wurde im Musem Angewandte Kunst auch der Jahreskatalog der "Schönsten deutschen Bücher" präsentiert, den das Berliner Designbüro "hawemannundmosch" gestaltet hat. Der umfangreich bebilderte Katalog enthält etwa die Jurybegründungen zu allen ausgezeichneten Titeln.
Aus den 25 "Schönsten deutschen Büchern" wählt eine Sonderjury anschließend das schönste Buch des Jahres, das den "Preis der Stiftung Buchkunst" erhält.
Wanderausstellung
Die prämierten Bücher werden ab sofort auf große Wanderausstellung gehen und an zahlreichen Orten im In- und Ausland zu sehen sein. Den Start machen die Hamburger Bücherhallen (15.9.−7.10.2017) und die Stadtbibliothek Bilke Pößneck (18.9.− 7.10.2017). Die Kooperation mit dem Literaturhaus Frankfurt wird fortgeführt: Die 25 prämierten Bücher sind das ganze Jahr über im Foyer des Hauses zu sehen.