Nominierungen für den Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis

Aktualität steht im Vordergrund

30. Oktober 2017
von Börsenblatt
Aus 203 Manuskripten und 97 Büchern hat die Jury für den diesjährigen Kinder- und Jugendbuchpreis der Stadt Oldenburg drei Werke nominiert: Anne Becker mit ihrem Jugendbuchmanuskript "Klickediklack", Ulrich Fasshauer mit "Das U-Boot auf dem Berg" (Tulipan) und Julya Rabinowich mit "Dazwischen: ich" (Hanser).

Im Vergleich zum Vorjahr sei die diesjährige Vorauswahl deutlich eingegrenzter gewesen, resümierte Jurorin Nadia Budde. "Dafür gab es am Ende gleich mehrere Werke, die sich durch Stil, Sprache und Inhalt klarer von der Gesamtheit abhoben." Ganz deutlich stünden wieder aktuelle Themen im Vordergrund: Auf-der-Flucht-Sein, Unterwegs-Sein, Fremd-Sein, Ankommen und In-unterschiedlichen-sozialen-Verhältnissen-Zurechtkommen bildeten den Rahmen der Geschichten. "Die verschiedenen Protagonisten bewegen sich darin klug, offen und manchmal auch ziemlich schräg. Das häufige Bemühen auf Kinder- beziehungsweise Jugendniveau zu schreiben tritt besonders bei den nominierten Werken vollkommen in den Hintergrund und macht Platz für eigene und besondere Stimmen", so Budde. Sowohl die Erzählformen als auch die Handlungen zeigten Respekt und Verständnis im Umgang zwischen Erwachsenen und Kindern beziehungsweise Jugendlichen. Als bedauerlich empfand es Budde, dass es nur wenige illustrierte Werke eingereicht worden seien, denn der Preis richte sich nach wie vor auch an Werke aus diesem Bereich.

Juror Ralf Schweikart machte deutlich, dass die Einsendungen zum Oldenburger Kinder- und Jugendbuchpreis ein Stück weit literarische Trends und Moden der vergangenen Jahre widerspiegeln: "Zaubernde Internatsschüler, Vampirromanzen, Fantasy-Epen, mehr oder weniger originell variiert, machen wieder einen Teil der zu prüfenden Bücher und Manuskripte aus." Das Fehlen klar auszumachender Trends und Moden habe jedoch der Vielfalt wie der Qualität der Einsendungen gut getan. "Es gab eine erstaunlich große Zahl an Büchern und Manuskripten, die mit spannenden Settings, ungewöhnlichen Figuren und unverbrauchten Geschichten aufgefallen sind – und das gerade im Kinderbuch, das sich in der Vergangenheit oftmals schwer getan hat", urteilte Schweikart. "Vielleicht wird ja genau das zum Trend: Sich mit literarischem Mut an originelle Geschichten für Kinder zu wagen."

Einer der drei Nominierten wird den mit 8.000 Euro dotierten Preis am 8. November im Alten Rathaus in Oldenburg verliehen bekommen. Seit 1977 vergibt die Stadt Oldenburg ihren Preis für herausragende literarische und künstlerische Leistungen auf dem Gebiet der Kinder- und Jugendliteratur. Als Förderpreis dient er dem Ansporn und der Ermutigung von Autoren und Illustratoren, ein Erstlingswerk vorzulegen. Zugleich soll innovativen Ideen eine Chance gegeben und ein Anreiz geschaffen werden, die Werke Unbekannter in die Verlagsprogramme aufzunehmen.

Die Preisträger werden von einer ehrenamtlichen, unabhängigen und überregionalen Jury ausgewählt: Mitglieder sind Nadia Budde (Illustratorin und Autorin, Berlin), Tobias Kurwinkel (Universitätslektor für Kinder- und Jugendliteratur an der Uni Bremen und Geschäftsführer des Bremer Instituts für Bilderbuchforschung), Christine Paxmann (Herausgeberin des Magazins „Eselsohr“ und Autorin, München), Ralf Schweikart (Redakteur und Journalist, Hofheim am Taunus) und Josephine Sommersberg (Schülerin der IGS Flötenteich, Oldenburg).