Hauptpreis (20.000 Euro) an Franzobel
Franzobel sei trotz Ingeborg-Bachmann-Preis 1995 und Arthur-Schnitzler-Preis 2002 ein noch viel zu wenig geehrter Schriftsteller deutscher Sprache, so die Jury: "Wucht und Virtuosität wohnen seiner Schaffensvielfalt inne, die Prosa, Drama und Lyrik ebenso umfasst wie Krimis oder Kinderbücher. All das würdigt der Nicolas-Born-Preis", so die Nicolas-Born-Jury. Im Roman "Das Floß der Medusa" (Paul Zsolnay) etwa halte sich Franzobel weitgehend an die historisch verbrieften Fakten einer Schiffskatastrophe, die im Jahr 1816 dazu führt, dass eine Gruppe von ursprünglich 150 Menschen zwei Wochen lang auf dem Meer vor der Westküste Afrikas schutzlos den Elementen ausgesetzt bleibt. "Seiner Erzählkunst ist es zu danken, dass aus der grauenerregenden Geschichte eine Parabel auf menschliche Schwäche und Gewaltbereitschaft wird", findet die Jury: "Nicht belehrend, sondern behutsam aufzeigend lässt er unter anderem auch daran denken, dass damals schiffbrüchige Europäer in Afrika auf Hilfe und Fürsorge hofften."
Debütpreis (10.000 Euro) an Julia Wolf
Der Nicolas-Born-Debütpreis 2017 geht an die in Leipzig lebende Autorin Julia Wolf, die Prosa und Szenisches für Theater, Radio und Film schreibt. "In dem Roman 'Walter Nowak bleibt liegen' [Frankfurter Verlagsanstalt], dem zweiten Teil ihrer Amerika-Trilogie, gibt die 1980 in Groß-Gerau geborene Schriftstellerin einem Rentner aus der hessischen Provinz eine unverwechselbare Stimme", kommentiert die Nicolas-Born-Jury ihren Vorschlag. Mit dem inneren Monolog des verletzt in seinem Badezimmer liegenden Walter Nowak gelinge es ihr meisterhaft, aus der höchst eigenwilligen, schrulligen Binnenperspektive ein bundesrepublikanisches Sittenstück zu entwerfen.
Der Jury zur Vergabe der Nicolas-Born-Preise 2017 gehören neben Lukas Bärfuss (Born-Preisträger 2015) und Daniela Krien (Born-Debütpreiträgerin 2015) auch Sandra Kegel (FAZ), Prof. Dr. Alexander Košenina (Leibniz Universität Hannover) und Ulrike Sárkány (NDR Kultur) an.
Zum Preis
Der Nicolas-Born-Preis des Landes Niedersachsen zu Ehren des Schriftstellers Nicolas Born würdigt das Oeuvre herausragender deutschsprachiger Schriftsteller. Mit dem Nicolas-Born-Debütpreis wird ein herausragendes schriftstellerisches Werk eines deutschsprachigen Autors ausgezeichnet, der noch am Anfang seiner literarischen Karriere steht. "Die Nicolas-Born-Preise sind die wichtigsten literarischen Auszeichnungen des Landes Niedersachsen. Sie ehren in diesem Jahr einen Autor und eine Autorin, die verschiedene literarische Genres bedienen und dabei jeweils einen ganz eigenen sprachlichen Ton entwickeln", lässt sich die Niedersächsische Kulturministerin Gabriele Heinen-Kljajić, in der Presseinformation ziteren. „Auch Nicolas Born zeichnete sich durch ein äußerst vielfältiges literarisches Schaffen aus. Insofern sind die beiden Schriftsteller würdige Träger der nach ihm benannten Preise."
Die Literaturpreise werden auf Empfehlung der Nicolas-Born-Jury vergeben.
Preisverleihung
Die Niedersächsische Kulturministerin, Gabriele Heinen-Kljajić, wird die Preise am 14. September im Sprengel Museum Hannover verleihen. Auch in diesem Jahr wird NDR Kultur die Veranstaltung als Kulturpartner begleiten.