Mitarbeiterführung durch Wertschätzung

Mit Zuckerbrot und ohne Peitsche

31. März 2016
von Sabine Schmidt
Muss man immer noch über Wertschätzung in Unternehmen sprechen? Man muss, unbedingt sogar, meint Andreas Otterbach.

Zwar ist längst bekannt, dass hier Defizite zu verzeichnen sind. Es gibt auch Gegenmaßnahmen, die offensichtlich greifen, denn die Zahl der Unzufriedenen gehe leicht zurück. Sie ist aber immer noch viel zu hoch, sagt der Professor für Betriebswirtschaftslehre: "Jeder Siebte hat sich innerlich von seinem Job verabschiedet. Addiert man die 70 Prozent der Arbeitnehmer hinzu, die lediglich Dienst nach Vorschrift machen, ergibt sich ein düsteres Bild für deutsche Unternehmen." Es fehlen Engagement und Leidenschaft, und das schlage sich in Bilanzen nieder.
Neurowissenschaftler haben längst nachgewiesen, dass das Glückshormon Dopamin ausgeschüttet wird, wenn man Lob und Bestätigung erfährt, erklärt Otterbach. Das motiviere und führe dazu, dass Mitarbeiter sich mit Haut und Haar einbringen. Im Konkurrenzkampf könne das den entscheidenden Unterschied machen.
"Selbst die größten Zweifler können sich der betriebswirtschaftlich allgemeingültigen Formel nicht widersetzen, wonach Leistung die Differenz aus persönlichem Potenzial und Störfaktoren von außen ist", hält der Stuttgarter Professor ­denen entgegen, die nicht glauben wollen, dass sich wertschätzendes Verhalten am Geschäftsergebnis ablesen lässt. Führungskräfte sollten also dafür sorgen, dass Mitarbeiter sich auf ihre Arbeit konzentrieren, indem sie Störfaktoren abbauen: Stress, Konkurrenzdruck, Angst um den Arbeitsplatz oder mangelndes Feedback.
Dabei geht es nicht einfach um Gießkannen-Lob nach dem Motto "Das haben Sie gut gemacht!". Es ist komplizierter: Mitarbeiter wollen wahrgenommen und anerkannt werden und die meisten wollen keine schlichten Befehlsempfänger sein, sondern sich einbringen. Wie der Umgang mit Mitarbeitern und Kollegen funktionieren kann, erklärt Otterbach in seinem gut lesbaren Buch "Führen durch Wertschätzung" (UVK, 72 S., 12,99 Euro).