London Book Fair 2014

Nach uns Olympia

16. Juli 2015
von Nicola Bardola
Printprodukte stehen im Vordergrund der 1.800 Aussteller auf der gestern eröffneten 43. London Book Fair. Nur der Abriss von Earls Court und der Umzug nach Olympia 2015 trüben manchmal die gute Stimmung - die 20 Verlage am deutschen Gemeinschaftsstand und viele andere bereiten sich jetzt schon auf die Veränderungen vor.

Mit dem „International Sir Terry Pratchett Day" hat am Dienstagvormittag die 43. London Book Fair begonnen – wenn auch in Abwesenheit des gesundheitlich angeschlagenen Scheibenwelt-Erfinders. „Wir wollen damit den phänomenalen Erfolg dieses Autors würdigen", sagt Jacks Thomas, Direktorin der London Book Fair. Schriftsteller aus aller Welt sind im Rahmen eines Votings aufgerufen, aus einer Liste von Pratchetts Romanhelden via Twitter (#IntSirTPDay) ihrer Lieblingsfigur die Stimme zu geben.

Generell ist die London Book Fair bei deutschen Fachbesuchern sehr beliebt: „Die Messe ist kompakt, die Laufwege sind sehr viel kürzer als in Frankfurt und Leipzig", meint etwa Markus Naegele, Cheflektor der Allgemeinen Reihe bei Heyne. „Lektoren und Agenten werden hier weniger abgelenkt und das Lizenzangebot ist für uns internationaler als in Frankfurt."

Digitales begeistert - ist aber nicht Hauptgeschäft Trotz der zahlreichen digitalen Initiativen wie dem „Bastei Entertainment Media Brunch", bei dem Bastei Lübbe mit Dan Browns Vatikanthriller „Inferno" „the most innovative global ebook" vorstellt (eine Million mal in China gedownloadet), oder der Konferenz „Publishing for digital minds" stehen in London weiterhin die Inhalte im Mittelpunkt. "Früher war es eine Leistungsschau, da wurde in gesonderten Räumen Hardware vorgestellt - das ist heute selbstverständlich geworden", sagt Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, als Beobachter. „Wir haben festgestellt, dass es immer auch um die Idee hinter den Produkten geht: Es gilt, die Geschäftsmodelle hinter den digitalen Produkten zu verstehen und zu transportieren. Man muss die Menschen zusammenbringen, damit sie darüber sprechen", meint Boos. "Ich habe bei meinen Terminen kaum über E-Books gesprochen", berichtet Markus Naegele. "Digitales ist ja nichts Neues. Ich suche erst mal nach guten Autoren. Printrechte stehen für mich im Vordergrund, nicht digitale Rechte."

Wechsel nach Olympia in 2015 Beunruhigt zeigen sich manche Fachbesucher und Aussteller über den Ortswechsel 2015 nach Kensington Olympia, einem Kuppelbau noch aus Zeiten der Weltausstellung von 1862, der weniger Fläche bietet als das zum Abriss freigegebene Earls Court. „Wir sind alle 'Trampeltiere', die ihre Hotels ein Jahr im Voraus buchen, und mögen keine Veränderungen", sagt Coppenrath-Verleger Wolfgang Hölker. Zu Fuß braucht man von der Tube-Station South Kensington, die nur zwei Haltestellen von Earls Court entfernt ist, etwa zehn Minuten zur Olympia-Halle. „Die Lage ist nicht so ideal wie hier, aber die Halle hat Charme", findet Myriam Lang, verantwortlich für die internationale Abteilung des Schweizer Branchenverbands SBVV. Sie hat wie viele Verlagsmitarbeiter schon Hotels in der Gegend angeschaut, die am neuen Standort teurer und nicht so zahlreich sind wie um Earls Court herum. Andrea Wildgruber, Leiterin der Agence Hoffmann, freut sich, dass die Ortsveränderung letztlich nicht so groß ist: „Die Gegend ist sehr angenehm. Ob bei Olympia oder Earls Court, man findet viele schöne Cafés und Restaurants um die Messe herum, um sich ungestört auszutauschen." Manche wollen ihren Hotels treu bleiben, andere sich verändern: „Ich mag Olympia sehr. Ich kenne die Messe dort noch von vor 20 Jahren, als man in der Halle Mängelexemplare handelte", erinnert sich Juergen Boos. "Das Gefühl ist ein bisschen wie Heimat, ein Zurückkehren nach Hause."

Schwerpunkt Korea
Neben 250 Seminaren, bei denen Selfpublishing und Crossmedia Trendthemen sind, steht auf der Fachmesse in London der Lizenzhandel im Mittelpunkt. Mit 1.800 Ausstellern ist der Andrang größer als im vergangenen Jahr. Davon profitiert auch Korea: Der koreanische Buchmarkt ist in diesem Jahr Fokusthema. 2013 war der Blick auf die Türkei gerichtet. In Korea stehen 38.000 Verlagen rund 1.800 Buchhandlungen gegenüber. Das Marktvolumen beträgt rund 2 Milliarden Euro.