Jahreskongress der österreichischen Buchbranche

Lokale Netzwerke stärken

20. Juli 2015
von Börsenblatt
"Buy local" und Mehrwertsteuer bei E-Books: Das waren zwei zentrale Themen auf dem Jahreskongress der österreichischen Buchbranche, den der Hauptverband des Österreichischen Buchhandels (HVB) am 23. Mai in der Nationalbibliothek in Wien veranstaltet hat.

Als Keynote-Speaker Johannes Gutmann war der Geschäftsführer der Bio-Marke Sonnentor eingeladen worden. Dieser schilderte anhand der eigenen Unternehmensgeschichte, so die HVB-Mitteilung zur Veranstaltung, wie nachhaltiges Wirtschaften in einer globalisierten Welt funktionieren kann. Dabei riet er den Buchhändlern, auf ihr lokales Netzwerk zu setzen und konsequent an der eigenen Marke zu arbeiten. 

Horizonte für den lokalen Einzelhandel

Der Vorsitzende des Buchhändlerverbands Erwin Riedesser und Michael Riethmüller, Gründer der deutschen "Buy local"-Initiative, diskutierten über Möglichkeiten, die Österreichs Buchhandlungen ausschöpfen können, um bestehende Kontakte zu Stammkunden zu nutzen und sich als Alternative zu weltweit agierenden Konzernen zu positionieren.

Appell des HVB-Präsidenten an die Politik

In seiner Eröffnungsrede appellierte HVB-Präsident Gerald Schantin an die Politik, die Rahmenbedingungen für klein- und mittelständische Unternehmen so zu gestalten, dass die Konsumenten weiterhin bei heimischen Buchhandlungen einkaufen können. "Die Politik stellt international agierende Großkonzerne, die Steuerschlupflöcher ausnutzen können, besser als Unternehmen, die im Inland Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen", so Schantin. Ein Beispiel dafür sei die Mehrwertsteuerproblematik bei E-Books. "Gedruckte Bücher haben einen vergünstigten Mehrwertsteuersatz von 10 Prozent, E-Books unterliegen dem vollen Mehrwertsteuersatz von 20 Prozent." Im Online-Handel, der den größten Teil des E-Book-Handels ausmache, konkurrietren österreichische Händler mit Konzernen, die auf Grund ihres Firmensitzes (gemeint ist wohl Luxemburg) E-Books mit einem Mehrwertsteuersatz von nur 3 Prozent anbieten könnten. "Für den lokalen Buchhandel bedeuten diese Rahmenbedingungen geringere Spannen und daher eine Schlechterstellung im Wettbewerb", beklagt Schantin.

Ein ähnliches Hindernis gebe es im Bereich der Postgebühren für Büchersendungen, so Schantin weiter. In Österreich sei der vergünstigte Versandtarif abgeschafft worden, während große Konzerne des Versandhandels auf günstige Sondervereinbarungen zählen können, aber auch hinsichtlich der Zustellungsdauer eine bessere Ausgangssituation erhalten. Die Republik Österreich halte über die ÖIAG mehr als 50 Prozent der Anteile an der Post und müsse hier Druck zugunsten besserer Rahmenbedingungen für das Kulturgut Buch machen.

Urheberrecht

Aus Verbandssicht sind seitens der Regierung wesentliche Anliegen vor allem bei der Weiterentwicklung von Urheberrechtsfragen offen geblieben. Dazu gehöre insbesondere die sogenannte "Festplattenabgabe". Vor einem Jahr sei der HVB zuversichtlich gewesen, dass die Festplattenabgabe noch in der laufenden Legislaturperiode umgesetzt werden würde, ein Jahr später werde klar, dass dieses Vorhaben vorerst gescheitert ist. Der HVB will hierbei daher künftig auf eine geänderte Verhandlungsstrategie setzen, weg von der technikorientierten Linie. "Die neue Verhandlungsstrategie wird sein, den Wert medialer Inhalte als unabdingbare Voraussetzung der technologischen Entwicklung in den politischen Debatten und Entscheidungen stärker einzubringen", heißt es in der Pressemitteilung. Der Verband werde direkte Gespräche mit zuständigen Politikern suchen, um die Position der Verlage darzulegen.