Jahresbetriebsvergleich 2016

Überwiegend grüne Zahlen

14. September 2017
Christina Schulte
Die Betriebsergebnisse im Sortiment sind überwiegend grün – dank einer leichten Verbesserung bei der Handelsspanne und einem Stillstand bei den Kosten. Details aus dem Jahresbetriebsvergleich.

Den Status quo gehalten: Dieses Resultat kann sich der Buchhandel für das Jahr 2016 auf die Fahnen schreiben. Nachdem das Betriebsergebnis 2015 bei 0,9 Prozent des Umsatzes lag, konnte exakt dieser Wert auch 2016 erreicht werden. Das geht aus dem Betriebsvergleich des Instituts für Handelsforschung hervor, an dem sich 155 Unternehmen (elf weniger als im Vorjahr) beteiligt haben. Auch wenn sich unter dem Strich und im Durchschnitt nichts geändert hat, gab es zahlreiche Auf und Abs bei einzelnen Kennzahlen, wie die Auswertung der Tabellen zeigt.

Auswertung nach Umsatz

Betrachtet man die Buchhandlungen nach Umsatzgrößenklassen, sind die Einnahmen im Durchschnitt um 0,8 Prozent gestiegen (siehe Tabelle Seite 9 oben). Das satteste Grün erreichten die Unternehmen mit Erlösen zwischen zwei und fünf Millionen Euro, ihr Zuwachs betrug 2,7 Prozent. Gut geschlagen hat sich auch die kleinste Größenklasse mit plus 2,3 Prozent. Am schlechtesten schnitten die Sortimente mit Einnahmen zwischen 250.001 und 500.000 Euro ab, denn sie haben ihre Vorjahresmarke um 1,4 Prozentpunkte verfehlt.

Den höchsten Pro-Kopf-Umsatz vermelden die größten Läden mit Umsätzen über fünf Millionen Euro: 181.408 Euro spielt ein Mitarbeiter dort jährlich ein. Ganze 54.000 Euro weniger sind es bei der kleinsten Größenklasse – dort steht eine Person für einen Umsatz von 127.105 Euro. Über alle Unternehmensgrößen hinweg haben es die Sortimente jedoch geschafft, ihre Einnahmen pro Mitarbeiter im Vergleich zum Vorjahr um rund 6.000 Euro auf 167.381 Euro zu steigern.

Bei der Flächenproduktivität (Bar­umsatz je Quadratmeter Verkaufsraum) schnitten die Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen einer und zwei Millionen Euro am erfolgreichsten ab. Pro Quadratmeter werden hier 3.810 Euro generiert. Mit 2.575 Euro ist die gerings­te Flächenproduktivität bei den kleinsten Buchhandlungen zu finden.

Den höchsten Barumsatz je Barverkauf können die Läden zwischen 250.001 Euro und 500.000 Euro für sich verbuchen. Die Kunden lassen dort bei jedem Einkauf im Schnitt 18,80 Euro. In der obersten Größenklasse weicht dieser Wert deutlich nach unten ab – mit lediglich 14,42 Euro.

Von Zuwachsraten im Netz war 2016 im Sortiment nichts zu sehen. Stattdessen bewegen sich die Einnahmen via Internet auf Vorjahresniveau. Der durchschnittliche Umsatzanteil der Onlineshops scheint sich bei rund drei Prozent einzupendeln. Dieses Ergebnis gilt für nahezu alle Größenklassen – mit einem Ausreißer nach oben. Die größten Buchhandlungen erwirtschaften 6,4 Prozent ihrer Umsätze im Netz. Doch es gibt auch einen Ausreißer nach unten: Bei den Läden mit Umsätzen zwischen zwei und fünf Millionen Euro tragen die Einnahmen via Shop nur 1,8 Prozent zum Umsatz bei.

Auswertung der Warengruppen (nach Umsatz)

Nimmt man die Warengruppen unter die Lupe, so belegt die Belletristik un­angefochten die Spitzenposition. 23 Prozent des Umsatzes werden durchschnittlich mit Hardcovern und Taschenbüchern aus dieser Warengruppe ein­ge­spielt. Die Bandbreite ist allerdings auch hier enorm. Die kleinsten Buchhandlungen kommen auf einen Belletris­tikanteil von 25 Prozent, während bei den Zwei-bis-fünf-Millionen-Unternehmen nur 20 Prozent auf das Konto der schöngeistigen Literatur gehen. Den zweiten Platz nach der Belletristik belegt im Sortiment – mit einem klaren Abstand von neun Prozentpunkten – die Warengruppe Schule und Lernen (14 Prozent). Das umfänglichste Schulbuchgeschäft wird in den Buchhandlungen mit zwischen einer und zwei Millionen Euro Umsatz abgewickelt: 16 Prozent der Einnahmen stammen aus diesem Geschäftszweig. Den geringsten Anteil tragen Bücher rund um Schule und Lernen in der kleinsten Größenklasse bei (fünf Prozent).

Drittwichtigste Warengruppe sind die Kinder- und Jugendbücher, die auf einen Umsatzanteil von 13 Prozent kommen. Überdurchschnittlich viele Bücher für den Nachwuchs werden in den kleinsten Buchhandlungen abgesetzt (17 Prozent). In den größten Läden liegt die Quote nur bei zehn Prozent.

Stabil zeigen sich schon seit einigen Jahren die Geschäfte mit Non-Books. 15 Prozent steuern diese Produkte zu den Einnahmen der Buchhändler bei. Die meisten Non-Books (19 Prozent Umsatzanteil) werden in den Läden der Umsatzgrößenklasse 250.001 Euro bis 500.000 Euro an die Kunden gebracht. Am geringsten ist der Wert bei den Läden mit ein bis zwei Millionen Euro (13 Prozent). Ein kurzer Blick soll auch noch auf die digitalen Produkte geworfen werden: Über alle Buchhandlungen hinweg tragen sie ein Prozent zum Umsatz bei. Mit zwei Prozent ist der Wert bei den zwei obersten Kategorien doppelt so hoch.

Auswertung von Lager und Beschaffung (nach Umsatz)

Ein interessantes Feld sind die Bezugsquellen der Buchhändler, die im Betriebsvergleich genau analysiert werden. Unverzichtbarer Einkaufspartner sind die Barsortimente, die 2016 für eine Quote von 33 Prozent des Einkaufs standen – 2015 waren es noch 36 Prozent. Allerdings unterliegt auch diese Kennzahl großen Schwankungen. Den höchsten Barsortimentsanteil weisen die kleinsten Buchhandlungen auf, die 37 Prozent ihrer Waren auf diesem Weg erhalten. Bei den Unternehmen mit zwei bis fünf Millionen Euro kommen nur 25 Prozent der Waren via Barsortiment in die Buchhandlung. Bemerkenswert: Selbst die größten Buchhandlungen bestellen 28 Prozent ihrer Produkte beim Barsortiment.

Der Direktbezug bei den Verlagen betrug im vergangenen Jahr 63 Prozent. Wie immer haben die großen Buchhandlungen überproportional vom Einkauf bei den Verlagen Gebrauch gemacht. Die Sortimente mit Einnahmen zwischen zwei und fünf Millionen Euro haben bei dieser Kennzahl die Nase vorn und erhalten 75 Prozent ihrer Waren vom Verlag. Dahinter folgen mit 71 Prozent die Läden mit Einnahmen von mehr als fünf Millionen Euro. Den geringsten Direktbezug gibt es in Unternehmen mit 250.001 bis 500.000 Euro – ihr Bestellvolumen bei den Verlagen liegt nur bei 56 Prozent.

Die Einkaufsgenossenschaften standen 2016 für vier Prozent des Warenbezugs. Die treuesten Genossen sind mit elf Prozent ihrer Einkäufe die Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen 250.001 und 500 000 Euro, danach folgen die Betriebe mit einem Umsatz von zwischen 500.001 und einer Million Euro, die einen Wert von fünf Prozent ausweisen. Interessant: Auch die größten Sortimente erwerben ein Prozent ihrer Ware bei Einkaufsgenossenschaften. Ganz ohne gemeinschaftlichen Einkauf kommen dagegen die kleinste und die zweitstärkste Umsatzgrößenklasse aus.

Auswertung von Handlungskosten, Betriebshandelsspanne und Betriebsergebnis (nach Umsatz)

Bei den Kosten gab es 2016 so gut wie keine Bewegung. Die Kostenquote pendelte sich bei 32 Prozent des Umsatzes ein (2015: 31,9 Prozent). Den mächtigsten Kostenblock weisen wie üblich die größten Buchhandlungen auf – 36,3 Prozent beträgt ihre Kostenquote, 30 Prozent sind es bei den Sortimenten mit einer bis zwei Millionen Euro Umsatz.

Größter Posten sind die Personalkos­ten inklusive Inhaber, die genau ein Fünftel der gesamten Kosten ausmachen, so wie das auch schon im Jahr zuvor der Fall war. Am meisten Geld wird mit jeweils 20,8 Prozent in den beiden obersten Größenklassen in die Mitarbeiter investiert. Die geringsten Personalkosten fallen in den Buchhandlungen mit einer bis zwei Millionen Euro an – ihre Quote beträgt 18,8 Prozent.

Werden die Personalkosten ohne Unternehmerlohn erfasst, liegt die Kennzahl bei 15,6 Prozent. Auch hier lässt sich eine große Spreizung konstatieren: In der kleinsten Kategorie bewegt sich der Wert mit 11,7 Prozent klar unter dem Durchschnitt, in den beiden höchs­ten Umsatzklassen liegt er mit 18,8 Prozent beziehungsweise 20,6 Prozent weit darüber. Im Ergebnis heißt das: Die Inhaber kleinerer Buchhandlungen gönnen sich nicht annähernd das Gehalt, das für vergleichbare Positionen in den umsatzstärkeren Unternehmen an die Führungsriege ausgezahlt wird.

Eine Mini-Entlastung gab es für die Buchhandlungen bei den Mieten. 4,1 Prozent der Kosten werden für die Ladenräume aufgewandt. In dieser Kennzahl drückt sich der Preis für die Toplagen der größten Buchhandlungen sichtbar aus: Um in 1-a-Lagen präsent zu sein, geben die großen Unternehmen 6,1 Prozent ihres Umsatzes für Mieten aus. Den geringsten Mietzins berappen die Buchhandlungen zwischen einer und zwei Millionen Euro: 3,8 Prozent schlagen bei ihnen zu Buche. In allen anderen Größenklassen bewegen sich die Mietausgaben im Durchschnitt.

Ein Blick soll auch den Werbe- und Reisekosten gelten, die 1,2 Prozent des Umsatzes ausmachen. In den kleinsten Buchhandlungen liegt diese Kostenart bei 1,5 Prozent, und damit höher als in allen anderen Firmen. Die größeren Unternehmen geben für diese Positionen jeweils 1,4 Prozent aus.

Weiter aufwärts ging es 2015 bei der Betriebshandelsspanne, die nun 33 Prozent erreicht hat (2015: 32,7 Prozent). Die besten Konditionen wurden wie immer den größten Buchhandlungen eingeräumt. Sie brachten es auf eine Handelsspanne von 37,6 Prozent. Die zweitbes­ten Konditionen von 34,4 Prozent erstritten sich die Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen zwei und fünf Millionen Euro. 34,3 Prozent waren es bei den Unternehmen mit Einnahmen zwischen 250.001 und 500.000 Euro. Die geringste Handelsspanne, 32 Prozent, ist bei den Buchhandlungen mit einem Jahresumsatz von einer bis zwei Millionen Euro zu konstatieren.

Setzt man die leichte Kostensteigerung und die höhere Betriebshandelsspanne ins Verhältnis, bleibt unter dem Strich im Schnitt ein Betriebsergebnis von 0,9 Prozent stehen – also genau das gleiche Resultat wie 2015. Eine Größenklasse ragt beim Betriebsergebnis besonders hervor: Buchhandlungen mit Einnahmen zwischen einer und zwei Millionen Euro landeten bei plus 2,7 Prozent – ein Wert, der nur selten erreicht wird. Allerdings gibt es auch Buchhandlungen, die mit negativen Vorzeichen leben müssen. Die Größenklasse 250.001 bis 500.000 Euro verzeichnet ein Betriebsergebnis von minus 1,4 Prozent. Ein Nullsummenspiel ergibt sich für die kleinste Größe. Die oberen Größenklassen haben gleich abgeschnitten und kommen jeweils auf ein Betriebsergebnis von 1,3 Prozent.

Auswertung nach Mitarbeiteranzahl

Wie sehen ausgewählte Kennzahlen aus, wenn die gelieferten Daten nicht nach Umsatzgröße, sondern nach Mitarbeiteranzahl ausgewertet werden? In puncto Umsatzveränderung haben hier die größten Unternehmen mit 21 und mehr Beschäftigten die Pole Position inne. Sie übertrafen ihre Einnahmen des Jahres 2015 um drei Prozentpunkte. Auch die anderen Unternehmen landeten im Plus. Die einzigen, die ihr Jahresziel minimal verfehlt haben, waren die Buchhandlungen mit sechs bis zehn Beschäftigten.

Erwähnenswert ist in dieser Auswertung der Pro-Kopf-Umsatz. Hier schneiden die Mitarbeiter der kleinsten Größenklasse bis drei Personen mit Abstand am besten ab: 178.838 Euro Umsatz holte jeder Mitarbeiter rein. Damit können die Unternehmen mit 21 und mehr Beschäftigten nicht mithalten – 165.240 Euro lautet ihr Ergebnis. Spitzenreiter sind die Kleinsten mit 17,80 Euro auch beim Bar­umsatz je Barverkauf. Die Größten tragen bei dieser Kennzahl mit 14,19 Euro die rote Laterne.

Bezüglich der Gesamtkosten geben sich die Unternehmen mit weniger Mitarbeitern deutlich sparsamer: Ihre Kos­tenquote liegt bei 31 Prozent – während Buchhandlungen mit 21 und mehr Beschäftigten auf 34,9 Prozent kommen.

Bei der Handelsspanne wird auch in dieser Auswertung die Marktmacht der personalstarken Buchhandlungen sichtbar. Während Buchhandlungen mit einem kleinen Team mit einer Spanne von 31,7 Prozent vorliebnehmen müssen, erreichen die großen Betriebe 36,4 Prozent.

Das Betriebsergebnis hat auch unter der Personalperspektive lediglich einen Ausreißer in die roten Zahlen: Buchhandlungen mit vier bis fünf Mitarbeitern rutschen mit 0,3 Prozent ins Minus. Spitzenreiter mit plus zwei Prozent sind die Unternehmen mit elf bis 20 Mitarbeitern.