Interview mit Jürgen Brandt, Geschäftsführer ZS Verlag

"Frischer, zeitgemäßer Auftritt"

1. November 2017
von Börsenblatt
Der Gault&Millau segelt in Deutschland unter neuer Flagge: Am 28. November bringt der ZS Verlag eine neue Generation des Restaurant- und des Weinguide heraus. Geschäftsführer Jürgen Brandt über das Konzept und die Pläne für eine Genuss-Plattform.

ZS hat die Lizenz für den Gault&Millau übernommen – und damit auch für den Gault&Millau Weinguide. Ende November erscheinen die neuen Ausgaben des Restaurant- und des Weinguide für 2018. Was wird anders?
Zunächst einmal haben wir das Produkt Gault&Millau generell überarbeitet. Was wir künftig vermeiden wollen, ist das "Niederschreiben" einzelner Restaurants oder Weingüter. Es wird auch künftig Bewertungen mit Veränderungen nach oben oder unten geben, aber jede Art der beschreibenden Herabsetzung werden wir vermeiden. Das ist schon allein deshalb so, weil wir ohnehin nur die besten Betriebe auswählen. Und die verdienen eine Empfehlung.

Wie treten die neuen Guides optisch und inhaltlich auf?
Wir haben den Restaurant- und den Weinguide optisch komplett überarbeitet und einer der hochwertigsten Marken der Welt damit den eleganten, frischen und zeitgemäßen Auftritt vermittelt, der ihr gebührt.
Auch inhaltlich haben wir sie neu aufgestellt: logischer, lesefreundlicher, praktischer – denn dies sind die essentiellen Funktionen eines Guides. Das Ganze ist eingebettet in den Relaunch des gesamten Markenauftritts von Gault&Millau.

Was hat sich hinter den Kulissen getan – vor allem beim Datenmanagement?
Die für alle Betriebe zum Eintrag ihrer Testdaten zur Verfügung gestellte Datenbank war in der Vergangenheit oft Zentrum der Kritik – zu alt, zu lange Wartezeiten, zu viele Abstürze, Abfrage aufwendiger und unnötiger Informationen. Das haben wir durch eine komplette Neuprogrammierung völlig abgestellt. Die Winzer und Restaurants danken es uns.

Welche personellen Veränderungen gibt es beim Weinguide?
Beim Weinguide tritt außer dem renommierten und langjährigen Teammitglied Otto Geisel ein komplett neues Team rund um die Chefredakteurin Britta Wiegelmann an: kompetent (ausschließlich Profis), ausgeglichener in Alter und Geschlecht, frei von eigenen wirtschaftlichen Interessen – so, wie es sein sollte.

Und wie geht es beim Restaurantguide weiter?
Da hat Patricia Bröhm nun die uneingeschränkte Freiheit, hochwertigen Foodjournalismus zu betreiben und zu propagieren.

Sie wollen den Gault&Millau soll zu einer "multimedialen Premium-Plattform für alle Genussthemen" ausbauen. Was kann man sich darunter vorstellen?
Dazu können wir uns natürlich erst äußern, wenn die Produkte stehen. Was ich Ihnen verraten kann ist, dass wir den großen Vorteil nutzen werden, einem internationalen Länder-Network aus zur Zeit schon 19 Ländern anzugehören. Nicht nur, dass wir uns untereinander mit Kontakten, Informationen und Inhalten bereichern – wir profitieren auch allesamt von dem gesammelten Know-How und den zusammengelegten Ressourcen. Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Kein einzelnes Land würde für eine App oder einen Webauftritt einen Betrag zur Verfügung stellen können, der benötigt würde, um eine Lösung auf dem heute notwendigen technischen Niveau zu schaffen, um die extrem anspruchsvolle Gruppe unserer Leser und User von sich zu überzeugen. Solch eine App kostet einen sechsstelligen Betrag. Das Gleiche gilt für die Website. Durch den Zusammenschluss aller Länder und die große Kompetenz unseres französischen Lizenzgebers wird es allen Gault&Millau-Partnern möglich, hier auf höchstem technischen und inhaltlichem internationalen Niveau nicht nur mitzuspielen, sondern sogar die klare inhaltliche und technologische Marktführerschaft zu übernehmen.

Die Fragen stellte Michael Roesler-Graichen.

Mehr zum Thema lesen Sie in unserem Spezial Essen, Trinken & Genießen, das heute in Börsenblatt 44 / 2017 erscheint.