Heinrich-Böll-Preis 2013 an Eva Menasse

"Berührendes Gegenwartspanorama"

6. Juli 2015
von Börsenblatt
Die Schriftstellerin Eva Menasse erhält den Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln 2013. Die Autorin entwirft in ihrem Roman "Quasikristalle" ein "berührendes und aufrüttelndes Gegenwartspanorama", lobte die Jury.

In der Begründung der Jury heißt es: "Verschlungen, schwer berechenbar und nur aus der Ferne als Ganzes erkennbar − wie lässt sich das Leben, der Mensch, die Frage nach der Identität in einer Zeit der zunehmenden Fragmentierung des Lebens einerseits und der Reizüberflutung eines World Wide Web-Daseins andererseits überhaupt noch definieren, geschweige denn erzählerisch gestalten? Es ist dies die große Aufgabe, der die Schriftstellerin Eva Menasse in ihrem dritten Roman 'Quasikristalle' nachgegangen ist und der sie meisterhaft Ausdruck verliehen hat."

Dem Credo eines Heinrich Böll, das große Ganze im Kleinen zu zeigen, vom Rand her zu erzählen, das Einzelschicksal quasi über den Tanzboden der Geschichte zu führen, folge Eva Menasse nicht nur, sie erweitere es auch. "In ihrem formvollendeten dritten Roman 'Quasikristalle' fügt sie der Frage nach der Rolle des Einzelnen im gesellschaftlichen Kontext als Antwort einen erzählerischen Kunstgriff hinzu, der dem Menschen im 21. Jahrhundert in seiner Suche nach neuen Lebensmustern und -entwürfen Ausdruck verleiht." Menasse entwerfe in "Quasikristalle" ein " berührendes und aufrüttelndes Gegenwartspanorama, wobei sie, ganz wie Heinrich Böll, dem Leben seine Größe belässt und ihren Protagonisten − bei aller Bloßlegung − doch ihren Glanz und ihr Geheimnis".

Eva Menasse wurde am 11. Mai 1970 in Wien geboren, arbeitete nach einem Studium der Germanistik und Geschichte zunächst als Redakteurin. Ihr erstes Buch, "Der Holocaust vor Gericht", erschien 2000 im Siedler Verlag. In diesem Jahr kam bei Kiepenheuer & Witsch "Quasikristalle" heraus. 

Der mit 20.000 Euro dotierte Preis wird am 22. November im Historischen Rathaus der Stadt Köln verliehen. Der Jury gehörten neben Oberbürgermeister Jürgen Roters und Vertretern aus Rat und Verwaltung als Fachjuroren Marcel Beyer, Günter Blamberger, Liane Dirks und Hajo Steinert an.