Nach dem Verkauf der Parfümeriekette Douglas an CVC Capital Partners, den die Gesellschafter Advent International und die Familie Kreke gestern bekannt gegeben haben, dreht sich einmal mehr das Spekulationsrad: Was wird nun aus Thalia? Seit zweieinhalb Jahren wird das Buchhandelsunternehmen, ebenso wie die Textilkette Appelrath Cüpper, als möglicher Verkaufskandidat gehandelt.
Das Ende eines Mischkonzerns
"Für Thalia ändert sich durch den Verkauf nichts", betont Unternehmenssprecherin Mirjam Berle. Was sich in den vergangenen Monaten geändert hat, ist allerdings die Strategie der Douglas Holding. Zu Beginn des laufenden Geschäftsjahres am 1. Oktober 2014 hatten die Gesellschafter Advent und die Familie Kreke entschieden, die Marken eigenständig aufzustellen und ihnen mehr operativen Spielraum zu gewähren. Seitdem agierten sie unabhängig voneinander, bestätigt Douglas-Sprecherin Sabine Schaller-John. In diesem Sinne, so eine Sprecherin des Eigentümers Advent, gebe es die Holding nicht mehr. Aus dem "Mischkonzern" wurde so nach der Auslistung ("Delisting") von der Börse 2013 nach und nach eine reine Parfümeriekette, so die Selbstdarstellung des Unternehmens. Damit bleibt von der ursprünglichen Holding nur noch eine leere Hülle, auf die man nach der Veräußerung von Thalia und Appelrath Cüpper vollständig verzichten dürfte.
Eine Folge dieser strategischen Neuorientierung ist der Verzicht von Michael Busch auf den Posten des Holding-Vorstands mit der Verantwortung für den Buch-Bereich. "Diese Doppelrolle entfällt nun durch die zu Beginn des Geschäftsjahres getroffene Entscheidung, zur Wahrung aller Wachstumschancen die einzelnen Bereiche unabhängiger voneinander aufzustellen und zu führen", teilte die Douglas Holding im März mit. Busch wolle sich künftig auf seine Funktion als Vorsitzender der Geschäftsführung der Thalia Holding konzentrieren.
Advent: "Wir sind mit Thalia sehr zufrieden"
Advent sagte heute gegenüber boersenblatt.net, man sei "sehr zufrieden mit der Entwicklung von Thalia und Appelrath Cüpper", will aber weder Marktspekulationen kommentieren noch etwas zu möglichen Verkaufsverhandlungen sagen. Alle Optionen würden geprüft.
Eine Option ist beim Verkauf von Douglas an CVC aber verworfen worden: der Börsengang. "Der Verkauf kam überraschend, wir hatten eigentlich mit einem Börsengang gerechnet", heißt es bei PLATOW Börse. Offenbar sei das Angebot von CVC für Advent attraktiver gewesen. Douglas selbst hatte noch am 29. Mai in einer Pressemitteilung einen Börsengang der Parfümeriekette für 2015 angekündigt.
Douglas verduftet
Chronik einer angekündigten Zerschlagung
Der Umbau bei Douglas läuft seit knapp drei Jahren auf Hochtouren. Seitdem hält sich der Konzern strikt an seine Portfolio-Strategie, seitdem forcieren die Gründer um Vorstand Henning Kreke den Verkauf einzelner Sparten - und seitdem wird gerätselt, wie es mit Thalia weitergeht.
Während sich der Buchhändler nach außen betont ruhig und gelassen gibt, drehen Gerüchte und Spekulationen immer neue Runden. Fest steht im Grunde nur eines: Dass die Gründerfamilie ihr zum Milliardenkonzern angewachsenes Handelsunternehmen filetiert – mit Hilfe von Finanzinvestoren. Die wichtigsten Etappen:
Oktober 2012
Die Douglas Holding gibt bekannt, dass der Finanzinvestor Advent International im großen Stil in den Konzern einsteigt.
Januar 2013
In Düsseldorf findet die letzte Bilanzpressekonferenz nach altem Muster statt – diesmal allerdings recht glanzlos: Henning Kreke berichtet über einen Verlust von rund 100 Millionen Euro (Geschäftsjahr 2011/12). Ein Faktor dabei, laut Konzern: „Das Berichtsjahr war von hohen Restrukturierungsaufwendungen im Buchbereich geprägt.“
Douglas setzte 2011/12 rund 3,4 Milliarden Euro um - 1,7 Prozent mehr als im Geschäftsjahr zuvor. Thalia brachte es in seinen damals insgesamt 296 Filialen auf 915 Millionen Euro (Vorjahr: 934,5 Millionen Euro).
Mai 2013
Advent International hält bereits die Mehrheit, als Douglas seine Kleinaktionäre in Hagen zur letzten Hauptversammlung begrüßt. Ohne längeres Tauziehen geben sie schließlich Braut und Bräutigam ihren Segen. Dass er den Konzern damit von der Börse nehmen kann, freut Kreke: „Gemeinsam mit unserem Partner Advent International wollen wir die Douglas-Gruppe für die Herausforderungen der Zukunft rüsten - unabhängig von der Börse und dem sonstigen komplexen Regelwerk für börsennotierte Unternehmen und unabhängig von Quartalsberichten", ließ er die rund 140 anwesenden Aktionäre bei der Hauptversammlung wissen. "Diese Aussicht erfüllt uns – und da spreche ich für den gesamten Vorstand – mit Tatendrang und Optimismus, denn wir stehen vor einer neuen Ära."
Das Delisting an der Börse erfolgt noch 2013.
Juli 2013
Medien berichten zum ersten Mal über einen Radikalumbau bei Douglas – und einen Verkauf der Sparten Buch (Thalia), Mode (Appelrath-Cüpper) und Süßes (Hussel). Angeblich sollen nur noch Kosmetik und Schmuck im Konzern bleiben.
Douglas selbst äußerte sich damals nicht dazu. Man betreibe eine „aktive Portfolio-Strategie“, hieß es nur wieder – Verkaufsprozesse gebe es aktuell nicht. Was dabei jedoch immer deutlicher wurde: Das Hauptinteresse, ob von Advent oder der Familie Kreke, galt mehr denn je und in erster Linie der Parfümerie-Kette Douglas...
Februar 2014
… und stärkt sie durch einen Zukauf im Ausland: Der Konzern übernimmt die Nummer drei unter den französischen Parfümerie-Händlern – Nocibé.
März 2014
Die süßen Zeiten gehen zu Ende: Noch vor Ostern trennt sich Douglas von Hussel; die Sparte geht an den Finanzinvestor Emeram Capital Partners.
Mai 2014
Unbestätigten Meldungen zufolge stellt Douglas seine Modekette Appelrath Cüpper zum Verkauf. Das Mandat dafür habe die Investmentbank Lincoln erhalten, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" unter Berufung auf Finanz- und Branchenkreise.
Juni 2014
Douglas strebt mit seiner Parfümeriekette angeblich zurück an die Börse, melden Zeitungen – noch nicht einmal ein Jahr nach dem Abschied vom Parkett. Zuvor sollen aber alle anderen Unternehmensteile abgestoßen werden, wird gemunkelt: die Buchsparte Thalia, der Schmuckhändler Christ und die Modehäuser Appelrath-Cüpper. Damit offenbart sich, wie sehr Advent International auf Zeit drängt, seine Investitionen wiedersehen will – entweder durch einen (Weiter-)Verkauf oder durch einen Börsengang. Von beiden Seiten gab es dazu öffentlich jedoch: keinen Kommentar.
Oktober 2014
Auch für die Schmuckfilialen der Marke Christ findet sich ein neuer Eigentümer, der Finanzinvestor 3i Group.
November 2014
Die Spekulationen um die Zukunft von Thalia bekommen neue Nahrung. Douglas soll die Investmentbank Macquaire beauftragt haben, das Unternehmen 2015 zu verkaufen, meldet die Nachrichtenagentur Reuters.
Erstmals bestätigt Kreke öffentlich, dass Thalia zum Verkauf steht, und erklärt zudem, dass er sich nach einem gelungen Verkauf gern wieder an dem Unternehmen beteiligen würde. „Wir finden das Unternehmen toll und die Branche gut“, bekannte Kreke in einem Interview mit boersenblatt.net. „Wir sehen für das Unternehmen ganz klar eine gute Zukunft und wären daher bereit, bei Thalia zu reinvestieren.“ Eilig habe er es damit aber nicht, so Kreke: Thalia sei wieder auf der Höhe der Zeit, die Neuausrichtung des Filialisten sei abgeschlossen, das Unternehmen wachse, verdiene eigenes Geld.
Dezember 2014
Es wird bekannt, dass hinter verschlossenen Türen doch verhandelt wird. Douglas habe den Verkauf von Thalia nun doch wieder abgeblasen habe, ist in der Wirtschaftspresse zu lesen: Angeblich wollte keiner der Interessenten den (unbekannten) Kaufpreis zahlen.
Juni 2015
Der Mischkonzern Douglas ist Geschichte: Die Parfümerien gehen mehrheitlich an CVC (die Familie Kreke bleibt auch in diesem Konstrukt Minderheitsgesellschafter). Damit wird das Rätsel, wie es für Thalia und Appelrath-Cüpper weitergeht, aber nur noch größer….
Und wer ist CVC?
Die Private Equity- und Beratungsgesellschaft wurde nach eigenen Angaben 1981 in London unter dem Namen Citicorp Venture Capital als Tochter der Citigroup gegründet und ist heute weltweit an 22 Standorten vertreten. 1993 erwirbt das Management per Buy-out das Unternehmen von der Citigroup – seither firmiert es als CVC Capital Partners. Für CVC sind nach eigenen Angaben aktuell etwa 300 Mitarbeiter tätig, davon bekleiden 35 die Position eines Partners. Als Co-Chairmen fungieren Donald Mackenzie, Rolly van Rappard and Steve Koltes.
CVC investiert weltweit Kapital im Auftrag von mehr als 300 institutionellen, staatlichen und privaten Investoren. Von 1996 bis heute habe man ein Fondsvolumen von über 71 Milliarden US-Dollar (einschließlich CVC Credit Partners) eingeworben, so das Unternehmen. Angelegt werde das Kapital in geschlossene Fonds mit einer Laufzeit von zehn Jahren oder länger. CVC verwaltet diese im Auftrag der Investoren.
CVC gibt an, bis heute mehr als 300 Unternehmenskäufe in verschiedenen Industriezweigen vor allem in Europa, Asien und den USA durchgeführt zu haben. Derzeit seien Fonds-Mittel weltweit in über 60 Unternehmen investiert, die für einen zusammengefassten Jahresumsatz von rund 120 Milliarden US-Dollar stünden – und mehr als 400.000 Mitarbeiter beschäftigten. CVC investiert in einer Vielzahl von Industriezweigen: von der Telekommunikations-Infrastruktur und Sicherheitssoftware, über Warenhäuser und Schnellrestaurants, bis zu Fitnessstudios und Krankenhäusern. Bis 2005 gehörte auch der niederländische Buchverlag Veen Bosch & Keuning zum Portfolio.
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