Ecowin kürt Steinmeier bereits zum Bundespräsidenten

Außenminister verlangt Anzeigenstopp

21. November 2016
von Börsenblatt
Zu früh gekürt: Der Salzburger Ecowin Verlag, eine Marke des Red Bull Media House, sorgt mit einer Anzeige für reichlich Wirbel, in der für das aktuelle Buch von Außenminister Frank-Walter Steinmeier bereits mit dem "künftigen Bundespräsidenten" wirbt. Laut Medien hat Steinmeier die Kampagne stoppen lassen.

Steinmeier ist zwar der Kandidat von CDU, CSU und SPD und seine Wahl wäre damit ziemlich sicher, aber die Bundesversammlung tritt erst am 12. Februar 2017 zusammen, um den nächsten Bundespräsidenten zu bestimmen. Die drei Parteien hatten sich erst am vergangenen Montag auf Steinmeier als gemeinsamen Kandidaten geeinigt. Der Ecowin Verlag, bei dem Steinmeiers Buch "Europa ist die Lösung. Churchills Vermächtnis" (56 Seiten) im September erschienen ist, hatte daraufhin am Donnerstag in der "Zeit" und am Samstag in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" eine Anzeige geschaltet, in der es heißt: "Das aktuelle Buch des künftigen Bundespräsidenten". Dies war in den Sozialen Medien auf heftige Kritik gestoßen.

Laut Medienberichten habe Frank-Walter Steinmeier inzwischen den Verlag gebeten, die Anzeige nicht mehr zu verwenden. Der "Tagesspiegel" berichtet zudem, dass ihm aus Steinmeiers Umfeld versichert worden sei, der Anzeigentext sei nicht abgestimmt gewesen.

Update: Der Verleger und Kommunikationschef von Benevento Publishing (das Dach der Verlage von Red Bull Media), Dirk Rumberg, hat gegenüber boersenblatt.net bestätigt, dass ihn Frank-Walter Steinmeier am Sonntag gebeten habe, die Anzeige nicht mehr zu schalten. Diese Bitte hätte man natürlich erfüllt, aber es sei ohnehin nicht geplant gewesen, die Anzeige nochmals zu schalten.

Nachdem Steinmeier als Kandidat der CDU, CSU und SPD für das Amt des Bundespräsidenten verkündet worden war, habe sich der Ecowin Verlag entschlossen, "Europa ist die Lösung" in der vergangenen Woche erneut zu bewerben. Für den Text der Anzeige habe der Verlag den "allgemeinen Sprachgebrauch" in der Berichterstattung aufgenommen, so Rumberg, der jedoch eine "verkürzende Werbebotschaft" einräumt. Die Anzeige habe er per Mail zur Kenntnis an den Außenminister geschickt, dieser habe vorab nicht darauf reagiert. "Ob er sie gesehen hat, weiß ich nicht", erklärt Rumberg.

In der Regierungspressekonferenz vom 21. November erklärte Martin Schäfer, Sprecher des Auswärtigen Amtes, dass man davon ausgehen könne, "dass der Verlag alles dafür tun wird, dass ein solches Missverständnis, wie es der Werbetext ausgelöst hat, nicht weiter auftreten kann". Das heiße im Klartext, "dass dieser Text aus Sicht von Herrn Steinmeier keine weitere Verwendung finden sollte und auch keine weitere Verwendung finden wird." Es sei völlig selbstverständlich, dass sich der Außenminister als Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten sehe und nicht als Bundespräsident.