Dirk van Gunsteren bekommt Münchner Übersetzerpreis

"Eminentes Tonlagengespür"

8. März 2018
Redaktion Börsenblatt
Dirk van Gunsteren erhält für seine herausragenden Leistungen den Übersetzerpreis der Stadt München 2018. Das hat der Kulturausschuss der Landeshauptstadt auf Empfehlung einer Jury beschlossen. Die Auszeichnung ist mit 10.000 Euro dotiert.
Dirk van Gunsteren

Das teilte die Landeshauptstadt München mit. In der Jury-Begründung heißt es:"'Danke für Ihre Arbeit. Ich verlange nur, dass es im Deutschen besser klingt als im Englischen', schrieb der große Thomas Pynchon einmal an seinen Übersetzer Dirk van Gunsteren. Obwohl das mit einem Augenzwinkern gemeint war, gelingt es Dirk van Gunsteren tatsächlich immer wieder, und nicht nur im Falle von Pynchon, diese Forderung zu erfüllen. Jedenfalls in dem Sinn, dass seine Übertragungen ins Deutsche so gut klingen, als hätten sie der englischen Vorlage gar nicht bedurft. Und dieses Kunststück vollbringt er nicht nur in Fällen, die ihm besonders liegen, sondern bei den unterschiedlichsten Schreibweisen und Autoren."

Dabei sei Dirk van Gunsteren ein ebenso brillanter wie zuverlässiger Generalist: "Er vermag die moderne Romankunst eines John Dos Passos so gut zu erschließen wie die postmodernen Kapriolen eines Thomas Pynchon oder die lebensprallen Provinzwelten von Richard Russo und Castle Freeman. Er hat den richtigen Ton für Hauptwerke eines Philip Roth oder T.C. Boyle genauso gefunden wie für Henry David Thoreau, John Irving, Jonathan Safran Foer oder John Grisham", so die Jury.

Diese Könnerschaft habe er nicht durch literaturwissenschaftliche Studien, sondern durch Lesen entwickelt. Dirk van Gunsteren wurde 1953 in Düsseldorf geboren, sein Bildungsweg führte ihn auf Reisen u.a. nach Indien, England und in die USA, in München studierte er Amerikanistik. 1984 begann er mit dem Übersetzen − inzwischen sind es um die hundert Titel, die er "mit sprachlicher Genauigkeit, eminentem Tonlagengespür und sicherer Intuition für die gesamte Werkgestalt ins Deutsche übertragen hat", urteilt die Jury. Für seine in Qualität und Umfang herausragenden Leistungen erhalte Dirk van Gunsteren den Münchner Übersetzerpreis 2018.

Der Jury gehörten unter der Leitung von Kulturreferent Hans-Georg Küppers an: Eberhard Falcke (Literaturkritiker), Dagmar Ploetz (Übersetzerin), Thomas Tebbe (Piper Verlag), Claudia Vidoni (Knaus Verlag), Melanie Walz (Preisträgerin 2015), Cornelia Zetzsche (Bayerischer Rundfunk) sowie aus dem ehrenamtlichen Stadtrat Kristina Frank und Ulrike Grimm (beide CSU-Fraktion), Kathrin Abele und Klaus Peter Rupp (beide SPD-Fraktion) sowie Thomas Niederbühl (Die Grünen − rosa Liste).

Die öffentliche Preisverleihung findet am Dienstag, 24. April, 19 Uhr, im Literaturhaus München statt. Die Laudatio hält Thomas Überhoff (Rowohlt Verlag). Musik: Oktober Folk Club.

Zum Preis

Der Übersetzerpreis ist mit 10.000 Euro dotiert und wird alle drei Jahre an Persönlichkeiten, die in München oder der Region München leben, für herausragende übersetzerische Leistungen (Gesamtschaffen) und besondere Verdienste um die Vermittlung fremdsprachiger Literatur in Deutschland verliehen. Berücksichtigt werden Übersetzungsleistungen im Bereich Belletristik, Essay und geisteswissenschaftliches Sachbuch mit literarischer Qualität.

Weitere Informationen zum Preis unter www.muenchen.de/literatur.