Die Sonntagsfrage zur Aufhebung des Franken-Mindestkurses

"Wie tief sitzt der Schock, Herr Landolf?"

18. Januar 2015
von Börsenblatt
Die Schweizerische Nationalbank hat am 15. Januar überraschend den Mindestkurs des Schweizer Franken gegenüber dem Euro aufgehoben. Was das für die Schweizer Buchbranche bedeutet, beantwortet Dani Landolf, der Geschäftsführer des Schweizer Buchhändler- und Verleger-Verbands, in unserer Sonntagsfrage. "Das Dümmste wäre es, jetzt in Panik zu verfallen", meint Landolf.

Der Schock sitzt sehr tief – und hält noch an. Was auch immer die Schweizerische Nationalbank (SNB) dazu bewogen hat, den Euro-Mindestkurs aufzuheben (waren es marktideologische Gründe oder konnte sie es sich schlicht nicht mehr länger leisten?), viele Unternehmen der Schweizer Buchbranche bringt diese Entscheidung in eine dramatische Situation − zumal sie uns in einer Phase trifft, wo wir bereits mit schwierigen Rahmenbedingungen (hohe Standortkosten, keine Preisbindung und damit Billigkonkurrenz aus dem Ausland) und deutlichen Umsatzverlusten zu kämpfen haben.

Mir tut es besonders für die vielen Kolleginnen und Kollegen aus Verlagen, Zwischenbuchhandel und Buchhandel leid, die sich tagtäglich abrackern, um im harten Wettbewerb mit der Konkurrenz aus dem von uns aus gesehen günstigen Euroland zu bestehen. Und dann kommt so ein Hammer, gegen den man sich nicht wehren kann.

Vor allem die exportierenden Verlage trifft die Euro-Abwertung gegenüber dem Schweizer Franken hart. Von einem Tag auf den andern verringern sich die Einnahmen aus den Verkäufen in Deutschland oder Österreich um 20 Prozent. Dies, nachdem sich der Euro/Franken-Kurs bereits 2010 von 1,50 auf 1,20 Franken reduzierte. Bleibt es bei diesem tiefen Wechselkurs, hätten exportierende Schweizer Verlage also innerhalb von fünf Jahren eine Ertragsschmälerung von über einem Drittel zu verkraften.

Aber auch für den Schweizer Zwischenbuchhandel − ein wichtiger Pfeiler unseres Buch-Ökosystems − der bereits heute massiv unter Kostendruck steht, hat sich die Situation weiter akzentuiert. Und einem nochmals verschärften Wettbewerb schliesslich sieht sich auch der Buchhandel ausgesetzt, besonders in Grenzgebieten.

Doch das Dümmste wäre es, jetzt in Panik zu verfallen. Wir können den SNB-Entscheid nicht rückgängig machen, das schafft selbst die mächtige Uhrenbranche nicht, die von einem "Tsunami" sprach, welchen die Nationalbank ausgelöst habe. Es bleibt uns nichts anderes übrig als die Situation möglichst nüchtern abzuwägen – und zu hoffen, dass sich der Kurs zumindest etwas erholt und im Handel nicht ein Preiswettbewerb gegen unten einsetzt.

Und schliesslich ist es jetzt umso dringender, dass unsere politischen Initiativen zur Förderungen von Buchhandel und Verlagen umgesetzt werden. Auch wenn Sie den Schaden, den die SNB am Donnerstag dieser Woche angerichtet hat, nicht wieder gutmachen können.