Die Sonntagsfrage

"Amazon Publishing bei KNV – wie gefällt das der IGUS, Frau Hunscheid?"

1. Dezember 2017
von Börsenblatt
Amazon Publishing drängt in den stationären Buchhandel und bietet seine Titel jetzt auch über den Barsortimentskatalog von KNV an.  Der Feind im eigenen Bett?  Wie das den Buchhandlungen der IG Unabhängiges Sortiment gefällt, erklärt die IGUS-Sprecherkreisvorsitzende Iris Hunscheid.

Vermutlich sind alle Buchhändler irgendwann schon einmal mit Kundennachfragen nach Amazon-Publishing-Titeln konfrontiert wurden, die bisher nicht oder nur mit finanziellen Einbußen erfüllt werden konnten. Ob man versucht, dem Kunden wirklich jedes Buch zu besorgen oder seinen Wunsch nach einem Amazon-Only-Titel dazu nutzt, ihm zu erklären, warum man ihnen genau dieses Buch nicht verkaufen kann (oder will), das muss jedes unserer Mitglieder nach unternehmerischen und geschäftspolitischen Kriterien für sich selbst entscheiden.

Für die Mehrheit der IGUS-Mitglieder hat es oberste Priorität, möglichst jede Kundennachfrage zu bedienen. Niemand schickt gern einen unzufriedenen Kunden weg, der dann womöglich nie wiederkommt, weil ihm nicht geholfen wurde.

Unter diesem Gesichtspunkt ist es gut, dass jetzt zumindest alle KNV-Kunden einen (kleinen) Teil der exklusiv von Amazon vertriebenen Titel einfach zu Barsortimentskonditionen beziehen können. Zur Erinnerung: Es geht hier (zunächst) nur um die Titel des Amazon-eigenen Verlages und seiner Imprints und nicht um alle bei Amazon verfügbaren Selfpublisher-Titel (CreateSpace etc).

Wir glauben aber ohnehin nicht, dass sich die Buchhändler nun stapelweise diese Bücher in den Laden legen werden oder darauf hoffen, unter diesen Titeln neue Bestseller zu entdecken. Hier geht es wirklich nur darum, ein paar mehr Kunden glücklich zu machen und sie nicht in die Arme eines Amazon-Kundenkontos zu treiben.

Davon abgesehen, betrachten wir diese Kooperation durchaus sehr kritisch und fürchten, dass KNV hier ausgerechnet demjenigen die Tür zum deutschen Buchmarkt noch weiter aufmacht, der nur ein Ziel kennt: Die Konkurrenz "zu jagen und zu erlegen", um 100% Marktmacht zu erreichen. Ein Teilziel, nämlich mehr Sichtbarkeit für eigene Titel in Deutschland, hat Jeff Bezos damit erreicht. Daraus zu ziehende Konsequenzen sollte sich jeder Marktteilnehmer selbst überlegen. Welche Bücher er verkaufen will und aus welcher Bezugsquelle er sie bezieht, muss jeder Buchhändler auch weiterhin für sich selbst entscheiden.


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