SERIE945756 - um unseren Verlagsnamen zu verstehen, muss man etwas weiter ausholen und das Konzept der SERIE945756 durchblicken. Max, Jakob und ich waren uns schnell einig, dass wir auf einen Personenkult von Autor*innen, so wie er im Literaturbetrieb praktiziert wird, verzichten. Konsequenterweise muss sich der Verlag ebenfalls zurücknehmen. Bei der Namensfindung als auch beim Design haben wir es uns daher nicht leicht gemacht. Wir wollten die Identität des Verlages möglichst auflösen, um vorgefertigte Bilder zu stören. SERIE beschreibt das Projekt, wohingegen 945756 auf den Teil der ISBN verweist, der den Verlag identifiziert. Das Design der Bücher ist unaufdringlich, dabei zugleich zeitgemäß und prägnant. Liegt ein Buch der SERIE neben weiteren, fällt es schnell ins Auge und spricht mich erst einmal als Objekt an. So schaffen wir eine Differenzierung, ohne durch bunt bebilderte Cover einen Eindruck vom Inhalt zu diktieren; das Einheitsdesign wird Garant für die gebotene Qualität der Inhalte, so die Idee.
Suche nach Autoren
Das Design steht, jetzt sind wir auf der Suche nach Autoren. Ehrlicherweise sind bis dato recht wenige Arbeiten eingegangen, was schade ist, denn wir würden gerne mehr Manuskripte sichten. Das führen wir auf einen Mangel an Öffentlichkeit zurück. Uns kennen gegenwärtig einfach noch zu wenige Akteure aus dem Literaturbetrieb. Daher steht die Suche nach Autor*innen aktuell ganz oben auf der Agenda. Es müssen mehr Menschen wissen, dass es uns gibt. Was uns freut: Für eine erste Veröffentlichung haben wir uns bereits entscheiden können.
Den Vertrieb neu erfinden
Ideen für den Vertrieb haben wir auch schon. Der deutsche Buchhandel funktioniert nach Regeln und Abläufen, die mitunter recht starr sind und einen einfachen Zugang erschweren. Daher denken wir auch an alternative Vertriebswege und stellen die Frage voran: Wo halten sich die Menschen auf, die wir ansprechen möchten? In unserer Peergroup spricht man zum Beispiel täglich über Musik. Literatur spielt eine marginale Rolle. Um das zu ändern, wird es unsere Titel möglicherweise auch in ausgewählten Cafés und Bars geben, vielleicht in Plattenläden – in Reisebüros? Man muss das Thema Vertrieb neu erfinden, um für die Autor*innen das Beste rauszuholen.
Aufgeben oder gestalten?Erste Kontakte zur Branche haben wir schon geknüpft. Erst kürzlich hatten wir beispielsweise einen Termin mit dem Team des Literaturhauses Köln. Es ist motivierend, welche Wertschätzung und Offenheit uns entgegengebracht wird. Die Nähe und der Umgang miteinander haben uns tatsächlich sehr positiv überrascht. Beim Entdecken unserer anstehenden Veröffentlichung erfuhren wir ebenfalls Unterstützung aus der Branche.
Von vielen Profis wurde uns geraten, den Mut aufzubringen, neue Wege zu gehen. Was beim ersten Lesen vielleicht etwas platt wirkt, leuchtete ein. Max und ich haben Design studiert. Bei Projekten ging es oft um die Frage, wo der Schuh eigentlich drückt und welche Szenarien man alternativ zum Status Quo skizzieren kann. Jemand hat uns außerdem wohlwollend ans Herz gelegt, die Gründung zu überdenken, denn es sei schwierig, Fuß zu fassen. Wir dachten uns: "Klingt gut, hier gibt es offenbar Gestaltungsmöglichkeiten."
mal wieder wird alles neu erfunden - ohne jeglichen Inhalt.
Erst ein Name, den sich niemand merken kann. Dann Verpackung, neudeutsch Design. Das richtet sich natürlich nicht nach dem, was im Buch steht. Denn das weiß ja noch niemand. Natürlich ganz anders, als all die alten Schnarchsäcke das machen. Auch der Vertrieb wird revolutioniert.
Kinder, wie kann man so naiv sein? Habt Ihr vor, Bücher zu machen, die jemand freiwillig lesen will?
Bücher fangen mit einem Inhalt an, der es verdient, verpackt und vertrieben zu werden, sprich: ernstgenommen wird.
Bitte designt was, das keine Sprache braucht,
meint munter
Mr. B.
Als Autor überrascht mich das jetzt irgendwie nicht. Warum sollte ein Autor seinen Inhalt statt in eine individuell gestaltete Hülle in eine völlig farblose (buchstäblich) Einheitsverpackung stecken, noch dazu bei einem "Verlag" ohne jegliche Erfahrung und ohne nennenswerten Vertrieb? Mag ja sein, dass die Bücher aufgrund ihrer Schlichtheit auffallen - nur wo sieht man sie denn überhaupt? Und die schöne (oder auch nicht) Hülle allein ist sicher noch kein ausreichender Kaufgrund - woher also weiß der Leser, dass sich der Kauf lohnt? Noch dazu, wo die Reihe auf Erstlingswerke beschränkt ist - ergo auf völlig unbekannte Autoren -, während es thematisch anscheinend überhaupt keine Beschränkungen gibt?
"Das führen wir auf einen Mangel an Öffentlichkeit zurück." Nein, das ist ein Mangel an überzeugenden Argumenten.
Verlagsleute, die ihn gefunden haben:
„ VERLAG SERIE945756 UND DER STEIN DER WEISEN“
Sorry Leute, lange nicht mehr so herzlich gelacht…
Erst mal schönes Branchen–Bashing und selber keine Ahnung vom Buchhandel, Vertrieb etc.
ABER: Alles Gute für den weiteren Lebensweg ;) von mir
Aus allen Kommentaren (außer Ihrem) spricht die Erfahrung und Kompetenz.
Jede Kritik an einer offensichtlich nicht zuende gedachten Idee als "Verachtung des Neuen und Unbekannten" zu verunglimpfen, ist nicht nur unsachlich, sondern auch innovationsfeindlich, denn es stellt jeden noch so weit hergeholten Unsinn auf eine Stufe mit hart erarbeiteten und durch zahllose Iterationsprozesse gelaufenen Neuerungen. Eine wirkliche Innovation ist nicht einfach bloß "neu und unbekannt", sondern "besser als das Althergebrachte" in mindestens einem erfolgsrelevanten Punkt. Und das kann ich bei der hier vorgestellten Idee beim besten Willen nicht erkennen.