Die Sonntagsfrage

Was geht Ihnen zum Stomps-Preis durch den Kopf, Herr Zapletal?

30. Juni 2017
von Börsenblatt
Svato Zapletal wurde mit dem V.O. Stomps-Preis für sein hochwertiges buchkünstlerisches Werk ausgezeichnet. Am Messestand hat er seine Gedanken zur Minipressen-Messe, dem Stomps-Preis und seiner Verlagsaktivität mit boersenblatt.net geteilt.

Die Honorierung mit dem Stomps-Preis ist viel mehr als ein Preisgeld von 3.500 Euro, sondern ein Schulterklopfer, ein „Du bist würdig“. Von den vielen Gratulationen tut mir bereits die Hand weh. Vielleicht gibt es jetzt mehr Aufmerksamkeit von Sammlern, vielleicht kaufen manche Kunden jetzt mehr? Unsere Beziehung zu den Sammlern von Kunstdrucken und Buchkunst ist eine symbiotische. 71 Bücher sind im Svato Verlag erschien, seit dem achten Buch mit wenigen Ausnahmen aus meiner Hand. Ich komme aus der freien Kunst und mag das Heitere: In unserer Morgenstern-Ausgabe, Auszüge aus den „Galgenliedern“, die ich illustriert und gesetzt habe, kann ich zum Beispiel herumblödeln. Ich drucke auf Andruckpressen, bei den ersten Büchern auch am Tiegel. In den „Galgenliedern“ kommt die Mitternachtsmaus vor, darum ist das Buch in Malerfilz gebunden – Mäuse lieben es, sich aus filzigem Material ein Nest zu bauen. Ganz anders bin ich bei Hans Magnus Enzensbergers „Heureka!“ verfahren. Ich liebe Holzschnitte und figurative Darstellungen, hier musste ich aber auf abstrahierte wissenschaftliche Grafiken zurückgreifen – sehen Sie diese bunten Linien? Das waren einmal zum Beispiel einmal Herzfrequenzen oder Börsenkurse – sie sind nach einem ganz bestimmten Farbmuster gestaltet. Mein Lieblingsbuch aus 40 Jahren Verlagsgeschichte ist aber Georg Heyms Gedichtband „Umbra Vitae“, gedruckt auf Andruckpapier – 25 Unikate seinerzeit, leider bereits vergriffen! Hier sieht man die Natur, das Material arbeiten. Echtes Handwerk und der Funken des Unplanbaren, das ist besonders spannend.