Dieter Bührnheim widmet einen großen Teil seiner Leipziger 260-Quadratmeter-Wohnung, den ehemaligen Räumen des Verlags Faber & Faber, der Literatur. Rund 10.000 Bücher, überwiegend handsigniert, bietet er in seinem Antiquariat an. Gleichzeitig findet dort in der Mozartstraße 8 regelmäßig ein Literatursalon statt. Für sein Engagement wird er am 5. Oktober in Heidelberg mit dem Deutschen Buchhandlungspreis ausgezeichnet. Dabei galt Bühnheims Interesse zunächst gar nicht dem Sammeln signierter Bücher, sondern Ersttagsbriefen.
Als Bührnheim dem bereits 1980 verstorbenen Autor Henry Miller einen Ersttagsbrief mit der Bitte um eine Signatur übersandte, legte der ihm mit deutlichen Worten nahe, statt signierter Ersttagsbriefe lieber signierte Bücher zu sammeln. Und damit begann vor über 40 Jahren die Leidenschaft des Antiquars – das Zusammentragen signierter Bücher. Die Unterschriften besorgt er nicht nur vor Ort wie zum Beispiel auf Messen, sondern er verschickt auch Titel. "Wenn ich Bücher zum Signieren versende, kommen aus Deutschland circa 95% zurück, aus dem Rest der Welt maximal 40%. Das mach ich heute immer noch so, damit der Reiz dableibt", erzählt der Buchhändler lachend.
Die wenigsten Kunden des Antiquariats kaufen vor Ort: "Nur fünf Prozent kommen persönlich. Die meisten Bestellungen erreichen mich per Telefon und Mail. Und natürlich über diverse Portale wie ZVAB, ansonsten ließe sich das Antiquariat nicht finanzieren." Unter den leidenschaftlichen Sammlern hat sich "Bührnheims Antiquariat und Literatursalon" rumgesprochen, schließlich gehört seins zu den wenigen Antiquariaten Deutschlands, dass signierte Bücher vertreibt.
Mit dem Umzug in die ehemaligen Räume des früheren Verlags Faber & Faber im Jahr 2008 fiel ebenfalls der Startschuss für Bührnheims Literatursalon, der meist monatlich stattfindet. Auch im Rahmen dessen verkauft Bührnheim bei einem Büchertisch Literatur, natürlich thematisch passend zum Abend. "Mit den Titeln, die wir beim Literatursalon verkaufen, finanzieren wir einen geringen Teil des Abends. Das Angebot ist dreigeteilt. Wir begrüßen als Gäste Schriftsteller, die aus ihren Werken lesen und von einem Moderator interviewt werden, aber auch jedes Jahr zwei oder drei Verleger sowie bekannte Persönlichkeiten, die nicht aus ihrem Beruf, sondern von ihrem Hobby berichten." Alt bekannt und doch neu. Nur einen Wunsch konnte sich Bührnheim nicht erfüllen. Gern hätte er einmal Christa Wolf in seinen Räumen begrüßt, der Kontakt bestand zwar, doch die Autorin war damals bereits zu krank für den gemeinsamen Austausch.
Bevor der Antiquar sich am 5. Oktober über die Auszeichnung freuen darf und die Höhe des Preisgeldes erfährt, findet natürlich auch nochmal ein literarischer Salon statt. Holger Gemmer spricht mit Journalistin Monika Zimmermann über ihre journalistischen Erfahrungen und ihren neuen Titel "Unter lauter Leuten."
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