Deutsche Schillerstiftung

Ehrengaben für Thomas Melle und Anna Katherina Hahn

8. Dezember 2017
von Börsenblatt
Der Schriftsteller Thomas Melle erhält 2018 die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung von 1859, verbunden mit einem Preisgeld von 10.000 Euro. An die Autorin Anna Katharina Hahn geht die Ehrengabe der Kester-Haeusler-Stiftung 2018 (6.000 Euro).

Das teilte die Deutsche Schillerstiftung mit. Thomas Melle, geboren 1975 in Bonn, debütierte 2007 mit dem Erzählband "Raumforderungen". In den Jahren 2011 und 2014 folgten die Romane "Sickster" und "3000 Euro". Einem größeren Publikum wurde er 2016 mit seinem Buch "Die Welt im Rücken" bekannt, mit dem er 2016 auf der Shortlist zum Deutschen Buchpreis stand (siehe Archiv).

Thomas Melle habe sich zu einer der eindringlichsten Stimmen der jüngeren Literatur entwickelt – seine Texte erzählen schonungslos aus der gehetzten Gegenwart Berlins im jungen 21. Jahrhundert, getragen von einer Sprache, die unterschiedlichste Register souverän einzusetzen weiß. Schon in seinem Debüt "Sickster" vermeide Melle den selbstgefälligen Berlin-Roman eines abgeklärten, orientierungslosen Hauptstadt-Bewohners. Sein autobiografisch grundiertes Buch "Die Welt im Rücken" gehe weit über den selbstreferenziellen Krankheitsbericht eines bipolaren Mannes hinaus, es besteche nicht nur durch sein konzentriertes, reflektiertes Schreiben "um das eigene Leben", darüber hinaus sei es auch als ein grandioser Großstadtroman zu lesen. "Aus Melles gekonntem Erzählen mit seiner unbedingten Nähe zur Gegenwart entsteht ein Werk, das den Leser umstandslos in den Bann zieht", so die Deutsche Schillerstiftung.

Ehrengabe der Kester-Haeusler-Stiftung

Diese geht an Anna Katharina Hahn, geboren 1970 bei Stuttgart, hat bisher zwei Erzählbände ("Sommerloch", 2000; "Kavaliersdelikt", 2004) und drei Romane ("Kürzere Tage", 2009; "Am Schwarzen Berg", 2012; "Das Kleid meiner Mutter", 2016) veröffentlicht. Hahn könne wunderbar beobachten und verschiedene Milieus beschreiben. Sie erweise sich dabei auch als ausdauernde Chronistin ihrer Heimatstadt Stuttgart. Ihre Themen beziehe sie aus der Gegenwart, auch ihre Sprache sei zupackend heutig und zugleich an den literarischen Vorbildern der Vergangenheit geschult. "Hahn bricht Strukturen auf, täuscht Erwartungen, lässt märchenhafte Wendungen zu – und stets spielt dabei im Hintergrund die Literatur eine große Rolle, von der Schauerromantik bis zu Gottfried Benn", heißt es weiter. Denn letztlich gehe es ihr immer um die Beschreibung der lebensverändernden Kraft von Literatur und um die Veränderung der Literatur selbst.

Mit der Entscheidung folgte das Kuratorium der Deutschen Schillerstiftung von 1859 dem Votum ihrer Jury: Thomas Geiger, Norbert Hummelt, Katrin Lange, Antje Weber und Helge Pfannenschmidt.

Die Ehrengaben werden am 25. Mai 2018 in Weimar vergeben. Die Laudatio auf Thomas Melle hält Thomas Geiger, die auf Anna Katharina Hahn hält Antje Weber.