Buchhändler-Umfrage

Ist die Nachfrage nach Gedichtbänden gestiegen?

13. April 2015
von Börsenblatt
Der Lyrikband "Regentonnenvariationen" von Jan Wagner (Hanser Berlin) hat den Preis der Leipziger Buchmesse gewonnen - und ist in die Bestsellerliste Belletristik eingezogen. Strahlt der Erfolg auf die Poesie insgesamt ab? Ist die Nachfrage nach Gedichtbänden gestiegen? Wir haben im Sortiment nachgefragt.

Kurt Idrizovic, Buchhandlung am Obstmarkt, Augsburg:

„Bei uns gab es durch den Buchpreis von Jan Wagner ein lebhaftes Interesse an Lyrik. Der Autor selbst hat sich gut verkauft, aber auch andere Bücher aus dem Bereich Lyrik. Wir haben aber auch etwas dafür getan und entsprechend dekoriert und eine Veranstaltung zum Thema angeboten. Dabei haben wir auch auf den Augsburger Brecht gesetzt. Ansonsten sind bei uns eher die Klassiker wie Heine oder Hesse gefragt. Sie müssen aber auch da sein und wir haben als eher kleine Buchhandlung einen größeren Bereich für Lyrik. Bestellt wird dagegen kaum etwas.“

Klaus Bittner, Buchhandlung Klaus Bittner, Köln:

„Bei uns ist die große Nachfrage nach Lyrik ein Normalzustand, da hat sich jetzt durch den Buchpreis nichts verändert. Natürlich ist Jan Wagner in all seinen Bänden jetzt häufig nachgefragt und er wird auch zu mir in die Buchhandlung kommen. Aber ansonsten verkaufen wir Lyrik querbeet. Wir haben mehrere Regalmeter Lyrik und sehen das auch als Schwerpunkt an, der sich gut verkauft. Ich versende beispielsweise immer ein Gedicht des Monats, auf das unsere Kunden schon warten und dann auch entsprechend die Autoren bei uns kaufen.“

Ute Hentschel, Buchhandlung Hentschel, Burscheid:

„Bei uns hat sich durch den Buchpreis an Jan Wagner nichts im Bereich Lyrik geändert. Wir hatten einige Bände von Jan Wagner bei uns im Laden, die auch nachgefragt wurden. Aber ansonsten war und ist Lyrik ein bei uns wenig nachgefragter Bereich. Und wenn Lyrik verlangt wird, dann eher aus dem heiteren, klassischen Bereich und in Form von Geschenkbüchern, die als Mitbringsel eingesetzt werden.“

Sabine Brauer-Seiffert, Buchhandlung Seiffert in Leinfelden-Echterdingen:

„Der Autor selbst wird bei uns nachgefragt, aber bei der Lyrik auf breiter Front hat sich beim Verkauf nichts Wesentliches verändert. Allerdings habe ich das Gefühl, dass die Zeit mal wieder reif wäre, eine Veranstaltung zum Thema Gedicht zu machen. Das würde jetzt wohl funktionieren. Bei uns geht Lyrik, wenn sie nachgefragt wird, in die Richtung Klassiker. Gefragt sind da vor allem Gedichtsammlungen.“

Torsten Lager, Bücherstube Fuhlsbüttel, Hamburg:

„Wir haben eine wenige Exemplare von Jan Wagner verkauft, aber die Nachfrage war geringer als bei anderen Buchpreis-Gewinnern. Lyrik ist bei uns ein kleines, schwieriges Feld geblieben, das sich auch nach dem Buchpreis kaum im Verkauf niederschlägt. Gefragt sind ab und zu Anthologien wie beispielsweise von Reclam und Themen wie Frühlingsgedichte und ähnliches. Beim Geschenkbuch gibt es durchaus eine Nachfrage, solche Bücher muss man vor Ort haben. Aber auch hier ist das Geschäft sehr überschaubar.“

 

Johannes Steinhöfel, Buchhandlung Eckermann, Weimar:

„Wir haben wegen des Buchpreises im Bereich Lyrik kein Buch mehr als sonst verkauft. Die Nachfrage bei Jan Wagner war da, wir haben auch nachbestellt, aber es war weniger als im Bereich Roman. Grundsätzlich ist bei uns Lyrik gefragt, was aber auch daran liegt, dass wir hier in Weimar sind und die Touristen vor Ort haben. Das gilt für die Klassiker wie Goethe und Schiller, aber auch für aktuelle Lyriker aus der Region, wobei bei uns im Haus die Literarische Gesellschaft Thüringen ihren Sitz hat. Gefragt sind außerdem die heiteren Gedichte, die sich über den Preis und ihre Leichtigkeit gut verkaufen. Aber das hat nichts mit dem Buchpreis zu tun, sondern war vorher auch schon so.“

 

Katrin Föster, Buchhandlung WortReich, Meschede:

„Ich habe gerade einmal ein Buch von Jan Wagner verkauft und so ist die Wirkung dieses Buchpreises bei uns überhaupt nicht spürbar gewesen. Der Bereich Lyrik ist bei uns auch sehr überschaubar und wenig nachgefragt. Wenn dann sind es die Klassiker wie Goethe oder Schiller. Dazu kommen Geschenkbücher, aber auch in sehr kleinem Rahmen. Außerdem gibt es noch Gedichte im Bereich Kinder- bzw. Bilderbüchern, die gekauft werden.“