Buchempfehlung: „Mama Mafia“

Gauner wider Willen in New York

11. Februar 2017
Redaktion Börsenblatt
In Daniel Zahnos neuem Roman „Mama Mafia“ klaut ein Underdog ein nagelneues iPhone – und setzt ungewollt eine Lawine aus Katastrophen in Gang. Als Spielball wider Willen in den Machtkampf krimineller Clans hineingezogen, will Zahnos Held eigentlich doch nur eins: lieben.

Musiker Harvy ist ein New Yorker Überlebenskünstler: Mehrere Jobs, immer knapp bei Kasse, regelmäßige Termine beim Psychiater und der große Traum, mit seiner Band endlich richtig durchzustarten. Wie dumm, dass das Label schon lange keinen Finger für die „Racoons“ rührt – und der kleptomanische Harvy sich stattdessen mit gelegentlichen Diebstählen über Wasser hält.

Als er im größten Apple-Store der Welt ein iPhone mitgehen lässt – ein schöner Auftakt eines temporeichen Romans - wird sein Leben unvermittelt auf den Kopf gestellt: Harvy wird erpresst, und als er sich Hals über Kopf in die Freundin eines gemeingefährlichen und charmanten Gangsterbosses verliebt, dauert es auch nicht lange, bevor dem armen Kerl die Kugeln um die Ohren fliegen und die ersten Leichen entsorgt werden müssen … Dass der Mafiaboss Tony, dem Harvy heimlich Hörner aufsetzt, sich als großer Verehrer seiner Musik entpuppt und seinen Goldjungen und dessen Band groß rausbringen will, schiebt die herrlich abgedrehte Geschichte erst so richtig an. Denn wer wollte widersprechen, wenn der Unterweltboss vom Format eines Wohnzimmerschrankes sich etwas in seinen Kopf gesetzt hat? Was Tony will, bekommt er auch, sonst werden Schuhe aus Beton gegossen.

Zahno zelebriert in seinem Roman die Kunst des Tempowechsels und der Verknappung: Witzig, pointiert und überraschend wagt der Basler Schriftsteller Sprünge und Raffungen, es ist ein Roman wie eine Rennradfahrt durch New York City. Man merkt, hier wurde an einem Manuskript gestrichen, gestrichen, gestrichen. Zahno unterlegt seine fein ausbalancierte Gangsterkomödie mit zahlreichen Anspielungen und Reminiszenzen an Genreklassiker wie „Der Pate“ und „Pulp Fiction“. Dieser Drahtseilakt zwischen Komik und Kriminalgeschichte, zwischen Liebesroman und Klischee – Zahno meistert ihn bravourös. Unmöglich, die mit Sinn fürs Detail arrangierten Szenen nicht als Blockbuster im eigenen Kopf abzuspielen. Daniel Zahnos bester Roman sein „Die Geliebte des Gelatiere“ - und der erste des Baslers im Schöffling Verlag - ist packende Popcornliteratur ohne Durchhänger.

Daniel Zahno:
Mama Mafia
Roman
Schöffling Verlag
248 S., gebunden mit Lesebändchen
€ 20,00   €[A] 20,60
ISBN: 978-3-89561-012-7

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