Dea Loher erhält den Joseph-Breitbach-Preis für ihr gattungsübergreifendes Werk, das über zwanzig Theaterstücke, Hörspiele und Prosa umfasst. Für die Jury ist ihr „differenzierter Zugang zur Gewalt − im zwischenmenschlichen Zusammenhang oder im großen, gar weltpolitischen − kühn und einzigartig in der Literatur der Gegenwart.“ Die Jury urteilte weiter: „Ob es sich um den Missbrauch in einer Familie handelt, den Splitter im Kopf, der einen Rückkehrer aus dem Krieg im Nahen Osten explodieren lässt, ob sie sich mit der Verflechtung von sozialer Tristesse und krimineller Energie beschäftigt oder minutiös den Totschlag eines Jugendlichen rekonstruiert: immer bleibt Dea Loher nahe an den Figuren, zeigt, wie sich das Unerträgliche in das Bewusstsein der Beteiligten und der Zeugen frisst und doch Raum für ein poetisches Sprechen lässt. Schmerz und Trauer sind ihren kraftvollen Theaterstücken eingeschrieben. Dea Loher schreibt Welttheater, das ubiquitär verstanden werden kann. Es gelingt Dea Loher, das Theater und die Literatur, die in der Gegenwart weit auseinander gedriftet sind, auf glückliche Weise zu versöhnen. Das macht ihre Theaterarbeit so haltbar und widerständig gegenüber einer unangemessenen Regie.“
Über den Joseph-Breitbach-Preis
Der Breitbach-Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet am 22. September 2017 im Theater Koblenz statt.
Über die Autorin
Dea Loher wurde 1964 in Traunstein geboren. Sie studierte Germanistik und Philosophie in München. Loher lebt in Berlin.