Branchen-Monitor Buch Januar - März 2015

Ostern rettet das Quartal

15. April 2015
von Christina Schulte
Das erste Quartal des Jahres endet für den Buchhandel mit einem Plus von 2,4 Prozent. Auf die nächsten Monate blicken viele Sortimenter verhalten optimistisch.

Die Wende kam in Gestalt des Osterhasen und auf den letzten Metern, brachte dann aber so richtig Schwung in das Umsatzgeschehen: Nachdem die Einnahmen des Buchhandels im Januar und Februar hinter ihren Vorjahreswerten zurückgeblieben waren, gab es im März einen kräftigen Schub beim Barumsatz, sodass das erste Quartal für die Vertriebswege Sortiment, E-Commerce, Warenhaus und Bahnhofsbuchhandel mit einem Plus von 2,4 Prozent endete. Das geht aus dem Branchen-Monitor Buch hervor, den GfK Entertainment im Auftrag des Börsenvereins erstellt.

Der März bescherte den vier Absatzwegen einen Zuwachs von satten neun Prozent. Zurückzuführen ist das einerseits auf einen Verkaufstag mehr, andererseits auf das Ostergeschäft, das weitgehend im letzten Monat des Quartals über die Bühne ging − obwohl das Osterfest selbst in den April fiel und die Umsätze der Karwoche sich zum Teil wohl auch noch in der April-Abrechnung widerspiegeln werden. 2014 hatte sich das Ostergeschäft hingegen vollständig im April abgespielt. Beim März-Ergebnis darf zudem nicht vergessen werden, dass dem Aufschwung eine niedrige Basis zugrunde lag: Im März 2014 gab es wegen der damaligen Osterverschiebung Umsatzein­bußen von 17,8 Prozent.

Auch der Sortimentsbuchhandel für sich genommen konnte im März aufholen. Auf 7,3 Prozent belief sich dort der Anstieg im Bargeschäft. Mit solch einem Schlussspurt reicht es bei diesem Vertriebsweg für ein Quartalsergebnis von plus 1,6 Prozent. Das Rechnungsgeschäft pendelte sich auf minus 3,9 Prozent ein. Die Ausgangsbasis des Vorjahres war auch im Sortiment niedrig: Im März 2014 musste der Vertriebsweg ein Minus von 19 Prozent verkraften.

Der Branchen-Monitor Buch liefert Durchschnittswerte − persönliche Einschätzungen aus dem Sortiment gibt unsere Börsenblatt-Umfrage im Buchhandel wieder, bei der viele ­positive Stimmen zu hören sind: Für Norbert Hupbach von der gleichnamigen Buchhandlung in Dresden etwa war das erste Quartal "in Ordnung". Das Geschäft sei noch besser gelaufen als im Vorjahr und zudem die Kundenfrequenz gestiegen. Andere Händler berichten von starken Bestsellern oder besonderen Titeln, die ihre Kassen klingeln ließen (siehe Buchhändler­umfrage unten).

Über alle Absatzkanäle hinweg legten die Kinder- und Jugendbücher als klassische Geschenke für das Osternest mit einem Anstieg um 26,4 Prozent das beeindruckendste Ergebnis vor (siehe Grafik oben, rechts). Ebenfalls unter den ­Ostergaben befanden sich zahlreiche belletristische Titel, für diese Warengruppe ging es um neun Prozent nach oben. Gleiches gilt für Reiseführer und Sachbücher, die nur knapp an einem zehnprozentigen Zuwachs vorbeigeschlittert sind. Das einzige Minus hatte das Segment Geisteswissenschaften, Kunst und Musik zu verbuchen − die Einnahmen mit diesen Büchern gingen um knapp zwei Prozent zurück.

Bei den Editionsformen konnten vor allem die Hörbücher punkten. Die Erlöse mit Audiobooks kletterten um satte 16,8 Prozent nach oben, für das erste Quartal steht immerhin ein Plus von 4,2 Prozent in der Endabrechnung. Hard- und Softcover verzeichneten eine Steigerung von knapp zehn Prozent, bei Taschenbüchern schlugen Mehreinnahmen von 5,3 Prozent zu Buche.

Im Sortimentsbuchhandel  zeigt sich ein ähnliches Bild, auch dort erreichten Kinder- und Jugendbücher sowie Sach- und Reisebücher die stärksten Zuwächse. Wie der gesamte Buchhandel ohne Berücksichtigung der saisonalen Schwankungen dasteht, wird sich im April zeigen – für einen belastbaren Vergleich mit den ersten vier Monaten des Vorjahres müssen die April-Zahlen noch abgewartet werden.

Buchhändlerumfrage zum 1. Quartal 2015

Sven Kehl, Buchhandlung Pegasos, Lampertheim:
"Für unsere Buchhandlung war das erste Quartal nicht so erfreulich, wir hatten im Vergleich zum Vorjahr Einbußen von etwa zwei Prozent. Damit ist 2015 das dritte Jahr in Folge mit einem Rückgang beim Geschäft. Für kleine Einzelhändler ist es in der Metropolregion Rhein-Neckar nicht gerade einfach. Bei der Ertragslage konnten wir uns allerdings stabilisieren, weil wir eBuch-Mitglied geworden sind."

Karola Schitz, Buchhandlung am Marienplatz, Schwerin:
Bei uns lief das erste Quartal eher bescheiden – und schlechter als im Vorjahr. Was die Gründe angeht, kann ich nur vermuten, dass die Kaufzurückhaltung der Kunden bei uns in Mecklenburg-Vorpommern immer weiter zunimmt.  Alles wird teurer und irgendwo müssen die Menschen sparen. Dazu kommen die Konkurrenten aus dem Internet und mancherorts auch die Ramschpreise für Bücher. Betroffen sind vom Rückgang alle Bereiche, sogar das Taschenbuch."

Peter Peterknecht, Buchhandlung Peterknecht, Erfurt:
"Wir hatten einen Rückgang von 6,1 Prozent. Während der Barumsatz mit 1,2 Prozent trotz einer niedrigeren Kundenfrequenz mit 1,2 Prozent leicht gewachsen ist, haben wir beim Rechnungsumsatz ein kräftiges Minus von 12,39 Prozent. Das resultiert daraus, dass in Thüringen öffentliche Gelder noch nicht freigegeben wurden. Im Sortiment konnten wir beim Sachbuch und Kinderbuch Zuwächse verzeichen."

Jörg Johannsen, Sachsentor-Buchhandlung, Hamburg:
"Wir konnten den Umsatz leicht steigern und sind sehr zufrieden. Gründe liegen in einem starken Programm mit guten Titeln. Außerdem erzielen wir einen stetig steigenden Internetumsatz, sowohl über die Abholfächer als auch beim Direktversand. Gut war, dass Ostern so früh lag und wir das Geschäft noch im ersten Quartal mitnehmen konnten. Zufrieden sind wir auch mit unserem zweiten neueren Standort, der weiter gewachsen ist."

Heinrich Riethmüller, Osiandersche Buchhandlung, Tübingen:
"Mit dem ersten Quartal sind wir mit einer Umsatzsteigerung von zehn Prozent (inklusive Flächen­erweiterung) gegenüber dem Vorjahr zufrieden. Allerdings erwarten wir Ende April wegen des verschobenen Ostergeschäfts eine Relativierung dieser Zahlen. Vor allem die Warengruppen Kinderbuch, Belletristik und Reiseführer sind bei uns überdurchschnittlich stark gewachsen."

Ulrich Dombrowsky, Buchhandlung Ulrich Dombrowsky, Regensburg:
"Das erste Quartal ist in unserer Buchhandlung sehr gut gelaufen, im Vergleich zum Vorjahr gab es noch eine weitere Steigerung. Ein Grund dafür ist, dass wir uns der Gruppe 5plus angeschlossen haben. Außerdem haben wir drei Preise gewonnen. Das konnten wir öffentlichkeitswirksam vermarkten und als Impuls für unser Geschäft nutzen. Uns gibt es seit 30 Jahren, die lange und schwere Arbeit trägt jetzt Früchte."

Norbert Hupbach, Buchhandlung Hupbach, Dresden:
"Das erste Quartal war für uns in Ordnung. Das Geschäft hat sich noch besser entwickelt als im Vorjahr. Wir konnten auch die Kundenfrequenz steigern. Besonders gut war es in den Bereichen Belletristik und Kinderbuch. Grund für die gute Entwicklung ist eine Reihe starker Titel, die es so im Vorjahr nicht gegeben hat. Einzelne Highlights gibt es allerdings nicht."

Elisabeth Evertz, Buchhandlung Scheuermann, Duisburg:
"Die Bilanz fällt bei uns deutlich besser aus als im Vorjahr. Wir sind innerhalb unserer Straße umgezogen und haben nun eine höhere Kundenfrequenz, was sich ausgezahlt hat. Außerdem profitieren wir auch von Buchhandelsschließungen im Umfeld. Wir sind neben der Mayerschen nun die einzige Buchhandlung in der Innenstadt. Angezogen hat das Internetgeschäft, ebenso das Kinderbuch. Und das Hörbuch hat sich wieder verbessert."