Auszeichnung für Kafka-Biografen

Reiner Stach erhält Joseph-Breitbach-Preis 2016

13. Mai 2016
Redaktion Börsenblatt
Reiner Stach erhält den mit 50.000 Euro dotierten Joseph-Breitbach-Preis 2016 "für sein herausragendes Gesamtwerk auf dem Feld der literarischen Biographie", gibt die Mainzer Akadenie der Wissenschaften und der Literatur bekannt. Die Auszeichnung wird am 16. September in Koblenz überreicht.

Mit dem dreibändigen Opus magnum über Franz Kafkas Leben und Schreiben habe Stach neue Maßstäbe für das Genre gesetzt, urteilte die Jury. Und fährt fort: "Mit Takt, Lebensklugheit und Empathie nähert sich der Autor Kafkas komplexer Persönlichkeit; fern von jedem Voyeurismus und von jeglicher Mystifizierung leuchtet er die geheimsten Winkel von Kafkas Psyche aus, ohne dem Schriftsteller sein Geheimnis zu nehmen. Diese über 2.000 Seiten umfassende Trilogie ist nicht nur akribisch recherchiert und kenntnisreich dokumentiert, sondern in ihrer Anschaulichkeit, atmosphärischen Dichte und psychologischen Subtilität selber ein großer literarischer Wurf; ein Werk, das das Zeitgeschehen – die Welt des deutschen Prager Judentums und den Anbruch der Moderne – ebenso wie die Personen in Kafkas Umfeld so lebendig vor Augen führt, als wären wir mittendrin."

Reiner Stach, 1951 in Rochlitz (Sachsen) geboren, studierte Philosophie, Mathematik und Literaturwissenschaft an der Universität Frankfurt am Main. 1985 wurde er dort im Fach Literaturwissenschaft promoviert und arbeitete von 1986 bis 1990 als Wissenschaftslektor beim S. Fischer Verlag. Von 1991 bis 1996 war er als Publizist und freier Lektor u.a. für die Verlage S. Fischer, Rowohlt und Metzler tätig. 1996 begann er an der Arbeit der dreibändigen Kafka-Biographie, er kuratierte eine Ausstellung zu Felice Bauer ("Kafkas Braut"), Tagungen zu Franz Kafka (u.a. im Deutschen Literaturarchiv Marbach) und konzipierte die weltweit meistbesuchte Kafka-Webseite unter dem Dach des S. Fischer Verlags, so die Mitteilung.

Stach wurde bereits mehrfach ausgezeichnet: Bayerischer Buchpreis (Kategorie Sachbuch, 2015), Bestes historisches Buch des Jahres: "Kafka. Die frühen Jahre" (ausgewählt von Historikern und Journalisten der Zeitschrift "DAMALS", 2015), Sonderpreis zum Heimito von Doderer-Literaturpreis (2008), Kulturförderpreis des Landschaftsverbandes Osnabrücker Land (2003).

Veröffentlichungen von Reiner Stach (in Auswahl): "Kafka. die frühen Jahre" (2014), "Kafka. Die Jahre der Erkenntnis" (2008), "Kafka. Die Jahre der Entscheidungen" (2002), "Ist das Kafka? 99 Fundstücke" (2012), "Zur Psychologie des Laufens" (1994), "Gottfried Bermann Fischer / Brigitte Bermann Fischer: Briefwechsel mit Autoren" (Hrsg., 1990), "Kafkas erotischer Mythos" (1987), "100 Jahre S. Fischer Verlag. 1886-1986. Kleine Verlagsgeschichte" (1986).

Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert. Die Verleihung findet am 16. September im Theater Koblenz statt. Die Laudatio hält Paul Ingendaay.

Zum Preis

Der Joseph-Breitbach-Preis wird seit 1998 jährlich von der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz und der Stiftung Joseph Breitbach in Vaduz an deutschsprachige Schriftsteller verliehen.

Zuletzt gewannen den Joseph-Breitbach-Preis: Michael Krüger (2010), Hans Joachim Schädlich (2011), Kurt Flasch (2012), Jenny Erpenbeck (2013), Navid Kermani (2014) und Thomas Lehr (2015).