Auszeichnung der Stadt Meersburg

Droste-Preis für Olga Flor

21. Februar 2018
von Börsenblatt
Die österreichische Autorin Olga Flor erhält den Droste-Preis 2018 der Stadt Meersburg. Der Literaturförderpreis geht an Julia Weber.

Mit Olga Flor erhalte eine Autorin den Droste-Preis, "die zu unseren Zeitproblemen Stellung bezieht", begründet die Jury ihre Wahl. Und fährt fort: "Akribisch analysierend nimmt sie sich in ihrem Werk der Abgründe unserer Wohlfühlgesellschaft an, der verzweifelten Einsamkeit des Individuums, kaltblütiger Machtgier, der Fragwürdigkeit von Identität in den neuen sozialen Medien und in ihrem jüngsten Roman des komplexen Beziehungsgeflechtes zwischen Mann und Frau." Mit ihrem essayistischen Interesse, der pointierten Gesellschaftsdiagnose und vor allem der experimentell-literarischen Anordnung der Protagonisten stehe ihr Werk in der Tradition von Robert Musil. Sie bekenne sich klar zu ihrer feministischen Stoßrichtung: "Auf den Spuren von Elfriede Jelinek und Marlene Streeruwitz wendet Olga Flor die klassischen feministischen Positionen in der Sprach-, Gesellschafts- und Genderkritik auf die heutige Zeit an. Für weibliches Schreiben eher unüblich, bedient sie sich bisweilen einer stark satirischen Sprachmaske und gibt – klar von James Joyce beeinflusst – dem Inneren Monolog breiten Raum", so die Jury.

Olga Flor wurde 1968 in Wien geboren und wuchs in Wien, Köln und Graz auf. Nach dem Abschluss eines Physikstudiums arbeitete sie im Multimedia Bereich. Seit 2004 ist sie freie Schriftstellerin. Sie schreibt Romane, Kurzprosa, Essays, Theater- und Musiktheaterarbeiten, für die sie vielfach ausgezeichnet wurde zuletzt mit dem Anton Wildgans Preis 2012, dem Outstanding Artist Award 2012 und dem Veza Canetti Preis 2014. Mit ihrem jüngsten Roman "Klartraum" (Jung u. Jung) schaffte sie es 2017 auf die Shortlist des österreichischen Buchpreises.

  • Der Droste-Preis ist mit 6.000 Euro dotiert.

Literaturförderpreis 2018 an Julia Weber

Die Schweizer Autorin Julia Weber wird für ihren Roman "Immer ist alles schön" (Limmat) ausgezeichnet. Dieser sei eines der besten Debüts der vergangenen Jahre. "Es ist ihr eine große literarische Leistung gelungen, eine Geschichte, die von Anfang an fesselt, die einen Sog entwickelt, dem die Leserschaft nicht entkommen kann", so die Jury in ihrer Begründung. Mit ihrer rhythmischen, teilweise sehr reduzierten Sprache und durchzogen von sanftem Humor schreibe die junge Autorin mit großem Einfühlungsvermögen und dennoch sehr klar und schonungslos direkt vom viel zu frühen Erwachsenwerden eines jungen Geschwisterpaares − entwickle dabei einen sehr eigenen und markanten Ton. Mit "Immer ist alles schön" sei Julia Weber ein sehr innerlicher und gleichsam aufwühlender Roman gelungen.

Mit dem Roman stand sie 2017 auf der Shortlist für den Schweizer Buchpreis und war im gleichen Jahr für den Hamburger Klaus-Michael Kühne-Preis nominiert.

  • Der Literaturförderpreis ist mit 4.000 Euro dotiert.

Die Verleihung beider Preise findet am 13. Mai, um 11 Uhr im Spiegelsaal des Neuen Schlosses in Meersburg statt − am letzten Tag der Droste-Literaturtage 2018 (10.-13. Mai).