Marie NDiaye wurde 1967 als Tochter einer Französin und eines Senegalesen in Pithiviers bei Orléans geboren. Seit 2007 lebt sie mit ihrem Mann, dem Schriftsteller Jean-Yves Cendrey, und ihren drei Kindern in Berlin.
In der Begründung der Jury für den Nelly-Sachs-Preis heißt es:
„Im Werk von Marie NDiaye ist Identität eine unsichere Sache. Das liegt an den familiären Urkonflikten, die sie in all ihren Büchern thematisiert - und ihrem Bewusstsein für die sozialen, politischen und moralischen Dimensionen der Probleme unserer Zeit. ... Die Zugehörigkeit zu einem Land oder einer Kultur spielt neben der zur Familie eine Nebenrolle. Denn Marie NDiaye überschreitet mit der Intensität ihrer Literatur mühelos alles, was sich unter Schlagworten wie Multikulturalität oder Integration scheinbar leicht fassen lässt. Bei NDiaye wird der Rassismus zu einer Metapher für den Egoismus, die Verrohung, die Machtgier oder die Verachtung, die überall auf der Welt regieren. Dabei bewahrt ihre von Mythen und Märchen gesättigte Literatur stets ein Geheimnis, weil sie schärfsten Realismus mit Übersinnlichem, Psychologie mit Rationalität mischt."
Die Autorin gilt als eine der erfolgreichsten französischen Gegenwartsdramatikerinnen. Sie hat zahlreiche Romane, Erzählungen und Theaterstücke geschrieben. Für den Roman "Rosie Carpe" wurde Marie NDiaye 2001 mit dem Prix Fémina ausgezeichnet, seit 2003 ist sie Autorin der Comédie francaise. Ihre Stücke werden zunehmend auch an deutschen Bühnen aufgeführt. Im Jahr 2009 wurde ihr für den Roman Trois femmes puissantes die höchste literarische Auszeichnung Frankreichs, der Prix Goncourt, verliehen. Die deutsche Übersetzung "Drei starke Frauen" erschien im Juni 2010, ebenso wie die ihrer anderen Werke, im Suhrkamp Verlag.