Around The World In 100 Bookshops

Liebeserklärung an den stationären Buchhandel

1. Juni 2016
von Börsenblatt
Am Sonntag verkündete Torsten Woywod die Fortführung seiner Reise "Around the World in 100 Bookshops" und erntete dafür in den sozialen Medien Beifall. Seine dazugehörige Crowdfunding-Kampagne hat hat bereits am selben Abend das Basisziel von 3.000 Euro überschritten. Ein Gespräch mit dem gelernten Buchhändler und YEA-Gewinner.

In den letzten Monaten hat sich einiges bei Torsten Woywod getan. Der Pressesprecher der Mayerschen und Gewinner des Young Excellence Awards reiste im Sommer 2015 unter dem Motto "Around the World in 100 Bookshops" durch zwölf Länder und besuchte 62 Buchhandlungen. Wenn das Buch zur Reise im Oktober bei Eden Books erscheinen wird, kommt Woywod gerade von der Fortsetzung zurück. Dieses Mal setzt er alles auf eine Karte: Wohnung und Job sind gekündigt, die grobe Route um die ganze Welt steht bereits fest.

Wie fühlt es sich an, alles hinter sich zu lassen und ins Ungewisse zu reisen?

Es ist ein ungewohntes Gefühl ... Meistens sind wir Menschen auf möglichst viel Sicherheit bedacht. Deshalb ist das auch kein Schritt, der mir total leicht fällt. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich ihn gehen muss. Ich bin kein Mensch, der am laufenden Band Bauchentscheidungen trifft, aber ich hatte das Gefühl, wenn ich es jetzt nicht mache, werde ich das mein ganzes Leben lang bereuen. Ich trage mich seit einem Jahr mit dem Wissen, was mir diese Reise im vergangenen Jahr gegeben hat. Wenn es eine Fortsetzung gibt, dann jetzt.

Wie entstand die Idee zur Reise, die 2015 zunächst durch Europa führte?

Zufällig. Ich habe für die Community von „Was liest du?“ einen Artikel mit dem Titel "Mein Traum vom Reisen – In Buchhandlungen um die Welt" geschrieben. Daraufhin sind die drei Reiseführerverlage Marco Polo, MairDumont und Lonley Planet auf mich zugekommen und haben mir angeboten, die Umsetzung mit einem Interrail Ticket für Europa zu unterstützen. Ich hab dann meinen kompletten Jahresurlaub am Stück genommen und bin durch Europa gereist.

Was ist die Herausforderung bei "Around the World in 100 Bookshops"?

Die Vorbereitungszeit war im vergangenen Jahr recht kurz. Von der Ankündigung bis zur Ausführung verging circa ein Monat und ich hab sowas ja vorher auch noch nie gemacht  - umso schöner war die Tour dann. Außerdem fühlt man sich ja nie ausreichend vorbereitet und hat immer ein bisschen Bedenken. Ich wusste nie wirklich, wo ich am nächsten Tag bin, was ich am nächsten Tag mache oder wo ich dann übernachte. Das war aber tatsächlich genau mein Ding.

In diesem Jahr sind die Vorbereitungen etwas weitreichender. Gebucht wird in der nächsten Woche, allerdings steht bereits ein grober Rahmen. Es geht nicht anders, da ganz andere Faktoren eine Rolle spielen, teilweise braucht man ein Visum. Außerdem wird die Reise mit einem Around-the-world-Ticket gebucht. Es gibt also auch feste Stationen. Die erste ist China, weil dort die strengsten Bedingungen herrschen. Danach geht es dann etwas flexibler weiter.

Im vergangenen Jahr haben mehr als zehntausend Menschen die Reise im Netz begleitet. Kam die Resonanz sehr überraschend?

Ich habe überhaupt nicht mit dieser Resonanz gerechnet. Das hat sich quasi verselbstständigt. Damals waren innerhalb dieser vier Wochen zehntausend Leute dabei, die mitgefiebert, mitgeschwärmt und mir Tipps gegeben haben. Geplant war die Tour bis Venedig (ca. 3 Wochen), danach bin ich spontan weitergereist und habe mich auf Empfehlungen verlassen. Ich habe gemerkt, dass die Faszination Buchhandel von vielen geteilt und erlebt wird und so war es möglich, ab und an gemeinsam auf Reisen zu gehen.

Im Herbst erscheint bei Eden Books nun das Buch zur Reise durch Europa. War der Schritt selbstverständlich?

Unter den vielen Lesern, die meine Reise im Netz begleitet haben, waren auch verschiedene Verlage, die meine Reise faszinierend fanden und die Idee hatten, dass man da ein schönes Buchprojekt draus machen könnte. Ich bin nicht mit dem Gedanken, ein Buch zu machen, auf Reisen gegangen. Aber ich fand die Idee dann aber sehr naheliegend, weil man einfach deutlich ausführlicher berichten kann – und das Medium Buch passt im Fall dieser Reise natürlich perfekt. Im Oktober will ich dann mit dem Buch durch die Buchhandlungen im deutschsprachigen Raum touren.

Momentan läuft eine Startnext-Kampagne zu "Around the World in 100 Bookshops". Werden darüber die Reisekosten finanziert?

Das Ziel von 3.000 Euro war schon am ersten Abend erreicht. Dass ich die Reise mache war meine eigene Entscheidung, deshalb finanziere ich auch die Reise selbst. Über die Crowdfunding-Aktion erhöhe ich die Möglichkeit, die Menschen durch die Technik noch unmittelbarer mitzunehmen. Die Reise soll "nacherlebbarer" werden. Ich möchte Videos von unterwegs posten und die Technik komplett ausreizen, zum Beispiel eine 360°-Kamera in eine Buchhandlung stellen. Grade bei diesem Projekt wäre es doch eine tolle Möglichkeit, wenn sich die Leute auch in der Buchhandlung frei bewegen und umsehen könnten. 

Ein Euro von jedem verkauften Buch werden dem Buchhandelsnachwuchs zugute kommen. Für die Spende muss das Buch im stationären Buchhandel gekauft worden sein und ein Foto davon mit dem Hashtag #Lieblingsbuchhandlng in den sozialen Netzwerken hochgeladen werden...

Richtig. Zunächst einmal habe ich die Spendensumme auf 1000 Euro begrenzt, da ich die Spende privat stemme. Azubis und Jungbuchhändler können mir schreiben, welchen jobbezogenen Wunsch sie sich mit diesem Geld erfüllen würden, das ich unter allen Bewerbern verlose. Gleichzeitig soll diese Aktion dem stationären Buchhandel zugute kommen, schließlich ist es ja auch eine Liebeserklärung an den stationären Buchhandel. Ich habe aber auch im Rahmen der Crowdfunding-Kampagne ein Fundingziel festgelegt und bekanntgegeben, dass ab einer Summer zwischen 6.500 Euro und 7.500 Euro ein Reinerlös zustande kommt. Auch hier kann man über weitere Spenden an den Buchhandelsnachwuchs nachdenken. Die genaue Umsetzung wird in den nächsten Wochen abgestimmt.